15.6.2024 tschirgant sky run
Autor: Bernie Manhard Bericht und alle Bilder auf
 
ber24
 

Wie ein langer Rücken erhebt sich der Tschirgant zwischen dem Inntal und dem Gurgltal. Der Tschirgant ist der Hauptgipfel des gleichnamigen Massivs, das vom Tschirgant im Südwesten bis zum Simmering im Nordosten verläuft. Besonders gut einsehen kann man seine gesamte Länge, wenn man vom Fernpass anreist. Nach der Ortschaft Nassereith bekommt man das gesamte Massiv und somit auch den etwa 11 Kilometer langen Grat oben auf dem Bergrücken präsentiert. Am westlichen Fuß des Gebirges liegt Imst, der Startort für den Tschirgant Sky Run.

Heuer startet die vierte Ausgabe der Veranstaltung. Nach 2022 bin ich zum zweiten Mal dabei und freue mich narrisch, weil ich ja weiß, was auf mich zu kommt. Unter vier Strecken kann am Samstag gewählt werden. Königsdisziplin ist der TS52 Ultra mit 52 Kilometern Länge und 3.500 Höhenmetern. Neben guter Kondition, sollte man auch Trittsicherheit mitbringen, beim Aufstieg zum Gipfel sind einige tricky Passagen zu bewältigen. Oben angekommen liegen dann die kompletten 11 km über den Rücken des Bergmassivs vor einem. Technisch etwas einfacher ist der TS42 Marathon mit etwa 43 km und 2200 Höhenmetern, wo nicht bis ganz oben auf den Gipfel des Tschirgant gelaufen wird und das Erlebnis auf dem Grat mit 4 km Länge auch kürzer ist. Beim TS26 Experience sind 26 km und 1.900 Höhenmeter zu bewältigen, wie der Ultra führt auch er durch das alpine Gelände und über den Gipfel. Für Einsteiger bietet sich der TS16 Adventure mit etwa 16 km und 800 Hm an, hier geht es nicht so hoch hinauf.

Start und Ziel liegen am Ortsrand von Imst am Sportzentrum. Hier können wir auch unsere Startunterlagen abholen. Das Sackerl ist gut gefüllt, neben der Startnummer befinden sich noch hochwertige Socken mit Veranstaltungslogo und einige nützliche Dinge, die man als Sportler gut gebrauchen kann, Obendrauf gibt es noch ein schönes Event-Shirt vom bekannten Sportartikelhersteller und Hauptsponsor.

Rosengarten Nightrace

Den Auftakt der Veranstaltung macht aber bereits am Freitagabend das Rosengarten Nightrace. Es führt nicht auf den Tschirgant sondern durch die Rosengartenschlucht im Herzen von Imst. 2.000 Meter und 250 Höhenmeter sind dabei durch die spektakuläre Klamm zu bewältigen, die beim TS52 und TS42 das finale Highlight bildet. Nur wird sie dabei von oben nach unten gelaufen.

Natürlich lasse ich mir das Spektakel nicht entgehen, obwohl das Starterfeld überschaubar ist. Gerade einmal 21 Racerinnen und Racer stehen auf der Startliste. Irgendwie kann ich das aber doch ganz gut nachvollziehen. Zwei Kilometer und 250 Höhenmeter hören sich in nackten Zahlen nicht besonders dramatisch an. Einmal vor Ort sieht das dann aber schon ganz anders aus. Neben den Passagen über Holzstege sind in erster Linie viele rustikale Abschnitte über Felsen und Geröll zu meistern. Zudem muss man bedenken, dass so ziemlich die meisten, wenn nicht gar alle, auch morgen bei einem der Hauptrennen am Start sein werden. Laktatparty nennt Veranstalter Lukas Kocher das.

Aus Zuschauersicht bietet es sich an, am Zielort zu starten und von dort abwärts in die Rosengartenschlucht zu wandern, so kann man nebenbei auch diese großartige Klamm besichtigen, was ich uneingeschränkt jedem empfehlen kann. In Hoch-Imst gibt es einen riesigen Parkplatz, direkt neben dem Zielbogen. Die Schlucht ist im Übrigen von Frühjahr bis Wintereinbruch kostenlos zu besichtigen.

Der Start für das Nightrace erfolgt um 19.30 Uhr in der Ortsmitte von Imst an der Johanneskirche, gestartet wird im 30-Sekunden-Abstand. Dadurch kann man sich auch während des Rennens gut in der Rosengartenschlucht bewegen und die Läuferinnen und Läufer von verschiedenen Positionen aus prima anfeuern. Bedingt durch die größeren Abstände, die im oberen Bereich schon entstanden sind, findet sich auch jederzeit problemlos eine Möglichkeit um nicht im Wege zu stehen, auf den doch oft auch sehr schmalen Stellen. In 13 Minuten bewältigen die Schnellsten den Durchlauf.

Thermen-Marathon
Munich Urban Trail
GaPa Trail
MM Nesselwang
tschirgant sky run
Allgäu Panorama M.


   
 
 
Tschirgant Sky Run

Gründlich vermiest, oder zumindest größere Sorgen bereitet haben mir unseren Renntag am Freitagabend leider noch sämtliche Wetter-Apps und Wetterberichte, die uns Starkregen und Gewitter für den gesamten Samstag vorhersagen, daher traue ich meinen Augen kaum, dass mein erster Blick aus dem Fenster am Morgen auf einen wolkenlosen blauen Himmel fällt.

Bis zum Start des TS52 um 6.30 Uhr ziehen dann doch langsam einige Wolken auf. Aber beim Kurz-Briefing vor dem Start gibt Lukas Kocher Entwarnung, die Gewitter bleiben aus, aber mit etwas Regen ist für den Nachmittag zu rechnen. Somit sind auch die Routen von keiner Änderung betroffen. Damit kann ich gut leben.

Die ersten die heute auf den Weg geschickt werden sind um 6.30 Uhr die knapp 100 Starter*innen des TS52. Direkt im Anschluss wird der Einlass in den Startkanal des Marathons geöffnet. Am Eingang wird die Pflichtausrüstung kontrolliert. Bei der Wettervorhersage muss natürlich eine Regenjacke mitgeführt werden, dazu ein Mobil-Telefon und ein Erste-Hilfe-Set mit Rettungsdecke. Alles durchaus verständlich und auch im üblichen Rahmen.

Beat aus der Schweiz spricht mich an: ich bin schuld, dass er da ist, er hat meinen Bericht von 2022 gelesen. So etwas freut mich natürlich und ich glaube kaum, dass er enttäuscht wird. Kurz vor 7.00 Uhr wird es langsam ernst. Mit AC/DC werden wir in verhaltener Lautstärke auf den „Highway to hell“ geschickt. Am Mittwoch habe ich die Jungs um Angus Young und Brian Johnson noch live im Olympiastadion in München erleben dürfen, so kommen gleich wieder freudige Erinnerungen auf.
Die ersten Meter zum Einlaufen sind gar nicht mal so angenehm, der Startkanal neben der Kletteranlage liegt bereits etwas tiefer und auch der gesamte erste Kilometer am Ortsrand von Imst führt immer schwach bergauf, so benötige ich etwas um in Schwung zu kommen. Nach einem rechtsknick auf die Gurgltalschleife wird es aber entspannter, wir rollen leicht abwärts.

Nach drei Kilometern erreichen wir den Wald und wenig später auch die erste wirkliche, aber noch nicht ernsthafte Steigung. In einem Bogen laufen wir am Südwesthang des Tschirgant entlang bis nach Karrösten. Genau unter uns verläuft hier der 5 km lange Roppener Tunnel der Inntalautobahn. Etwa einen Kilometer nach dem Ortsdurchlauf erreichen wir nach ca. 7 km unsere erste Labestation. Ganz ungewohnt wird bereits so früh Cola angeboten. Zusammen mit einem Stück Kuchen nehme ich das Angebot zu einem ersten Frühstück für mich gerne an. Während der Pause flitzt bereits der Führende des eine halbe Stunde nach uns gestarteten TS26 vorbei. Pause braucht er natürlich nicht.

Fast vom Start weg bin ich mit Karl-Walter unterwegs, ihn kennt von Veranstalterseite so ziemlich jeder Ordner, auch hier wird er wieder angesprochen. Bei jedem seiner Starts wurde er bisher als ältester Teilnehmer prämiert. Seinen Bekanntheitsstatus hat er aber bei seinem ersten Auftritt hier erlangt, als er sich oben auf dem Grat schwer verletzte und mit dem Heli ausgeflogen werden musste und darauf wird er auch immer wieder angesprochen. Das ist kein billiges Vergnügen, das man ohne eine dementsprechende Versicherung (wird hier auch vom Veranstalter angeboten) nicht ersetzt bekommt.

Ein schöner Forstweg führt uns durch den Tschirgantwald weiter aufwärts. Mittlerweile herrscht jetzt richtig Betrieb, immer mehr Läufer*innen des TS26-Feldes rücken von hinten auf. Gelegentliche Aussichten hinunter ins Gurgltal belegen, dass wir bereits einige Höhenmeter geschafft haben. Karl-Walter und ich lassen uns auch von den deutlich schnelleren TS26-igern nicht aus der Ruhe bringen und wir genießen die zwischenzeitlichen Panoramen. Ein Selfie auf einer Aussichtsplattform gehört dazu.
Eine Beschilderung führt nach rechts auf einen Geo-Lehrpfad, dieser führt auch an ehemaligen Stolleneingängen und Abraumhalden vorbei. Ab dem 15. Jahrhundert wurden am Tschirgant Blei, Silber und Zink abgebaut. Nach 9,5 km erreichen wir die Karröster Alm und auch unsere zweite Versorgungsstation. Vor dem Zelt ist eine erste Zwischenzeitmessung eingerichtet. Alle vier Routen führen bis hierher, die Starter*innen des TS16 haben aber ihren höchsten Punkt erreicht und dürfen sich auf einem anderen Weg wieder nach unten begeben.

Es wird spürbar steiler und nach Durchquerung einer sattgrünen Almwiese auch deutlich rustikaler. Nach gut 11 km erreichen wir die Streckentrennung. Ein Ordner passt gut darauf auf, dass die T52- und die T26-Läufer*innen ihrer Route nach rechts folgen. Auf dem technisch anspruchsvolleren Abschnitt, wird auf einem seilversicherten, leichten Klettersteig auch Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verlangt.

Nach der Trennung wird es für Karl-Walter und mich schlagartig ruhig, wir sind noch die restlichen in Sichtweite verbliebenen Marathonis, aber ich kann mich erinnern, es müssten schon noch ein paar hinter uns liegen. Hier auf etwa 2.000 m Höhe liegen sogar noch ein paar Restschneefelder, die es zu übersteigen gilt, dazu einige knifflige Geröllabschnitte. Der Schlussabschnitt führt uns auf einem Steig diagonal an der Bergflanke entlang durch Latschen auf den Grat. Das Gipfelkreuz des Tschirgant, sowie die geröllige und felsige Flanke des Tschirgant Gipfels liegen hier direkt vor uns. Ich versuche angestrengt, in der Felswüste noch Starter des TS26 auszumachen, kann aber niemand entdecken.

Am sogenannten „Frühstücksplatzl“ haben wir es geschafft und unseren höchsten Punkt auf dem Tschirgantgrat auf knapp über 2.200 m erreicht. Frisch hier oben. Von Gipfel herunter treffen hier auch die Teilnehmer*innen des Ultras und TS26 ein, die Ordner müssen wieder aufpassen, die Strecke des TS26 führt an einer Streckentrennung abwärts, während wir uns wieder mit der Ultrastrecke vereinen und gemeinsam auf dem Grat weiterlaufen. Die meisten Ultraläufer scheinen aber bereits durch zu sein, was den Abschnitt über den Grat für uns etwas beleben und sich natürlich auch auf meinen Fotos gut machen würde.

Bevor es weiter geht, muss ich natürlich erst einmal diese unglaubliche Aussicht genießen. Links in Laufrichtung liegt das Gurgltal, rechts das Oberinntal und das vordere Ötztal. Ganz im Süden zeigt sich die Silhouette des Alpenhautkammes mit teils noch weißen Spitzen. Es hat sich leider weiter zugezogen, aber noch ist es trocken und wir haben größtenteils freie Sicht, nur vereinzelte Wolken beeinträchtigen die Sicht nach unten.

Der vier Kilometer lange Streckenabschnitt auf dem Grat ist sicher das Highlight des Marathons und natürlich auch beim Ultra, nur haben sie noch ein paar Kilometer mehr zum Genießen. Zu Beginn wird der Pfad auf dem Grat aber erst einmal sehr alpin, was für mich und Karl-Walter bedeutet: Gas raus und im Hikingmodus weiter. Vor uns im Visier liegt das wieder etwas höher gelegene Haiminger Kreuz. Als Besonderheit weist der Bergrücken des Tschirgant gleich drei Gipfelkreuze auf, die den jeweils von den Orten Karres, Karrösten und Haiming aus zu sehenden, markantesten Punkt des Gebirges markieren. Das am höchsten gelegene ist das Karrer Gipfelkreuz auf 2.370 m Höhe, an dem der TS52 und TS26 vorbeiführen. Es steht aber nicht auf dem höchsten Punkt des Tschirgant, der liegt noch ein Stück weiter östlich und wird nur von einer Eisenstange markiert. Dazu gibt es noch das Karröster Kreuz das auf dem Vorgipfel auf 2.175 m steht.

Unser Weg zum Haiminger Kreuz ist felsig und nicht ungefährlich und man muss auch mal die Hände einsetzen um nach oben zu klettern. Karl-Walter hat ja noch ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel als ich und lässt hier noch mehr Vorsicht walten, so bleibt er immer weiter zurück. Aber ich bekomme bald neue Models vor die Linse, von hinten rücken Sarah und Isabella von der Ultrastrecke auf. Während einer Unterhaltung mit Isabella, stellen wir fest, dass sie aus Friedberg stammt und lange dort gelebt hat. Ja, so klein ist die Welt.

Nach dem Haiminger Kreuz und diesem kleinen Zwischenaufstieg durch felsiges Terrain geht es nun langsam abwärts und wir schlängeln uns durch Wälder von Latschenkiefern. Die sind meist nicht allzu hoch, so können wir auch immer wieder das Panorama nach unten einsehen. Nach etwa 3 km auf dem Grat erreichen wir die Baumgrenze, welche uns dann doch die Sicht nach unten stark einschränkt. Entschädigt werden wir dafür aber mit einem traumhaften Single-Trail durch lichten Bergwald über einen wunderbar zu laufenden weichen Wiesenboden. Nach 16,8 km erreichen wir auf 1.800 m Höhe unsere nächste Labe unweit der Haiminger Alm.

 
   
 

Den weiteren Weg muss ich leider alleine antreten, nach der Station trennen sich die Wege von Ultra und Marathon. Nach einem Kilometer Flachstück steht ein langer Downhill bis hinunter ins Tal an. Über 9 km führt uns eine Schotterstraße permanent abwärts, dabei verlieren wir fast genau 1.000 Höhenmeter. Das Gefälle auf den langgezogenen Serpentinen ist relativ kommod, wer will, kann es hier ordentlich krachen lassen. Ich cruise lieber in gemächlichem Tempo hinunter, so werde ich noch von einem Marathon-Nachzügler überholt. Hauptsache schön rollen, ist mir wichtig. Kurz bevor wir die Talsohle erreichen, wartet wieder eine Getränkestation auf uns. Vermutlich ist sie nur jetzt nicht mehr besetzt, aber die Kanister mit Iso-Getränk und Wasser sind noch reichlich gefüllt.

Im Tal dürfen wir auch etwas Asphaltluft schnuppern. Ein kleines Sträßchen führt uns über 2 km am Gurglbach entlang bis zu einer Unterführung unter der B179 durch. Wir bleiben weiter auf Asphalt. Leicht steigend geht es von Walchenbach bis zum Ortseingang von Tarrenz mit prima Aussicht nach unten auf die gerade zurückgelegte Strecke im Talbereich. Wo bleibt den Karl-Walter? Weit und breit niemand zu sehen. Mittlerweile sind hier auch ein paar Tröpfchen Regen dabei, die aber kaum stören.

Ab Tarrenz geht es wieder auf Trails, im Wald passieren wir zuerst den Tennisplatz und später die Sportanlage von Obtarrenz, immer mit leichter Aufwärtstendenz. Nach etwa 34 km kann ich im Wald einen Läufer ausmachen und wenig später sind wir wieder mit der Ultrastrecke vereint. Ich würde mir wieder etwas Belebung wünschen, aber auch das Feld des TS52 ist weit auseinandergezogen, so bleibt es bei spärlichen Begegnungen. Dafür sind die kupierten Wege und Pfade in dieser „grünen Hölle“ erste Sahne.

Über Jahrtausende hat der Salvesenbach eine eindrucksvolle Schlucht in den Felsen gegraben. Am „Hohen Übergang“ (km 34) überqueren wir die Salvesenschlucht. Von der stählernen Brücke hat man einen atemberaubenden Blick 40 Meter tief in die Schlucht. Eine Treppe führt uns steil nach oben.

Von meiner letzten Teilnahme her, kann ich mich noch gut daran erinnern, dass uns bis zu unserem finalen Glanzpunkt, der Rosengartenschlucht, auch noch ein letzter Anstieg bevorsteht. Nicht mehr so wild, aber am Ende eines Marathons spürt man ja jeden Hügel. So bin ich ganz verwundert, dass wir nach ersten Aufstiegsmetern den Weg nach unten einschlagen. Nach etwa 500 Metern erreichen wir bereits einen etwas höher gelegenen Ortsteil von Imst und queren oder laufen dabei auch teilweise auf der Zubringerstraße nach Hoch-Imst, nur eben immer weiter abwärts. Der Abschnitt war definitiv 2022 nicht Teil der Strecke. Je weiter wir im Ort runterkommen, umso mehr Sorgen mache ich mir, ob nicht sogar die Rosengartenschlucht gestrichen wurde. Es war die Rede von einer kleinen Streckenänderung.

Im Ort stehen ein Ordner und eine Ordnerin und weisen uns den Weg, ich frage sie mal ganz vorsichtig, wann wir denn durch die Rosengartenschlucht laufen? „Oben ist eine Baustelle, daher musste die Strecke kurzfristig geändert werden. Es geht jetzt zwei Kilometer bergauf.“ Bekomme ich zur Antwort. „Wie jetzt?“ Ich bin fast geschockt, das ist ja eine beinharte Überraschung.

An der parallel zur Rosengartenschlucht verlaufenden Hachleschlucht entlang führt uns ein schmaler Pfad kräftig nach oben. Sehr schön, auch mit interessanten Ausblicken, aber ich bin mental nicht mehr darauf eingestellt, so weit aufzusteigen, so beschäftigt mich das den gesamten Anstieg. Am Ende bringt uns die Umleitung ca. 1,5 km und 200 zusätzliche Höhenmeter ein.

Über den großen Parkplatz von Hoch-Imst gelangen wir zum Zulauf in die Rosengartenschlucht. Das Wetter ist heute nicht mehr so prickelnd – hin und wieder gibt es leichte Schauer – das hält wohl viele Besucher davon ab vorbeizuschauen. Gut für uns, so haben wir die Klamm fast für uns allein und können ungehindert, ohne etwaige Ausweichmanöver, durch die Klamm brausen. Aber Vorsicht ist geboten, die nassen Felsen sind sehr rutschig.

Obwohl ich gestern bereits da war, freue mich heute genauso wieder. Die Schlucht ist einfach jedes Mal ein absolutes Highlight. An zerklüfteten Felswänden und wild tosenden Wasserfällen, sprudelnden Wasserlöchern vorbei, über Holzstege, Stahlbrücken, Felstunnel und Naturstufen geht es abwechslungsreich und spektakulär bis in den Ortskern von Imst. Zwischendrin darf auch etwas hochgeklettert werden. Der Schinderbach hat die Rosengartenschlucht in Jahrmillionen durch die Felsenrücken der Imster Mittelgebirgsterrassen herausgearbeitet.

Unmittelbar nach dem offiziellen Eingang am Stadtrand liegt links von uns ein einzigartiges Häuserensemble, das sich an den Berg, genauer noch in den Berg drückt: die Bergl-Häuser. Diese einmalige Häuserzeile wurde in den riesigen, urzeitlichen Schotterhaufen gebaut. Die Beschaffenheit des Bergl besteht aus einem Haufen zusammengepresster runder Steine, die der Inntalgletscher vor etwa 30.000 Jahren hier liegen gelassen hat.

Nach längerer Einsamkeit bekomme ich jetzt auch wieder einige Läufer von der Ultrastrecke zu Gesicht, so habe ich für die verbleibenden 2 km bis zum Ziel noch ein paar Läufer um und vor mir. Eine letzte Runde führt uns noch um das gesamte Sportzentrum mit der auffälligen Kletterwand und zum abschließenden kurzen Aufstieg bis zum Zielbogen.

Das Wettertiming für mich hat gepasst, es fängt jetzt durchgehend leicht zu regnen an. Ich bin happy, die beinharte Umleitung ist vergessen und trotz Streckenverlängerung auf fast 45 km habe ich es geschafft, deutlich unter 9 Stunden zu bleiben. Das Zeitlimit für den TS42 liegt bei 10 Stunden, das wird aber nicht ganz so ernst genommen.
Nur spärlich treffen so nach und nach weitere Läuferinnen und Läufer im Ziel ein, der Zielschluss ist auf 19.00 Uhr festgelegt, somit haben die Ultras 12:30 Std. Zeit.          Um 17 Uhr finden zwischendrin bereits die Siegerehrungen statt. Bei dem Wetter muss improvisiert werden, aber auch in dem kleinen Zelt ist Platz für die jeweils drei Erstplatzierten. Karl-Walter wird wieder mit seinen 74 Jahren als ältester Teilnehmer geehrt.

 
 
 
Bernie
8:51:07
 
 
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Laufbericht 2022 2004 Gratwanderung | Bernie Manhard

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