19.7.2014 Eiger Ultra Trail  
Autor: Bernie Manhard   Bericht mit 250 Bildern auf
 
 
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Bis Ende des 19. Jahrhunderts reichten der Untere und der Obere Grindelwald-gletscher praktisch bis an die Türen der Wohnhäuser von Grindelwald und man rühmte sich als das Gletscherdorf am Fuße der Eiger-Nordwand. Im vergangenen Jahrhundert hat vor allem der Alpinismus dazu beigetragen den Namen Grindelwald in der ganzen Welt bekannt zu machen. Für Aufsehen in jüngster Zeit sorgte im Vorjahr der Eiger Ultra Trail, ohne dass dazu die berüchtigte Nordwand bezwungen werden musste. Aus 40 Nationen sind heuer die Teilnehmer vertreten, die weiteste Anreise kommt praktisch vom anderen Ende der Welt, aus Neuseeland.

Zugetraut haben den Machern Ralph Näf und Marcel Marti den Erfolg nicht viele, am wenigsten Einheimische, Gemeinde und Hoteliers. Zumindest war man skeptisch. 300 Läufer wollte man im Premierenjahr erreichen, mit 1150 Meldungen konnte aber auf Anhieb ein Ausverkauf aller Startplätze erreicht werden.

Für 2014 sieht die Sache nicht anders aus, bereits im Februar musste die Anmeldung für die Läufe über 101 und 51 Kilometer geschlossen werden. Freie Plätze gab es nur noch für die 16 Kilometer. Heute sind die aber auch vergeben, somit sind wieder – trotz Erhöhung des Kontingents – restlos alle Startplätze vergeben. Über 1600 Meldungen stehen heuer in den Listen. Somit der Aufruf an alle Interessenten für 2015, wer dabei sein will, sollte nach Eröffnung der Anmeldung im Oktober nicht zu lange warten.

Gefühlsmäßig mitten in der Nacht, werde ich recht unsanft aus den Träumen gerissen, obwohl am Vortag noch schönstes Sommerwetter herrschte, scheint gerade ein Platzregen hernieder zu gehen. Ich kann das überhaupt nicht fassen und finde keinen Schlaf mehr, das Schauspiel muss ich mir vom Fenster aus ansehen. Was sich wie das Prasseln von Regen anhört, ist das Getrampel von 1000 Läuferbeinen. Genau 50 Meter neben meinem Hotelfenster führt die Laufstrecke vorbei.

Um 4:30 Uhr sind die 500 Läufer des E101 auf die Strecke gegangen. Zweieinhalb Stunden später sind dann wir dran. Die E51 Strecke ist zwar nur halb so lang, aber mindestens genauso beliebt. Eine Besonderheit weißt die E51-Strecke gegenüber den anderen aus, sie wird auch im Zweierteam, in der sogenannten Couples-Wertung ausgetragen. Die beiden Partner müssen gemeinsam die Strecke absolvieren und in das Ziel laufen.

Eigentlich beginnt der Eiger Ultra Trail für alle Teilnehmer ja bereits am Freitag. Die Ausgabe der Startunterlagen erfolgt erst, wenn jeder E101 & E51-Teilnehmer seine komplette Pflichtausrüstung vorgezeigt hat. Jedes vorgeschriebene Teil wird auch kontrolliert. Neben Startnummer, Stirnband und einigen Give aways ist noch ein Gutschein für einen Teller Pasta im Starterpaket enthalten, einlösen kann man diesen im nebenan aufgebauten Festzelt. Pflichttermine sind auch die Streckenbriefings im Kongresssaal um 19:45 Uhr für die Starter des E101, eine halbe Stunde später für die des E51. Alle passen einfach nicht gleichzeitig in den Saal.

Aufstieg zur Grossen Scheidegg

Nachdem alle Vorbereitungen und Einweisungen bereits am Vortag stattgefunden haben, reicht es mir locker erst eine viertel Stunde vor dem Startschuss auf dem Sportgelände von Grindelwald einzutreffen. Noch befinden wir uns im Schatten der mächtigen Wand des Eiger, aber der strahlend blaue Himmel und die Wettervorhersagen künden uns hohe Temperaturen im Laufe des Tages an. Die ebenfalls in den Startunterlagen enthaltene Tube „Eiger Sonne“ mit Lichtschutzfaktor 30 zeugt von großer Weitsicht der Organisatoren.

Der Start erfolgt pünktlich um 7 Uhr. Persönlich schätze ich es ja immer, wenn es erstmal eine erste flachere Einrollphase gibt. Beim Eiger Ultra Trail ist das nicht der Fall, vom Fleck weg geht es ansteigend durch den Ort. Natürlich sind wir jetzt noch alle frisch und gut drauf, so fällt die mäßige Steigung noch nicht ins Gewicht. Für die komplette Runde des E51 gibt es ein Zeitlimit von 14 Stunden. Die Anfangskilometer auf noch komfortablen Asphalt- und breiteren Naturwegen werden noch niemanden den Schnitt vermasseln.

Nach etwa zwei Kilometer kommt die erste Engstelle, beim Briefing gestern Abend wurden wir schon darauf vorbereitet. Der schmale Übergang über einen kleinen Nebenarm der Schwarzen Lütschine kann nur hintereinander passiert werden. Vom Veranstalter ist hier auch ein ausdrückliches Überholverbot mit Strafzeitankündigung ausgesprochen worden.

Startplatz unterm Eiger   Teilnehmer aus der ganzen Welt am Start   Start 7 Uhr
Vom Start weg bergauf   Stau nach zwei Kilometern   Stauursache
 

An den Flanken des Wetterhorns nimmt die Steigung spürbar zu. In Serpentinen geht es über Alpweiden auf Singletrails nach oben. Noch spendet uns die gewaltige Felswand Schatten, so empfinde ich die Temperaturen als sehr angenehm.

An unserer ersten Verpflegungsstelle an der Grossen Scheidegg sind die ersten 7 km absolviert, dazu haben wir bereits etwa 1000 von insgesamt 3100 Höhenmetern des E51 geschafft. Beim Überqueren der Teerstraße werde ich vom Fahrer des gelben Postbusses per Hupe darauf hingewiesen, dass hier auch Fahrzeuge unterwegs sind. Die Passhöhe verbindet Grindelwald mit Meiringen im Haslital. Die auf beiden Seiten des Passes lediglich 3 Meter breite Straße ist allerdings für sonstige Kfz gesperrt, zählt aber zu einer beliebten Route für Rennradler.

Uns bietet sich hier eine erste wunderbare Aussicht aufs Tal und die umgebenden Felswände von Wetterhorn, Schreckhorn und Eiger. Im Gegensatz zur Kleinen Scheidegg liegt die Grosse Scheidegg paradoxer Weise sogar etwa 100 Meter niedriger und ist zudem auch weniger besucht als diese. Das Groß im Namen bezieht sich auf die größere Bedeutung, der Übergang ins Haslital war in älteren Zeiten für die Grindelwalder wichtiger im Vergleich zum Pass nach Wengen und ins Lauterbrunnental.

Übern First zum Faulhorn

In zunächst leichtem Auf und Ab führt unser Kurs weiter zum First, einer Verflachung des Südwest-Rückens zum Widderfeldgrätli. Wer hin und wieder einen Blick auf die zahlreich aufgestellten Wegweiser wirft, wird feststellen, dass neben den gelben Hinweistafeln auch eine Ausschilderung des Eiger Ultra Trail existiert. Die große Nachfrage bewog das Organisationskomitee dazu, den Kurs den ganzen Sommer erlebbar zu machen. In Zusammenarbeit mit den Gemeinden wurde die fixe Beschilderung über die kompletten 101 km der langen Strecke realisiert. 250 Wegweiser ermöglichen so Trainingsfleißigen auf der Originalstrecke zu trainieren. Die weißen Schilder sind mit einem grünen Aufkleber des Eiger Ultra Trail versehen.

Immer großartiger wird die Aussicht für uns nach vorne. Leuchtendweiß bauen sich die schnee- und eisbedeckten Bergriesen vor uns auf. Ich bin ja nicht der große Bergkenner und erkundige mich bei einem ortskundigen Mountainbiker welche Spitze denn nun genau der Eiger ist? Der erste markante auf den wir direkt zusteuern ist das Schreckhorn, dann kommen Eiger, Mönch und Jungfrau. Ich wäre da auf dem falschen Dampfer gewesen, sie sehen aber auch von der Position ziemlich ähnlich aus.

Schmale Bergpfade an Hängen entlang und Schotterstraßen wechseln sich in diesem Abschnitt immer wieder mal ab. Über eine Wiese erreichen wir die VP First. Das Verpflegungsangebot ist reichhaltig. Neben Energy-Gels und-Riegeln werden auch Brot, Kuchen und Früchte angeboten. Zur Getränkeaufnahme gibt es heuer eine Neuerung, es werden keine Becher mehr ausgeben, aus Gründen des Umweltschutzes. Beim Empfang der Startunterlagen wurde jedem ein Becher mitgegeben. Was für mich anfangs wie ein ganz gewöhnlicher zerbrechlicher Plastikbecher aussah, entpuppt sich im Verlaufe des Tages als wirklich unglaublich flexibles High-Tech-Teil das problemlos allen Anforderungen des Laufes gewachsen ist. Ich kann ihn außen in meinen Rucksack quetschen ohne irgendwelche Rücksichtnahme.

Ab First führt uns ein großzügig angelegter Weg in leichtem Auf und Ab zum Bachalpsee. Von seinem Ufer aus bietet sich ein herrliches Panorama auf die mit ewigem Eis bedeckten Berner Alpen, im Wasser spiegelt sich majestätisch, das mir jetzt schon bekannte, über 4000 Meter hohe Schreckhorn. Kein Wunder dass der Platz auch ein begehrter Ort eines Event-Fotografen ist. Die Bilder, die von jedem Teilnehmer geschossen werden können sich auch wirklich sehen lassen. Der See ist natürlichen Ursprungs und wird durch die Schneeschmelze und Niederschläge gefüllt, dass er bereits seit über 100 Jahren auch dazu dient, Energie für Grindelwald zu erzeugen, fällt eigentlich niemand auf. Wir haben hier 16 km hinter uns.

Nach passieren einiger weiterer klitzekleiner Seen beginnt für mich einer der schönsten Abschnitte des Kurses. Nicht umsonst nennt sich die E51-Strecke auch Panorama Trail. Die Aussicht auf die jetzt direkt gegenüberliegenden Eiger, Mönch und Jungfrau ist einfach atemberaubend. Aufsteigend bewegen wir uns weiter bis zum Sattel Spitzen. Bis zum Übergang am Grad sind auch kleinere Kletterpartien zu absolvieren. Ich genehmige mir eine ein- oder zwei-Minütige Pause um die grandiose Aussicht zu genießen, kann da nicht einfach so vorbei laufen.

Auf Höhen, durchgängig über 2000 Metern, geht es abwärts weiter, meist mit traumhafter Panoramasicht hinunter ins Grindewaldtal. Nach durchqueren einiger technisch anspruchsvollen Felspassagen, Steintreppen und Geröllfelder traversieren wir in der Bonera den Bussalpbach. Nach etwa 21 km erreichen wir die dritte Labestation an der Oberläger Alm.

Eine Richtungsänderung um fast 180 Grad beschert uns den Ausblick auf das 2680 m hoch gelegene Gasthaus auf dem Gipfel des Faulhorns, das zugleich unser nächstes Ziel ist und auch den höchsten Punkt der beiden Langstrecken beinhaltet. Bisher hatte ich meine Stöcke noch am Rucksack verschnürt, hier lohnt sich der Einsatz in jedem Fall. Über der Waldgrenze gelegen zieht sich der Aufstieg über 3 km an einem durchgehend sonnigen Südhang nach oben. Der steile Abschnitt beinhaltet über 600 Höhenmeter. Aber zumindest hat man sein nächstes Etappenziel immer vor Augen und kann gut erkennen wie sich die Distanz verringert.

Die ersten des E101 und der E 51-Couples auf dem Gipfel bekommen in einer separaten Bergwertung von einem Sponsor je eine Kamera als Sonderpreis überreicht …ja, natürlich erst bei der Siegerehrung am Sonntag. Bei den langsameren schlägt dafür das Zeitlimit zu. 6:30 Stunden gilt es zu unterbieten.

Vor 200 Jahren wurde das Faulhorn noch als Damengipfel bezeichnet, weil es keine sonderlichen alpinistischen Schwierigkeiten bietet. Sein Name hat allerdings nichts mit Faulheit zu tun, sondern geht auf die lockeren Gesteinsschichten aus Mergel und Schiefer, den Fulen zurück, aus denen der Berg besteht. Das Berghotel auf dem Gipfel eröffnete bereits 1832, noch heute kann man die Zimmer fast unverändert beziehen. Im Winter führt ein Schlittelweg hinunter nach Grindelwald. Die 15 km lange Piste ist angeblich die längste Schlittenabfahrt der Welt.

Über den Rundumblick auf die Berner Alpen und die Seen im Tal muss ich jetzt wahrscheinlich nicht mehr viel erzählen, er ist einzigartig. An der VP wird uns auch warmer Tee geboten, reißenden Absatz findet der bei den heutigen Temperaturen aber nicht, obwohl hier oben doch ein leichter, kühlender Wind zu verspüren ist und somit recht angenehme Bedingungen schafft.

Stumme Zuseher   Bachalpsee und Schreckhorn   Herrlicher Trail
Berner Alpen Gesteinsfeld Genialer Blick ins Lütschental
Faulhorn im Visier Höchster Punkt der Strecke auf 2680 m Geniale Rundumsicht

Zur Schynigen Platte

Auf der anderen Seite der Gipfelkuppe verlassen wir das Faulhorn. Nach einem ersten rustikalen Bergabstück über Geröllhalden geht es zunächst auf gemäßigten Trails weiter. Zunehmend werden die schmalen Bergwege aber immer technisch anspruchsvoller. Oft sind gefährliche, felsige Stellen, teils sogar mit kleinen Restschneefeldern zu passieren, auf die aber meist mit Hinweistafeln aufmerksam gemacht wird. Über einen abschüssigen Hang gelangen wir zum Berghaus Männdlenen, hier ist für uns aber keine offizielle Versorgung vorgesehen, unsere Getränke-VP folgt erst etwa einen Kilometer später in Egg.

Bereits vor mehr als 100 Jahren war dieser Abschnitt von der Schynigen Platte bis zum Faulhorn herauf ein beliebter Wanderweg. Vor 1930 musste man aber ohne Zwischenverpflegungsmöglichkeit auskommen. Hans Weber, Betreiber einer kleinen Hühnerfarm, kam dadurch auf die Idee, etwa auf halber Strecke eine kleine Station zu errichten. Zuerst versuchte er nur mit einem Stuhl und einer Milchkanne die vorbeiziehenden Wanderer zu verpflegen. Natürlich war er den wechselhaften Wetterbedingungen ausgesetzt und so entschied er sich, das Hühnerhaus seiner kleinen Hühnerfarm nach Männdlenen zu transportieren. 1934 riss er dieses zu Hause ab und transportierte es mit Hilfe von Frondienstarbeitern, Packeseln und Pferden hier herauf. Die heutige Hütte wurde im Juli 2002 eröffnet und hat mit der Urhütte nichts mehr zu tun, sie wird aber von einigen immer noch als Weberhütte bezeichnet.

An den Flanken des Indri-Sägissa führt uns der Trail durch urwüchsige Karstlandschaft. Von unten leuchtet in blaugrün der Sägistalsee und ansatzweise auch der Brienzersee herauf. In voller Pracht zeigt sich dieser aber erst an einem Kammübergang unterhalb des Loucherhorn. Auch hier ist wieder eine Location die sich einer der Event-Fotograf nicht entgehen lässt. Ständig wechselnde Perspektiven und Aussichten lassen landschaftlich überhaupt keine Ermüdung aufkommen, da haben es die Beine bei den hohen Anforderungen nicht so leicht. Ein Treppenaufstieg steht ebenso auf dem Programm wie steile Bergab-Passagen.

An blühenden Almwiesen vorbei erreichen wir die Schynige Platte. An der über 100 Jahre alten Station der Schnynige-Platte-Bahn kommen wir aber nicht direkt vorbei. Die nostalgische Zahnradbahn wurde bereits 1893 eröffnet und 1914 elektrifiziert. Sie bringt noch heute ihre Mitfahrer mit liebevoll gepflegten, historischen Loks und Wagons in 1967 m Höhe. Betreuer von Läufern müssen zu uns an die Laufstrecke noch einen 20-minütigen Marsch in Kauf nehmen.

Ein besonderes Angebot konnte hierzu der Veranstalter den Begleitern bieten. Für einen Spezialpreis von 80 CHF konnten Freunde und Familienangehörige eine Fahrkarte erwerben, mit der am Veranstaltungstag die Züge der Berner Oberland-Bahn, alle involvierten Liftbetriebe und Bergbahnen sowie der Grindelwald Bus sooft benützt werden können wie man Lust hat.

Abstieg vom Faulhorn   Sägistalsee und Brienzersee   Kleines Schneefeld
Männdlenen Hütte Oberhalb Brienzersee Kamm zur Schynigen Platte

Abstieg ins Lütschental

Beim Einlaufen in die Labestelle werde ich überraschenderweise von Dieter begrüßt, auf der 101er Strecke unterwegs hat es ihn leider beim Abstieg vom Faulhorn im Geröll zerbröselt. Ein Doc muss gerade versuchen ob ein Finish noch zu retten ist. Nach der langen Überführung vom Faulhorn mit steigenden Temperaturen, benötige ich auch eine etwas längere Pause und genehmige mir erstmal eine Boullion. 35 Kilometer sind an der Station absolviert und die Cut-off-Zeit beträgt 10 Stunden. Da hab ich viel Luft und suche mir einen Platz in der Wiese.

100 Meter unterhalb des Ausgangs der VP sitzt Dieter und richtet bereits wieder seinen Knieverband. Ein Finish ist für ihn nicht mehr möglich, aber bis Burglauenen will er sich durchschlagen. Ich wünsche ihm viel Glück dabei. Es geht zwar überwiegend „nur“ mehr abwärts, die 9 km bis zur Station haben es aber in sich.

Ein löchriger Wiesentrail stellt zunächst einmal hohe Ansprüche an die Koordination, man hüpft praktisch von Grashöcker zu Grashöcker. Die Löcher dazwischen sind bestimmt 20 – 30 cm tief, ich bin konzentriert bei der Sache, möchte hier nicht abrutschen und mir den Fuß vertreten oder die Bänder überdehnen. Ab Baumgrenze wird es spürbar steiler, der Downhill auf einem Single-Trail durch den Wald ist kein Zuckerschlecken, aber wunderschön. Unterbrochen wird unser Abwärtsdrang auch immer wieder von deftigen Gegenanstiegen.

Ein Abschnitt über einen frisch gemähten Wiesenweg läuft sich zur Abwechslung aber wunderbar angenehm …zu angenehm, so schön im Laufen verpasse ich eine Spitzkehre und laufe noch etwa 200 Meter weiter einen Hang hinab. Dass hier keine Markierung mehr folgt, macht mich aber stutzig und auch die beiden, die dem Esel in etwas Abstand gefolgt sind halten ein. Sie kontrollieren oben die Strecke, finden die Markierung und beordern mich anschließend wieder zurück. Nur 200 Meter Verlaufen auf einem 51 km Trail ist ein Wert der mich nicht besonders tangiert, das ist immer mal drin. Dafür wartet aber vor einer Sennhütte ein herrlich, eiskalter Brunnen und den habe ich für mich ganz alleine.

Nach etwa 1000 negativen Höhenmetern ab Schynige Platte erreiche ich in Burglauenen (Km 44) die tiefste Stelle unseres Kurses. Für die Teilnehmer des E101 ist hier ihre Drop-Bag-Station in einem Zelt aufgebaut, wo Bekleidung gewechselt werden kann. Das Angebot an Verpflegung ist reichlich, wer einen Teller Nudeln haben will, wird auch bedient.

Endspurt

Der 7 Kilometer lange Schlussabschnitt führt uns an der Schwarzen Lütschine entlang, meist nur mäßig steigend zurück nach Grindelwald. Bis auf einige stärkere Anstiege, die ich zum Luftholen benötige, bin ich durchgängig auf der Überholspur. Die wenigsten wollen hier noch laufen. Erst jetzt im Tal bemerke ich die enorme Hitze, da haut’s mir beim rennen schon richtig den Dampf raus.

Den letzten nennenswerten Anstieg bekommen wir an der Ortsgrenze von Grindelwald serviert. Wer den noch laufen kann, ist ein zäher Hund oder muss heute wo anders gewesen sein. Unser verlängerter Zieleinlauf beginnt praktisch durch die Dorfstraße von Grindelwald, vielleicht 500 Meter dürften es sein, bis es nach rechts in den Veranstaltungsbereich und für ein paar Schlussmeter abwärts geht durch das Zielbanner.

Nach dem Zieldurchlauf darf jeder eine besondere Finishertrophäe in Empfang nehmen: Ein Stück Eiger. OK-Chef Ralph Näf persönlich, hat die in etwa 1500 benötigten kleinen Felsbrocken, oben am Eiger Gletscher gesammelt. Mit Loch und Bändel versehen, stellen sie eine wirklich außergewöhnliche Medaille dar, die in meiner Sammlung einen Ehrenplatz bekommt. Dazu überreicht man mir noch ein hochwertiges Finishershirt.
Nach weit über 10 Stunden Laufzeit bin ich fix und fertig und benötige erst einmal ein paar Minuten Erholungspause. Selbst der Zieleinlauf der Damensiegerin des E101 Francesca Canepa kann mich nicht aus der Horizontalen locken. Eigentlich würde ich sie schon gerne fotografieren, aber ich komme einfach gerade nicht hoch. Keine Frage, die 51 Kilometer sind eine große Herausforderung, abe rdie 14 Stunden Sollzeit sind sehr fair und auch für etwas langsamere Läufer zu bewerkstelligen.

Nach einer Dusche und zwei Stunden Erholung bin ich wieder fit und begebe mich zurück in den Ziel-Bereich um jetzt auch den Finishern des E101 zujubeln zu können. In längeren Minutenabständen tröpfeln sie so nach und nach ein. Franky und seine Truppe von schnellen Mädels und Jungs machen ordentlich Stimmung und so manches Bierchen wird gezwitschert, da kann’s dann auch schon mal vorkommen dass eine Dame auf den Arm genommen wird. Gute Laune verbreitet auch der unermüdliche Zielsprecher. Bis spät in die Nacht, bis man ihm den Saft vom Micro abdreht, interviewt er die eintreffenden Finisher und erkundigt sich nach ihren Erfahrungen.

Der Eiger Ultra Trail ist ein außergewöhnlicher Lauf, bereits in seinem 2. Jahr läuft hier fast alles perfekt ab, dazu dieses atemberaubende Panorama und die phantastischen Trails. Ich will auf alle Fälle auch den zweiten Teil der Strecke kennenlernen, daher ist klar: der E101 wird mich auch noch sehen.

Ruppiger Wiesentrail   Downhill   Steil geht's runter
Schlussabschnitt an der Schwarzen Lütschine Zieleinlauf durch Grindelwald Ein Stück Eiger für jeden Finisher
 
Bernie
10:43:11


 
 
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Laufbericht 2016 2007 Am Fuße der Nordwand | Bernie Manhard

Laufbericht 2015 2007 Aus heiterem Himmel | Bernie Manhard
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