29.3.2014 Saaletal-Marathon  
Autor: Andreas Greppmeir   Bericht mit 100 Bildern auf  
 
 
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Zusammen mit Charly fuhr ich schon am Freitag ins unterfränkische Ramsthal. Dort sollte am Samstag unser dritter gemeinsamer Marathon in diesem Jahr gestartet werden. Die Anfahrt in den Weinort, der in einem Seitental der fränkischen Saale liegt hatten wir in rund drei Stunden hinter uns gebracht. Unser erster Weg führte uns direkt zum Vereinsheim des SV Ramsthal, wo der Marathon auch gestartet werden soll. Wir wollten gleich unsere Startnummern abholen, doch die fleißigen Helfer waren noch beim Vorbereiten, die Startnummer gibt erst morgen hieß es. Doch nach einer kurzen Unterhaltung mit der jungen Dame, die die Startunterlagen sortierte, verließen Charly und ich das Sportheim nicht ohne unsere Tasche, die eine Startnummer, Prospekte und die üblichen Gimmicks enthielt.

Nur ein paar hundert Meter weiter bezogen wir kurze Zeit später im Gästehause „Ingrid“ unser Zimmer. Ingrid erklärte uns auch gleich den kürzesten Weg zum Gasthaus Wahler, wo wir gut und günstig zu Abend essen konnten. Gesättigt machten wir uns schließlich auf den Rückweg ins Zimmer und zappten noch etwas durch`s Fernsehprogramm, das jedoch so ermüdend war, dass der Schlaf nicht lange auf sich warten ließ. Ingrid hatte uns am nächsten Morgen ein ordentliches Frühstück, mit allem was das Herz begehrte zubereitet, so dass wir uns rechtzeitig auf den Weg zum Sportgelände des SV Ramstahl machen konnten. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Der Himmel war strahlend blau und der Wind hielt sich in Grenzen. Die Temperatur war noch im einstelligen Bereich, aber das sollte sich im Laufe des Tages ja ändern. Nach und nach trudelten die Läufer am Veranstaltungsort ein. Um 10:00 Uhr sollten der Marathon, ein Halbmarathon, sowie ein 10-km-Lauf gestartet werden. Die blauen Startnummern waren den Marathonis vorbehalten. Die Halbmarathonis waren an den grünen Startnummern zu erkennen. Die Gelben begaben sich auf die 10-km-Strecke. Demensprechend sollte auch die Strecke farblich mit Pfeilen markiert sein, was die Orientierung leicht machte. Die verbleibenden Minuten bis zum Start lauschten Charly und ich begeistert dem Stadionsprecher, der ohne Punkt und Komma in bestem Lothar-Matthäus-fränkisch moderierte. „Subba Wedda beim Ramsdal Maradhon!“ und „Während wir uns Böh a Böh dem Start nähern …“, ließ uns zu keiner Minute vergessen, wo wir waren.

Charly und Greppi     Los geht's

Mit ein paar Minuten Verspätung fiel dann aber der Startschuss zur fünften Auflage des Saaletal Marathons. Vom Sportzentrum liefen wie die Zufahrt runter zur Hauptstraße und dann gleich nach rechts in Richtung Ortszentrum, das wir auch schnell durchquert hatten. Jetzt hieß es für mich erst mal, dass ich mich richtig einsortieren muss. Nur nicht zu schnell. Die Halbmarathonis und 10-km-Läufer können schon mal dazu verleiten. Doch kontrollierende Blicke auf der Uhr bestätigten mir ziemlich schnell, dass ich den richtigen Schritt gefunden hatte. Am Ende von Ramsthal wartete eine Gruppe Zuschauer mit einem riesigen Plakat auf uns Läufer. „Auf geht`s! Der Berg ruft!“ stand dort geschrieben. Oje, das hatte ich in meiner ersten Euphorie ja ganz vergessen. Die nächsten vier Kilometer sollte es nur bergauf gehen. Es gab in der Ausschreibung zwar ein Streckenprofil, auf dem dies auch erkennbar war, allerdings ohne Angabe von den zu laufenden Höhenmetern. Ich hatte auf rund 500 Höhenmeter getippt und sollte am Ende auch recht behalten. Die ersten zu überwindenden Höhenmeter lagen nun vor uns. Hier sollte sich das Feld auch relativ schnell auseinander ziehen, da die ersten Läufer am Berg schon Probleme bekamen und diesen teilweise gehend bewältigten.

Oben angekommen konnten wir kurz eine tolle Aussicht genießen, bevor wieder durch ein schönes Waldgebiet laufen durften. Schon am Eingang des Waldes verließen uns die Kurzstreckler und wir teilten uns den weiteren Weg mit den Halbmarathonis. Immer wieder kam ich während des Laufens mit den überwiegend fränkischen Teilnehmern ins Gespräch, was die ganze Sache sehr kurzweilig machte. Doch eigentlich wären die Gespräche gar nicht notwendig gewesen. Was uns hier auf den ersten zwanzig Kilometern an Strecke geboten wurde, war ein reines Laufvergnügen. Auch von meinen Mitläufern hörte ich ausnahmslos lobende Worte. Herrliche Waldgebiete, tolle Aussichten, teilweise schön zu laufende Trails, idyllische Wege entlang der fränkischen Saale und dazu das frühlingshafte Wetter ließen die Zeit wie im Flug vergehen. Bis etwa Kilometer 18 laufen wir gemeinsam mit den Halbmarathonis. Danach erreichen wir Euerdorf, wo wir Marathonis nach rechts abbiegen dürfen. Wir überqueren die alte Saalebrücke, eine achtbogige Steinbrücke, deren älteste Teile aus dem 16. Jahrhundert stammen. Gemeinsam mit dem St.-Nepomuk Standbild aus dem Jahre 1713 kann ich zurück auf den letzten Kilometer blicken. Auch ein an der Stadtmauer rekonstruierter Wachturm zieht meinen Blick auf sich. Ist er doch nur zur Hälfte aufgebaut worden, so dass man wie bei einem Querschnitt den Blick ins Innenleben des Turms hat. Innerhalb der Stadtmauer liegt der historische Kern der netten kleinen Ortschaft, doch für eine Besichtigung habe ich leider keine Zeit, liegen doch noch rund 22 Kilometer vor mir.

Nun wird es einsam auf der Strecke. Die knapp über einhundert gemeldeten Marathonis haben sich wohl gut verteilt, oft bin ich nun ganz alleine unterwegs. Doch immer finden sich anerkennende Worte von Läufern auf die man aufläuft oder die einen auch mal überholen. Nach der wirklich spektakulären ersten Hälfte, wird die zweite Hälfte mit ein paar Längen aufwarten, die einem alles abfordern. Aber daran denke ich noch gar nicht. Denn gleich als wir Euerdorf hinter uns gelassen hatten, wartete der nächste Anstieg auf uns. Ein Hinweisschild ließ uns das auch nicht vergessen. Wir befanden uns nun auf dem „Weg durch die Zeit“ und der Hinweispfeil, der in die gleiche Richtung zeigte, wie die weitere Strecke verlief, erklärte, das wir uns auf der steilen Wegstrecke über den eiszeitlich Wasserriss befanden. Eine ganze Weile ging es im Schatten der Bäume nach oben, bevor wir die Ruine Aura erreichen sollten. Ab 1618 hatte der damalige Würzburger Erzbischof den Auftrag zum Bau einer Kirche, die später als Wallfahrtskirche dienen sollte, in Auftrag gegeben. Doch der Bau wurde aufgrund des Beginns des dreißigjährigen Krieges und des Todes des Erzbischofs nie vollendet. Wir laufen daran vorbei und ich erfreue mich auf den nächsten paar hundert Metern noch an freilaufenden Kühen, die offenbar auch Nachwuchs hatten. Die Kälbchen dürften erst ein paar Wochen alt sein und genießen die Sonne. Kein Zaun trennte unseren Laufweg von den Kühen, dennoch wage ich mich nicht zu nah heran. Frischgebackenen Kalbmüttern ist da nicht zu trauen. Dennoch erfreuten sie mein Kuh-Freunde-Herz.

Nun haben wir einen wunderbaren Blick auf Aura an der Saale, das unterhalb von uns liegt. Dominant ist hier der Blick auf die Pfarrkirche St. Laurentius. Sie ist Teil einer ehemaligen Klosteranlage. Wir umlaufen die Klostermauern und nun geht es entlang der selbigen steil bergab. Das historische Pflaster ist nicht leicht zu belaufen. Hier heißt es Vorsicht walten zu lassen. Aura selbst ist ein sehr netter kleiner Ort, der mit seinen Fachwerkhäusern zu begeistern weiß, trotzdem lasse ich ihn schnell hinter mir. Am Ortsausgang geht es auf einem Trampelpfad unter einer Brücke durch und als wir am anderen Ende wieder auftauchen, stehen wir vor der Alten Brauerei, die sehr einladend aussieht. Davor ist ein Verpflegungstand aufgebaut, den ich dankend in Anspruch nehme. Es ist inzwischen warm geworden. Ich denke die 20 Grad Marke dürften wir geknackt haben. Im letzten Jahr konnte ich mehrfach hören, sind die Teilnehmer beinahe erfroren. Da hatte es nur 2 Grad und ein eisiger Wind machte das Ganze zur Tortur. Da will ich ja heute mal nicht maulen, auch wenn ich auf den kommenden Kilometern sicherlich das eine oder andere Schimpfwort auf den Lippen hatte.

 
Verkehrte Richtung    
Der Mann mit dem Hut

Auf einer schmalen Landstraße laufen wir nun in Richtung Elfershausen. Rechts neben mir liegt ein Wald, der ab und an Schatten spendet. Linkerhand verläuft die fränkische Saale, die Landschaft ist nachwievor herrlich, auch wenn sich die gerade Landstraße ganz schön in die Länge zieht. In der Ferne kann ich auf dem Pfaffenberg die Limburg entdecken. Sie gehört zum Gemeindeteil Elfershausen und dient als Orientierung. Die teilweise aus dem 11. Jahrhundert stammende Limburg wurde, nachdem sie jahrelang leer stand im Jahre 1980 durch den Freistaat Bayern an den Markt Elfershausen verkauft. Seitdem bemüht sich der Ort zusammen mit den „Freunden der Limburg“ um deren Erhalt. Die Limburg ist regelmäßig an Wochenenden nach Anmeldung zu besichtigen und wird dabei durch die Freunde der Limburg bewirtschaftet. Auch mittelalterliche Märkte und andere Kulturveranstaltungen finden heute hier statt.

Ich laufe weiter auf der Landstraße und lasse den Blick immer wieder zur Limburg hochgleiten, bevor die Straße wieder in den Wald eintaucht. Ein steiler Anstieg liegt nun vor mir, den es zu bewältigen gibt. Danach kommt ein nicht sonderlich schöner Teil dieses Marathons. Auf einer gut ausgebauten Staatsstraße laufen wir die letzten Kilometer in Richtung Elfershausen. Der Verkehr auf der Straße hält sich zwar in Grenzen, die Autofahrer sind auch nur mit mäßigem Tempo unterwegs und winken manchmal, aber trotzdem zieht sich dieser Abschnitt in Länge. Ich habe jetzt keinen Blick mehr für die Umgebung. Ein Mitläufer überholt mich und stimmt mir zu, als ich ihn frage, ob das die Strafe für die herrlichen ersten 21 Kilometer sei. Aber auch diese Kilometer bringe ich hinter mich und erreiche Elfershausen. Auf dem Pausenhof einer Schule ist dort die nächste Verpflegungsstation eingerichtet. Kreuz und quer werden wir durch die Ortschaft geschickt, überqueren schließlich nochmal die fränkische Saale um schließlich bei einer Unterführung die Straßenseite zu wechseln. Wir sind inzwischen auch schon bei Kilometer 32 angekommen und es warteten die letzten 10 Kilometer auf uns.

Auf Wander- und Feldwegen ging es zurück in Richtung Ramsthal. Unterwegs traf ich noch auf den Mann mit dem Hut: Erwin Bittel, auch als Lionheart bekannt, der mit einer kleinen Laufgruppe unterwegs war. Wir tauschten ein paar Worte und Fotos und machten uns schließlich wieder getrennt auf den Rückweg. Schon zwei Kilometer vor Ramsthal konnte ich den Stadionsprecher vernehmen. Er hatte offensichtlich immer noch keine Sprechpause eingelegt und begrüßte mit leicht angeschlagener Stimme jeden Teilnehmer. Ein paar Minuten später war es dann auch für mich so weit. Ich vernahm meine Startnummer und meinen Namen und wurde im Ziel willkommen geheißen.

Eine schön gestaltete Medaille war der Lohn für unsere Strapazen. Nachdem ich mich mit Charly kurz über den Lauf unterhalten hatte, ging ich erst mal im Sportheim des SV Ramsthal duschen. Es gab noch richtig warmes Wasser, weshalb ich die Dusche ein paar Minuten länger als üblich genoss. Fast wieder hergestellt, machte ich mich auf in den ersten Stock. Dort waren vier Massageliegen aufgebaut. Erwin Bittel war schon in Bearbeitung und ich breitete mich auf der Liege neben ihm aus. Die Hände der jungen Dame wirkten Wunder, als ich etwa 20 Minuten später von der Liege sprang, war ich schon wieder wie neu. Zusammen mit Charly machte ich mich dann wieder auf den rund 300 Kilometer langen Nachhauseweg, der auf den nahezu leeren Autobahnen problemlos verlief.

Die Fränkische Rundschau hatte bereits zwei Tage zuvor in ihrer Donnerstagsausgabe über den Ramsthal Marathon berichtet. Die Überschrift lautete: „Ein Lauf für Genießer und Könner“. Genau so sehe ich das auch. Aufgrund der zu überwindenden 500 Höhenmeter ist die Strecke nicht für Bestzeiten gemacht. Aber dafür wäre sie auch viel zu schade. Man muss die Strecke genießen, zu schön ist die Landschaft, um sie einfach nur achtlos neben sich liegen zu lassen. Aber sie ist halt auch für Könner. Sie ist mit Sicherheit nicht einfach zu laufen. Vor allem die langen Anstiege, die den gesamten Lauf begleiten, zehren an den Kräften.


Endspurt   Verdienter Lohn
Charly
Greppi
4:29:24
5:02:36


 
   
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