Wüsten(tor)tour
Er ist der bekannteste Ultralauf der Welt und einer der härtesten, der Marathon des Sables. Im Prinzip so ähnlich wie die Rally Paris-Dakar – nur „zu Fuß“! Ein Wüsten- Ultramarathon in der Marokkanischen Sahara (am Rande des Atlasgebirges), der von "Atlantide Organisation Internationale" (F) unter der Leitung von Patrick Bauer mittlerweile zum 27. Mal ausgetragen wird.
Ein Rennen über ca. 250km, welches in 6 Etappen zwischen 15 und 82km an 7 Tagen gelaufen wird. Die längste Etappe dauert bis zu 33 Stunden. 853 Teilnehmer aus aller Welt gehen an den Start – den Rucksack voll mit High-Tech-Nahrung und Bekleidung für 7 Tage, einem Schlafsack und einer Notfallausrüstung. Während der Etappen gilt es, verschiedene Kontrollpunkte anzulaufen, an denen Wasserrationen von insgesamt 9 Litern pro Tag und Kopf ausgegeben werden. Das muss zum trinken, kochen und Zähne putzen ausreichen. Darüber hinaus gibt es keine zusätzliche Verpflegung und Hilfestellung, außer der medizinischen Versorgung im jeweiligen Etappenziel oder an den Kontrollpunkten. Vom Veranstalter wird nur ein Berber-Zelt für die Nacht bereit gestellt.
Der Streckenverlauf ist jedes Jahr ein anderer und wird erst vor Ort bekannt gegeben. Beim 27. MdS 2012 war die Aufteilung der Etappen folgendermaßen:
Etappe 1: 33,8 km
AMMOUGER – OUED EL AATCHANA
Etappe 2: 38,5 km
OUED EL AATCHANA – TAOURIRT MOUCHANNE
Etappe 3: 35,0 km
TAOURIRT MOUCHANNE –EL MAHARCH
Etappe4:
81,5 km EL MAHARCH – JEBEL EL MRAIER
Etappe 5:
42,2 km JEBEL EL MRAIER – MERDANI
Etappe 6:
15,5 km MERDANI – MERZOUGA
Die Navigation auf den einzelnen Etappen erfolgt per Roadbook und Kompass. Außerdem gibt es Zeitlimits in denen einzelne Etappenziele erreicht sein müssen. Die persönliche Ausrüstung wird seitens der Organisation genau überprüft um zu verhindern, dass jemand mit zu wenig Verpflegung startet (mind. 2000 kcal/Tag). Auch das Rucksackgewicht wird kontrolliert – es muss zwischen 6kg und maximal 15kg liegen.
Hat ein Läufer nicht die vorgeschriebene Ausrüstung (z.B. Schlangenbiss Set, Signalrakete, etc.) vollzählig, oder verstößt er sonst in irgendeiner Weise gegen das Reglement, werden Geld- und Zeitstrafen bis hin zur Disqualifikation ausgesprochen. Extreme Hitze, Sandstürme, der schwierig zu laufende Untergrund, sowie Temperaturen zwischen 0°C nachts und 50°C tagsüber bilden die natürlichen Rahmenbedingungen. Der Rucksack auf dem Rücken, und die Blasen an den Füssen sorgen ihrerseits für unterhaltsame Stunden. „Zum Start zu kommen ist genauso anstrengend, wie ins Ziel zu gelangen“, dies sagte einmal Joe Kelly auf einem Vortrag, als er vom Marathon des Sables berichtete. Nun ich weiß jetzt wie er das meinte.
Zuerst mit dem Zug nach Frankfurt. Von dort mit dem Flugzeug nach Casablanca. Dann weiter nach Quazazad und dann in den Bus und weitere 5 Stunden in die Wüste und von dort auf Militär LKWs für das letzte Stück zum Biwak. Insgesamt war ich fast einen Tag unterwegs.
Toll war, dass der Organisator, Patrick Bauer, jeden Starter persönlich nach der Landung in Quazazad begrüßte. Im Lager angekommen, werden die Zelte bezogen. Immer 8 Personen teilen sich einen Schlafplatz. Die Stimmung ist gespannt aber sehr freudig und jeder hilft jedem. Bei einem Läufer kam das Gepäck nicht an. Dies sprach sich im Camp rum und schon kamen aus allen Ecken Läufer, die Nahrung und Ausrüstung anboten.
Nach der Ankunft am Freitag im Biwak, beginnt am Samstag der Check-in. Aufgeteilt nach Zeltnummern wird der Rucksack, Attest, EKG Kurve und Pflichtausrüstung kontrolliert und das restliche Gepäck aufgegeben. Ab jetzt lebt jeder Läufer nur noch aus seinem Rucksack.
Logistisch ist das eine große Herausforderung, denn alles was nun fehlt, fehlt eben und was zu viel ist muss bis zum Ende getragen werden. Denn die Ausrüstung wird detailliert beim Start aufgeführt und auch im Ziel wieder kontrolliert.
Dank meines Deuter Schlafsacks hatte ich nachts keine Probleme, trotz nur 3 Grad Kälte. Einige Läufer hatte am Schlafsack versucht Gewicht zu sparen und bereuten dies sehr.
Zum Essen hatte ich Müsli und Trekkingnahrung der Firma Travellunch aus Augsburg dabei. Das ist perfekt, da leicht, nur mit Wasser anzurichten und trotzdem lecker.
Am Sonntag den 8.4. ging es an den Start der ersten Etappe. Start ist immer um 9:00 Uhr unter den Klängen von AC/DCs „Highway to hell“. Wie treffend dieser Song war musste ich schon bald merken.
Stage 1 ging über 33,8 km. Zwei sehr steile Anstiege mit 17% und 20% lagen vor uns. Zuerst ging die Route über sehr grobe Steine. Man muss hier höllisch aufpassen um sich nicht zu vertreten oder zu stolpern. Die kurzen Dünenstücke dazwischen waren zwar in tiefem Sand, aber zum Laufen ein Genuss. Es gibt beim MDS keine Wege, es geht einfach quer durch die Wüste und man folgt einfach den anderen Läufern.
Mit der Zeit wurde es immer wärmer. Nach 2 Stunden beim ersten Checkpoint hatten wir 30 Grad und bei Checkpoint 2 waren es 34 Grad (Im Übrigen im Schatten gemessen, nur leider gibt es keinen Schatten in der Wüste. Die Uhr eines Mitläufers zeigte 52 Gad in der Sonne).
Kurz vor dem Gipfel des zweiten schweren Anstieges (KM 28) schmerzte mein Knie und auch mein Rücken. Trotzdem war ich noch guter Dinge. Leider änderte sich das auf dem bergab Stück, wo wir sehr grobe Felsen und Steine vorfanden.
Die letzten 6 KM der Etappe waren dann wirklich ein „Highway to hell“. Hitze, Blasen, Knie, Rücken, Alles, aber auch alles tat mir weh.
Im Ziel angekommen, war ich überrascht, dass ich trotz 5:10 Std. für 34km noch auf Platz 281 lag. Die Nacht im Zelt musste ich mit Sonnenbrille schlafen, da der Wind den Sand durchs Zelt blies. Danke an Sport Förg für professionelle Ausstattung.
Zwar fühlte ich mich am nächsten Morgen gut erholt, trotzdem stand für mich sehr schnell fest, dass ich nicht mehr zur zweiten Etappe antreten werde. Ich hatte einfach Angst mein Knie nachhaltig zu schädigen, wenn ich mit aller Gewalt diesen Extremlauf zu Ende renne.
Sicher, es tut heute noch sehr weh, nicht gefinished zu haben, aber es war trotzdem eine klasse Erfahrung und ich denke ich werde 2014 noch einen Versuch starten.
Mein Fazit: Ein toller Lauf mit einer traumhaften Landschaft, erstklassiger Organisation und einer ganz eigenen Atmosphäre unter den Läufern. |