Die letzten
Stunden vor dem Start Um 6 Uhr klingelte am Sonntag der
Wecker, ist ja eigentlich gar nicht meine Zeit, aber vielleicht
ganz gut so, da hatte ich vor lauter Müdigkeit noch gar keinen
Gedanken daran verschwendet aufgeregt zu sein.
Trikot mit Startnummer war alles schon vorbereitet, also war es
erstmal an die Zeit die Energiespeicher beim Frühstück
zu füllen. Nachdem im Hotel mein Erfolgsgarant von Freiburg
"ein Schinkenkäse Croissant" nicht zu bekommen war,
versuchte ich es doch mit Margots Geheimrezept, der Honigsemmel.
Und mit dem Kaffee wich die Müdigkeit und die Nervosität
begann.
Man
fühlt sich körperlich eigentlich fit, klar man hat ja
auch die letzten drei Monate auf dieses Ziel trainiert, allerdings
entstand im Kopf doch so ein Spiel zwischen Zweifel über das
Durchhaltevermögen und Vorfreude sich mit dem Zieleinlauf für
die Mühen der Vorbereitung zu belohnen.
Zum Glück war ich nicht alleine, wurde durch die erfahrenen
Marathonis gut unterhalten und mit den letzten Tipps versorgt. Nach
den letzten Vorbereitungen, die Oberschenkel eingefettet, stolz
das Team TOMJ Shirt übergestreift, haben wir uns dann auf dem
Weg zur Messe gemacht, dem Startbereich des Marathons.
Dort war ich dann erstmal überwältigt, von der Masse der
Menschen, die alle auf das eine Ereignis hinfieberten. Hier war
dann nochmals kurz Zeit für ein Gruppenfoto und sich gegenseitig
viel Erfolg zu wünschen. Dann machte sich jeder, Sherin und
Miriam an meiner Seite, auf dem Weg zu seinem Startblock.
Wenn nicht jetzt wann dann….
Im Startblock angekommen, wurden die Läufer mit Musik
und Moderation bei Laune gehalten. Als die Aufregung in mir immer
größer wurde, ertönte dann der Hit von der Handball
WM "Wenn nicht jetzt wann dann", Motivation pur, und mit
dem Lied stieg die freudige Erwartung auf den Startschuss.
Der Startschuss fiel dann auch kurz darauf, und dann ging es erstmal
ganz gemütlich los. Die einzigen, die schon von Beginn bis
zum Ende auf Hochtouren waren und alle Läufer begeistert angefeuert
haben, waren die Zuschauer, gleich ein erstes Gänsehauterlebnis.
Von der Messe ging es erstmal auf die Reeperbahn und weiter westlich
nach
Altona. In den ersten km ist das Läuferfeld noch dicht zusammen,
also das Lauftempo war noch, zumindest wenn man etwas weiter hinten
startet, sehr gemütlich, ideal um die Stimmung am Streckenrand
zu genießen. Am Rathaus von Altona, bei km 4 wartete zum ersten
mal mein persönlicher Fanclub, meine Schwester, die meinem
Marathondebut unbedingt dabei sein wollte.
Die Strecke führte uns weiter durch ein Wohnviertel von Hamburg,
und anschliessend an der Elbe und am Hafen entlang zurück in
die Innenstadt. Bei km 10 wurde es dann wieder richtig laut am Streckenrand,
die Zuschauer, unterstützt durch Musikkapellen feuerten jeden
einzelnen Läufer durch Klatschen und Anfeuerungsrufe an.
Am Fischmarkt und an den Landungsbrücken vorbei ging es wieder
Richtung Innenstadt. Durch eine Unterführung wurden wir Richtung
Binnenalster geführt. In dem Tunnel nutzten dann wir Läufer
die Gelegenheit mit der Welle und einem Jubelorkan uns selbst zu
feiern.
Vielleicht bei km 15 etwas früh, aber der eigenen Motivation
auf jeden Fall dienlich.
Alle 2,5 km wartete eine Verpflegungsstation auf uns Läufer,
einmal bei dem herrlichen Sonnenschein viel Flüssigkeit zu
sich zu nehmen und mit den Bananenstückle neue Kräfte
im Körper frei zu setzen.
Von nun an ging es an der Außenalster über die City Nord,
Richtung Norden, wo bei KM 31 wieder ein wahres Volksfest auf mich
und die Läufer wartete. Menschenmassen feierten sich und jeden
einzelnen Läufer.
KM 31 Halbzeit – Die zweite Hälfte beginnt
Und
von der Welle der Begeisterung weiter getragen, spürte man
doch langsam die bisherige Strecke in den Knochen. Die Beine schmerzten,
was aber unverändert blieb, war der Spaß, die Motivation
und der Ehrgeiz in dieser Atmosphäre dieses Ereignis zum Erfolg
werden zu lassen.
Als langsam die empfundenen KM immer länger wurden, auch langsam
der Kampf gegen sich selbst begann, entdeckte ich bei KM 39 meine
Schwester, die mit ihren Freunden und aufbauenden Worte auf die
letzte Teilstrecke schickte.
Die Rotenbaumchaussee hat man zurückgelegt, und mit jedem Schritt
wo man sich der Party am Jungfernsteg näherte, wurde mir klar
– du schaffst es – ein absolut geiles Gefühl.
Zieleinlauf – what a feeling
Der km 41 ist erreicht, gleich ist es geschafft und auch
wenn die Zuschauer von
der Menge und Lautstärke her immer mehr zunahmen, war ich doch
immer mehr mit mir selbst beschäftigt, und die Stimmung am
Streckenrand trat in den Hintergrund. Die Erschöpfung ist in
den Beinen deutlich zu spüren, doch die innere Kraft und Freude
trägt einen Richtung Ziel.
Und dann ging es um die Kurve, das Ziel direkt vor Augen, ein Glücksgefühl
stieg in mir auf. Bekam ganz feuchte Augen, nur als ich merkte dass es mir den ganzen
Hals zuschnürte, konzentrierte ich mich doch lieber wieder
auf den Zieleinlauf, die begeisterten Zuschauer und ließ mich
feiern und genoss diese Augenblicke des eigenen Erfolges. Als ich
die Ziellinie überquerte, wusste ich es wird nicht der letzte
gewesen sein!
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