Nach
den beiden erfolgreichen und stimmungsvollen Debüt-Jahren 2004
und 2005, fiel heuer unsere Wahl wieder auf Freiburg und wir buchten
schon rechtzeitig unsere Hotels. Diesesmal entschieden sich aber alle,
bis auf "Schölli" der schon zum 3. Mal in Folge den
Sub3:45 Marathon-Pacer machte, für den "Halben" als
Vorbereitung für Hamburg.
Samstag Mittag ging's los Richtung Freiburg, die Wetterverhältnisse
waren alles andere als gut aber es war frühlingshaftes Wetter
für Sonntag angekündigt. Ohne größere Probleme,
mal abgesehen von einigen Staus, viel Regen und diversen Pinkelpausen,
erreichten wir das Breisgau und steuerten als erstes mal die Marathonmesse
an. Am Samstag Nachmittag war es hier nicht übermäßig
voll, man konnte sich in aller Ruhe umschauen.
Nach dem beziehen unserer Zimmer fingen wir heuer schon mal frühzeitig
an uns einen "Italiener" zu suchen, bei unserem letzten
Besuch gestaltete sich dies ziemlich schwierig, da wohl alle auswärtigen
Läufer vor hatten, am Vorabend des Laufes zum Nudelessen in eine
Pizzaria zu gehen. Otto erschien im Anzug mit Krawatte, da wussten
wir gleich wie der Hase läuft, das nahe Baden-Baden lockte zu
einem Besuch im Spielcasino und Martin W. wollte sich ihm anschließen.
Aber erst war Carboloading angesagt.
Ein wirklich erstklassiges Restaurant fanden wir hinter dem morgen
zu durchlaufenden Schwabentor.
Die Ansicht von der Stadtseite (siehe Titelfoto ganz oben)
zeigt das mehrfach erneuerte Bild des Kaufmanns mit dem Fuhrwerk von
Matthias Schwäri, 1672.
Mit diesem Bild wurde im 19. Jahrhundert die Legende vom Schwaben,
der Freiburg kaufen wollte, verknüpft. Als er mit seinen zwei
Fässern von Geld nach Freiburg kam, wurde er ausgelacht. Noch
mehr ausgelacht wurde er, als sich herausstellte, dass er in seinen
Fässern nur Sand und Kieselsteine hatte. Die Frau des Schwaben
hatte vorher das Geld ausgetauscht und so bewiesen, dass es in
Schwaben auch g'scheite Leut' gibt. Das können wir doch
als "bayerische Schwaben" nur bestätigen.
Beim Nachhause-Marsch viel uns schon die riesigen Menschenmengen auf,
vornehmlich jüngeren Alters, viele trugen irgendwelche Türen
umher. Eine Nachfrage ergab, dass wohl alle Studenten Freiburgs ihre
Klotüren ausgehängt hatten um an der Saalwette von Thomas
Gottschalks "Wetten dass" teilzunehmen. Es sollten 150 Toilettentüren
samt ihrer Besitzer auf dem Marktplatz vor dem Freiburger Münster
erscheinen, letztendlich wurden es dann über 300 und die Wette
von den Freiburger Studenten locker gewonnen. Wir marschierten auch
auf den Marktplatz und schauten uns das eine Zeit lang an.
Am Sontagmorgen konnten wir erst einmal richtig ausschlafen, der Halbmarathonstart
war erst auf 13.00 Uhr angesetzt, einzig "Magic Martin"
musste schon um 10.00 Uhr am Messegelände erscheinen um pünktlich
bei der Pacemaker-Besprechung der Marathonis present zu sein. Wir
konnten aber noch vorher noch locker ein improvisiertes Frühstück
im Freiburger Bahnhof einnehmen. Aber es herrschte immer noch dichter
Nebel, von Sonne keine Spur.
Der Start der 2172 gemeldeten Marathonläufer erfolgte jetzt erst
um 11.20 Uhr, kurzfristig wurde er noch vor einer Woche um diese 20
Minuten nach hinten verschoben um nicht mit einer Palmsonntags-Prozession
zu kollidieren. Im Nachhinein erwies sich das für viele als äußerst
unglücklich, auch für Martin mit seiner 3:45er Gruppe. Da
der Freiburg Marathon in 2 Runden absolviert wird liefen die Marathonis
kurz nach Beginn ihrer zweiten Runde bereits auf die langsameren Halbmarathonläufer
auf. "Mühsam musste man sich durchs Feld pflügen, besonders
wenn du als Zugläufer 50 – 100 Runner hinter dir herziehst,
viele mussten dann abreissen lassen", beklagte sich unser Pacer
Martin. Bei unserem Halbmarathon-Start
gingen die ersten kritischen Kilometer diesesmal für die fast
9000 Läufer recht unproblematisch ab, denn in der Berliner
Allee standen vier Fahrbahnen zur Verfügung, im Unterschied
zu den ersten Jahren, wo immer auf der engen Gasse vor dem Messegelände
gestartet wurde. Wir freuten uns schon auf den musikalischen Klangteppich
durch die Stadt. 42 Bands auf 21 Kilometern heizen in Freiburg die
Stimmung an. Es hatte etwa 13 Grad bei bedecktem Himmel, optimal
zum laufen, ich wäre aber trotzdem lieber bei höheren
Temperaturen in der Sonne gelaufen.
Eine erste kleine Steigung kam dann zwischen km 5 und km 6 beim
Aufstieg zur Blaue Brücke, jetzt Wiwilli-Brücke getauft,
der Freiburger Partnerstadt in Nicaragua.
Aufpassen muss man wenig später in der gepflasterten Altstadt,
hier fließen rechts und links der Straße die für
Freiburg typischen, schmalen und flachen "Bächle",
die es seit dem 13. Jahrhundert in vielen Gassen gibt. Einer badischen
Sage zufolge wird jeder, der bei einem Besuch in Freiburg unabsichtlich
in eines dieser Bächle tritt, im späteren Verlauf seines
Lebens eine gebürtige Freiburgerin bzw. einen gebürtigen
Freiburger heiraten. Alle kamen aber trockenen Fußes durch.
Rund um Martins- und Schwabentor, beide aus dem 13. Jahrhundert
und früher Teile der mittelalterlichen Stadtbefestigung, standen
die Zuschauer dicht gedrängt. Nach einer kleinen Schleife kamen
wir noch einmal von der anderen Seite zurück zum Schwabentor,
so konnten wir die tolle Stimmung noch einmal genießen.
In der Kartäuserstraße um km 10 hatte man dann eine ca.
700 m lange Begegnung mit den vor einem liegenden Läufern und
später nach einer Schleife zurück, auf der anderen Seite
(km 13) konnte man dann natürlich auch in Augen der hinter
einem liegenden schauen, ich erspähte kurz Karin, sie lag gut
im Rennen. Zwischendrin läuft man entlang des Flüsschens
Dreisam. Richtig zum genießen ist hier der Lauf am Wasser
entlang durch die herrlich blühenden Büsche und Bäume.
Den vom Veranstalter ausgeschrieben Preis von 30 Kisten "Tannenzäpfle"
der Badischen Staatsbrauerei Rothaus, für die größte
Stimmungshochburg gewann schon zum 4. Mal in Folge der Stadtteil
Herdern, den erreichten wir bei km 15. Herrlich war es durch die
höchstens 3 Meter breite Zuschauergasse zu laufen, mit riesiger
Begeisterung feiern hier die fantastischen Fans uns Läufer
an.
In der Zähringer Straße zwischen km 18 und 19 gab es
eine erneute Begegnungsstätte mit gegenüberliegenden Läufern,
nach einem Wendepunkt kam mir auch schon Otto und kurz darauf Martin
entgegen, ihnen schien ihr nächtlicher Ausflug mächtig
Auftrieb gegeben zu haben. Ich hatte aber noch was drauf und ließ
mich nicht mehr einfangen. Die letzten 1100 Meter bis ins Ziel legte
ich in 4:20 Min. zurück.
So nach und nach trudelten alle Team TOMJ-Starter ein. Otto verpasste
seine Bestzeit noch um 9 Sekunden, aber Martin, Karin, Margot und
Petra konnten allesamt neue Bestmarken aufstellen. Margot erfüllte
mit ihrer Zeit die New York-Quali und kann sich jetzt ihren Traum
von NYC-Marathon erfüllen.
11.011 Teilnehmer hatten sich genau für den Freiburg Marathon
angemeldet. Im Ziel wurden letztlich 9472 Läuferinnen und Läufer
registriert. 1866 Marathonläufer und 7706 Halbmarathonläufer
passierten die Ziellinie.
Bevor wir uns auf den Nachhauseweg machten,
besuchten wir noch die Nudelparty in den Messehallen. Otto durfte
dann noch einen kleinen Umweg machen, er hatte in seiner Hosetasche
noch einen 100 € Chip gefunden und musste so noch einen kleinen
Abstecher nach Baden-Baden machen, um diesen umzutauschen. Pünktlich
zur Abfahrt lichtete sich dann auch der Nebel, so konnten wir wenigstens
die Heimfahrt in der strahlenden Sonne zurücklegen.
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