In
der Nacht schüttete es wie aus Eimern
Kurzfristig entschlossen sich Hans, Mario
und ich dem Morgenstress, der bei einer Startzeit von 7.30 Uhr und
1:30 Std. Anfahrtszeit entstanden wäre, zu entgehen und reisten
schon am Samstagnachmittag in Füssen an.
Schölli, Colt und Mäx nahmen die Strapazen am nächsten
Morgen auf sich.
Die Startunterlagen gab es im Sportstudio Füssen, das auch
Veranstalter des Füssener Marathons ist und waren schnell abgeholt.
Eine Überraschung war, dass alle die ein Funktionsshirt bestellt
hatten, gleichzeitig auch noch ein Baumwollshirt im Starter-Paket
hatten und eine wohlschmeckende Ecke König-Ludwig-Bierkäse.
Nebenan war gleich das Festzelt für die Nudelparty und die
Siegerehrung aufgebaut. Während wir auf Mario warteten, er
konnte sich nicht von seiner Familie beim Einkaufsbummel losreissen
und musste kurzerhand auf seine BMW umsteigen um noch rechtzeitig
da zu sein um seine Startnummer zu bekommen, kosteten wir uns durch
den reichhaltig bestückten Schönegger Käsestand und
lösten auch gleich unseren Nudelgutschein ein. Na ja, da haben
wir schon besseres bekommen. Kurz vor Torschluss brauste dann Mario
doch noch heran.
Die Wolkendecke wurde am Abend immer dichter und während wir
beim "Italiener" saßen, fing es auch schon an zu
regnen. In der Nacht schüttete es dann wie aus Eimern und in
einigen Gebieten in Bayern gab es Überschwemmungen und der
Notstand wurde ausgerufen, der König kündigte wohl von
oben seinen Marathon in ganz Bayern an. Nach den tropischen Temperaturen
in der Vorwoche hatte sich jetzt alles genau umgedreht, die Voraussetzungen
für den morgigen Marathon waren alles andere als rosig.
"Der Kini wird’s scho richten"
Am Sonntagmorgen hingen die Wolken noch sehr tief und es
regnete immer noch beständig, als wir uns auf den Weg zum Start
machten. Die Regenjacken mussten also doch ausgepackt werden. Überall
drückten sich die Läufer im Bereich der Startzone unter
die Vordächer, wir und einige andere konnten uns an der Kurverwaltung
am Eingang zur Fußgängerzone unterstellen, ca. 100 m
von Startbogen entfernt. Darunter auch der laufende Autor Anton
Lautner von Marathon4you, er schreibt auch immer tolle Berichte
für die Website www.marathon4you.de,
die man jedem empfehlen kann der gerne Marathon-Laufberichte liest
und machte das auch wieder von diesem Lauf.
Mario, Mäx und ich wurden dann noch von einer netten Reporterin
von der "Allgäuer Zeitung" zum bevorstehenden Lauf
interviewt.
In der Ferne konnte man mit viel Phantasie schon hellere Stellen
sichten, ich war immer optimistisch und dachte "der Kini wird’s
scho richten" und deponierte meine Regenjacke und Wärmesachen
im Gepäckbus gleich neben dem Verkehrsamt, meine Sonnenbrille
ist sowieso immer am Mann. Einzig eine Schildmütze zum besseren
Durchblick behielt ich auf.
10 Minuten vor dem Start begaben wir uns aus unserem trockenen Unterstand
zum Startbogen. Magic Martin, der hier fast jedes Jahr läuft
und traditionell immer im Bayern-Look unterhielt sich gerade mit
TV-Moderator, und Wahl-Allgäuer Wigald Boning, der sich selbst
als Humorpionier bezeichnet. Kurzfristig hatte er sich aus Wettergründen
für den Marathon entschieden, eigentlich wollte er eine Radltour
nach Imst machen. Sein erklärtes Ziel bei diesem Wetter war
"das Rennen ohne Schnupfen zu beenden"!
Am Start tröpfelte es nur mehr leicht
Der "Kini" ließ jetzt aber doch noch seine Beziehungen
zu Petrus spielen und der drehte pünktlich zum Start den Wasserhahn
zu, beim Startschuss von einem König-Ludwig-Double tröpfelte
es nur mehr leicht. Gemütlich trotteten wir zum Startbogen,
zu meiner Überraschung gab es aber keine Matten um die Zeitmessung
auszulösen, die lief dann wohl schon beim Startschuss an, es
gab dann in der Ergebnisliste auch keine Nettozeiten. Mäx und
ich hatte es aber heute auch nicht so eilig. Speedy, Magic und Mario
legten auf der Augsburger Strasse aber gleich ganz schön los
und sollten sich fast bis ins Ziel ein heisses Rennen liefern.
Bereits nach 2 Kilometern hatte es aufgehört zu regnen und
auch die Temperaturen waren für den Marathon ideal, da hatte
der Kini gute Arbeit geleistet. Von rechts wurde gerade eine Herde
Kühe auf die Weiden getrieben, sie ließen den Läufern
dann aber doch die Vorfahrt. Eine erste Wasserstelle kam bei Km
5. Wassergraben
Nach 6 Km konnte man den ersten Blick auf den Hopfensee werfen,
der während der Eiszeit durch den Lechtalgletscher gebildet
wurde, sofort zückte ich die Kamera, die ca. 200 m große
Lücke zu Mäx konnte ich schnell wieder zulaufen. Auf den
Kies- und Feldwegen musste man des öfteren den Wasserpfützen
ausweichen, bei Km 8 gab es aber kein Entrinnen mehr, ein Wassergraben,
fast wie bei einem Hindernislauf führte unweigerlich zu einem
überfluteten Schuh, das hätte es nicht unbedingt gebraucht.
Am Ortsanfang von Hopfen am See läuft man an Minigolfanlage,
Strandbad und Bootshafen vorbei. Hier waren auch erste Touristen
und Anwohner an der Strecke, um uns anzufeuern, auch Jan und Margot
überraschten uns hier, leider musste sie 2 Wochen vorher ihre
Teilnahme wegen einer akuten Zahnwurzel-Entzündung absagen.
Selbst bei diesem Wetter hatten sie die Anreise auf sich genommen
um uns zu unterstützen und zu fotografieren, das war mir schon
einen kleine Stopp wert. Schon aus Entfernung konnte man die Alphornbläser
vernehmen, da ließ ich mir doch einen Schnappschuss mit Mäx
nicht entgehen.
An Fischerbichl vorbei hieß es jetzt eine erste leichte Steigung
zu bewältigen, dafür ging es dann im Verlauf bis Füssen
zurück auch wieder angenehm bergab, immer mit Blick auf den
2047 m hohen Säuling an der deutsch-österreichischen Grenze,
seine markante Silhouette ist eines der Wahrzeichen der Region.
Er kann sowohl von deutscher als auch von österreichischer
Seite bestiegen werden.
An der V-Stelle bei KM 15 holten Mäx und ich Martin "Colt"
Bauer ein, er musste jetzt schon langsamer machen, was aber kein
Wunder war, schließlich hatte er 3 Wochen vorher, noch den
Ironman in Frankfurt in 13 Std. gefinisht. Zurück in Füssen
kamen wir am Festspielhaus vorbei, das auch schon bessere Tage gesehen
hat. Bis 2006 wurde hier noch das Musical "Ludwig 2 –
Der Mythos lebt" aufgeführt. Zurzeit läuft "Les
Miserable" und man versucht damit irgendwie über die Runden
zu kommen und den Konkursverwalter zu verjagen. An der Staustufe
überquerten wir den Lech, wo auch wieder Margot und Jan warteten,
um ein paar Fotos von Team TOMJ zu schießen. Bei der Streckenführung
dieses Laufes hatten es unsere Team-Fotografen leicht, immer wieder
schnell die Positionen zu wechseln.
In Horn bei Kilometer 17,5 bot sich wieder eine Wasserstelle zum
erfrischen. Ab hier hatten wir alle 2,5 Kilometer eine Möglichkeit
zur Getränkeaufnahme. Die nächsten fünf Kilometer
ging es leicht wellig auf Kies und Schotterwegen am Ufer des Forggensees
entlang nach Norden, der in den 50er Jahren als Rückhaltebecken
des Lechs geschaffen wurde und nun der fünftgrößte
See in Bayern ist. Auch wenn der Forggensee, wie er sich heute darstellt,
kein natürlicher See ist, liegt er doch in einem Becken, das
nach der letzten Eiszeit noch von einem weitaus größeren
See ausgefüllt war.
Halbzeit
Die Hälfte des Weges war dann für uns am nördlichst
zu laufenden Punkt am See, fast genau an einer Spitzkehre, aber
es gab nur ein 21 KM-Schild, keine HM-Durchgangszeit. Weiter ging’s
an einem Campingplatz mit Segelhafen vorbei. Nach Kilometer 22 verließen
wir in Brunnen den Forggensee und liefen Richtung Berge.
Das fotografieren und dadurch verbundene immer wieder zulaufen des
Abstandes zu Mäx führte für mich zu einem ziemlich
unrhythmischen Lauf und verursachte dadurch leichtes Seitenstechen.
Ja, ist doch gar nicht so einfach, den laufenden Fotografen zu spielen.
Bei Kilometer 25, wir waren mittlererweile an der B17, konnte man
Linkerhand die Wallfahrtskirche St. Coloman sehen, als im 30-jährigen
Krieg die Pest im Füssener Land wütete, wurden hier außerhalb
Füssens die Pesttoten begraben.
An der Bundesstraße stand Siggi zum fotografien, eigentlich
wollte sie ja mit dem Rad unterwegs sein, dann war es ihr aber doch
zu naß dafür. Kurz darauf standen auch wieder Jan und
Margot am Wegesrand, sie musste aber nicht nur fotografieren sondern
diente Magic Martin auch dazu den Zeitabstand des 3 Minuten vor
im liegenden Speedy mitzuteilen, denn den wollte er sich später
noch schnappen.
"Haltet durch, jetzt geht’s zum König"!
Einen Kilometer weiter bogen wir links ab Richtung Hohenschwangau,
das der königlichen Familie früher als Sommerresidenz
diente und in der Ludwig der II. seine Kindheit verbrachte. Auf
halben Weg konnte man rechts das unter Denkmalschutz stehende und
1905 erbaute Schloss Bullachberg, zu Füßen des Bullachbergs
sehen. Hier soll einmal ein Luxushotel entstehen, aufgrund der prominenten
Lage des Schlosses in der Nähe der Königsschlösser
schaffte es die Bauanfrage bis in den Bayerischen Landtag.
Über allem thront natürlich in rund 1000 Meter Entfernung
König Ludwig’s Märchenschloss, wir laufen direkt
darauf zu, wahrscheinlich immer unter den Augen vom Kini ;-)). Fast
zwei Millionen Besucher aus aller Welt besichtigen jährlich
Schloss Neuschwanstein. Erbaut wurde es auf den Ruinen von Burg
Schwanstein ab 1869. Richtfest feierte man 1880 und bezogen wurde
es 1884. Zwei Jahre später starb der Kini, nach 17-jähriger
Bauzeit wohnter er gerade mal 172 Tage darin. Lediglich ein Drittel
der geplanten Räume waren zu diesem Zeitpunkt fertig gestellt.
Unterhalb davon mussten wir einige hundert Meter über eine
grüne Wiese laufen, glücklicherweise war das in der Nacht
heruntergekommene Wasser, bereits größtenteils versickert,
vereinzelten Pfützen konnte man locker ausweichen.
An einer Abzweigung Richtung Neuschwanstein stand ein Zuschauer
und feuerte uns an: "Haltet durch, jetzt geht’s zum König",
Ja, das wäre was gewesen!
Unterhalb des Schlosses umrunden wir den Schwansee, nach meiner
bereits 4. Pinkelpause, so genau weiß ich auch nicht was an
dem Tag da los war, lief ich auf Wigald Boning auf und konnte mich
ein paar Minuten mit ihm unterhalten bis die nächste Getränkestation
uns wieder trennte. Jetzt konnte ich wieder etwas Gas geben und
Mäx der zwischenzeitlich beim Pinkeln wieder an mir vorbeizog,
wieder überholen. Das war heute für mich ein richtiges
Stop-and-Go-Rennen.
Auf dem weiteren Weg begegnete ich wieder den Alphornbläsern,
sie hatten zwischendurch die Position gewechselt und bliesen noch
am Schwansee den Läufern ein Ständchen, wie ich schon
von weitem mitbekam, aber jetzt waren sie auf dem Nachhauseweg,
die Hörner auf den Schultern, die letzten bekommen halt oft
mehr nur das halbe Programm.
Bergauf ins Faulenbacher Tal
Am Lechsteg bei Kilometer 34 warteten wieder Margot, Siggi und Jan
mit einer privaten Cola-Versorgung, da genehmigte ich mir doch einen
Becher. Magics Abstand zu Speedy war hier bereits auf unter 2 Minuten
gesunken, das wurde im hier wieder von Margot gemeldet, der wusste
dann gleich, dass er ihn noch packen konnte. Nach der Brücke
ging es zuerst ein Stück durch Füssen und dann in das
Faulenbacher Tal, der Weg führte jetzt wellenförmig einige
Kilometer bergauf, fast bis zum Alatsee hinauf.
Am Ortrand von Füssen kurz vor dem Mittersee passierte ich
die hiesige Sprungschanze, der Blick hinauf ließ mir dann
doch einen anstrengenden Marathonlauf vorziehen. Das Läuferfeld
hatte sich jetzt schon ziemlich auseinandergezogen, ich lief hier
des öfteren Mutterseelenallein am Mittersee und Obersee vorbei
mit wunderschönen blühenden Seerosenfeldern. Mario hatten
diese romantischen Ausblicke in den Sinn gebracht, mal wieder zum
fischen zu gehen. Streckenposten waren wohl auch schon einige abgezogen,
man musste an einigen Stellen schon zweimal hinschauen, um nicht
die Orientierung zu verlieren. Kleine blaue Pfeile auf den Wegen
brachten dann aber doch alle auf den richtigen Weg. Es gab auch
noch rote Pfeile, aber die waren wohl vom vortägigen Füssener
Stadtlauf übrig.
Wendepunkt vor dem Alatsee
Kurz vor dem Alatsee war dann der Wendepunkt, bis 2005 wurde hier
noch weiter gelaufen zum Alatsee, einen Kräfte zehrenden Anstieg
hinauf, den hat man aber gestrichen um die Strecke schneller zu
machen. Die Alatseestraße führte uns auf Teer größtenteils
berab zurück Richtung Ziel. Bei Km 40 ging es rein nach Bad
Faulenbach und dann war auch schon die Füssener Altstadt erreicht.
Das Ziel in der Fussgängerzone war von den Zuschauern recht
gut besucht und es machte richtig Laune hier einzulaufen. Die 4
Std. konnte ich nicht unterbieten aber dafür hatte ich viele
schöne Fotos im Kasten, meine Schuhe hatten aber sehr gelitten,
die Sohlen standen ab wie Eselsohren und das nach 500 km Laufleistung,
dem Schuhhersteller kann ich kein gutes Zeugnis ausstellen und weiterempfehlen.
Schölli hatte sich noch richtig ins Zeug gelegt und aus ehemals
3 Minuten Rückstand das gleiche als Vorsprung gegen Hans herausholt.
Alle kamen gutgelaunt ins Ziel, dieses wirklich empfehlenswerten
Landschafts-Marathons, der Kini hat halt schon gewusst warum er
sein Schloss hier errichten ließ. Es muss nicht immer ein
City-Marathon mit zigtausenden von Läufern sein, auch so eine
kleinere Veranstaltung macht wirklich Riesenspaß.
Ein bisschen Sorgen machten wir uns noch um unseren "Ironman"
Martin Bauer, erst später am Handy konnten wir von seinem Zieleinlauf
erfahren.
We love to entertain you
Zum duschen begaben wir uns ins wieder ins Sportstudio Füssen,
Mario hatte seine "Moped" noch vor unserer Unterkunft
in Buching stehen und kam etwas später nach, vor dem Festzelt
und schon während des Marathons führte er uns seine komplette
Pro7-Kollektion "We love (to entertain you)" vor und setzte
das Motto hier auch kräftig in die Tat um, vor dem Festzelt
auf der Straße unterhielt er uns mit einem Strip wirklich
köstlich.
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