Die
spinnen die Römer
Ich freue mich auf den Besuch in der ewigen Stadt - nicht
nur, weil ich noch nie in Rom war, sondern auch weil ich endlich
mal meine kurzen Hosen auspacken will. Allzu lang hat uns der heimische
Winter schon geplagt. Die Enttäuschung ist erstmal riesengroß,
als wir am Freitag bei geschlossener Wolkendecke und einem unangenehm
kalten Wind in Rom landen. Man verbindet Italien einfach mit Sonnenschein.
Der erste Weg führt uns auf die Marathonmesse, was weg ist,
ist weg. Vor dem Palazzio dei Congressi ist für alle der rote
Teppich ausgerollt, in einer Richtung führt er uns durch die
Messehallen. Erstmal geht’s runter in den Keller um die Startnummer
und das Race-Package zu empfangen. Darin enthalten sind ein toller
Rucksack vom Sponsor, das Finishershirt aus Baumwolle und die obligatorischen
kleinen Werbegeschenkchen und –flyer. Hinter die Startnummer
ist ein Chip getackert, der im Ziel wieder abgegeben werden muss
und daher auch gratis ist. Die Anmeldekosten liegen in der ersten
Startphase bis Ende November bei sage und schreibe 32 Euro, in Zeiten
inflationärer Gebühren ist das fast konkurrenzlos.
Aber um das alles erstmal zu erhalten, ist es beim Maratona di Roma
Pflicht, schon vorab ein Gesundheitszeugnis einzureichen. Dass das
gar nicht immer so einfach ist, habe ich selbst erfahren müssen.
Auf der Website kann man sich das dafür vorgesehenen Formular
in verschiedenen Sprachen ausdrucken und nach der Untersuchung vom
Arzt bestätigen lassen. Jetzt muss es „nur“ noch
nach Italien und dafür gibt es drei Wege, per Fax, als gescanntes
Dokument per E-Mail oder man schickt es mit der Post. Ohne bestätigten
Eingang gibt es keine Startzusage, bzw. es wird einem keine Startnummer
zugeteilt, mit der man hier in Rom die Startunterlagen empfangen
kann.
Gesagt, getan. Ich probierte es ein erstes Mal vor sechs Wochen
per Mail, da tat sich erstmal überhaupt nichts. Deswegen machte
ich mir aber noch keine Sorgen. Drei Wochen vor dem Starttermin
erzählte mir Margot, sie habe es per Post geschickt und sofort
wurde ihr eine Startnummer zugewiesen und sie war drin. Daraufhin
schickte ich mein Original auch per Post und wieder tat sich nichts.
Ich bestätigte gedanklich Asterix, der schon immer sagte: die
spinnen die Römer.
Bei Karin und Hans war auch alles o.k., nur bei mir tat sich nix.
Ein paar Tage später wurde ich dann langsam doch nervös,
deswegen probierte ich es mit einem Doppelschlag: Erst per Fax und
gleich noch ein PDF per E-Mail hinterher - und siehe da, endlich
hat es auch bei mir geklappt. Also mein Tipp, ruhig bleiben und
alles durchprobieren, die Wege ins Alte Rom dauern halt manchmal
etwas länger.
Raceday
Ab Samstag hat sich in Rom wieder die Sonne durchgesetzt, nur der
frische Wind mag noch nicht weichen. Auch heute am Marathontag strahlt
uns nach Auflösung einiger Wolkenfelder der blaue Himmel entgegen.
Ich hab mich für Langarm entschieden, weil doch viele Kilometer
gegen den Wind zu laufen sind, außerdem werde ich es zu Saisonbeginn
eher etwas gemütlicher angehen lassen.
Vor dem Kolloseum und Forum Romanum, wo normalerweise die Touristen
in Schlange anstehen, wurde am späten Samstag und wahrscheinlich
auch in der Nacht der komplette Marathonstartplatz mit Kleiderabgabe,
Toiletten usw. und auch einige Spinningräder zum Aufwärmen
aufgebaut. Hier ist genügend Platz, darum gibt es nirgends
größere Probleme, die Kleiderabgabe ist schnell erledigt.
Die Location der Startaufstellung auf der breiten Via dei Fori Imperiali
vor „dem“ Wahrzeichen Roms, könnte nicht besser
gewählt werden. Unweigerlich kommen mir aber auch die Gedanken
an die geschätzten 500.000 Menschen und Millionen von wilden
Tieren, die im 72 - 80 nach Christus erbauten „Amphitheatrum
Novum“ ihr Leben ließen. Stolze 400 Jahre war es mit
seiner riesigen, ellipsenförmigen Arena „in Betrieb“.
Heute sind wir die Gladiatoren, wir haben aber den Vorteil, dass
es nicht ums Überleben geht.
Margot und Karin kann ich im Startblock nicht entdecken, Hans darf
weiter vorne loslaufen, dafür sehe ich einige Reihen hinter
mir den nimmermüden Joe, er ist auch Autor bei marathon4you.
Heute will er, wenn ich seine Laufberichte richtig gezählt
habe, bereits seinen 7. Marathon in diesem Jahr angehen. Ich arbeite
mich mal zu ihm durch um ihn zu begrüßen und kennen zu
lernen. Beim Anblick seiner furchteinflößenden Kniebandage
fällt das erste Gesprächsthema natürlich auf Läufers
Zipperlein. Ich kann da auch recht gut mitreden, mein vergangenes
Laufjahr war voll davon. A... knapp war’s für mich, um
überhaupt hier in Rom antreten zu können. Meine Arolsen-Eskapade
hat mir eine läuferische Zwangspause von 2 Monaten eingebracht.
Bei Joe wird die Entscheidung heute über Glück oder Elend
bis km 12 fallen, meint er.
Punkt 9 Uhr wird gestartet. Mit riesigen Jubel setzen sich über
11.000 Läufer/innen in Bewegung. Erstmal noch im Walkingtempo
bis zum Startbogen, danach kann man aber gleich richtig Tempo aufnehmen.
Nach ein paar hundert Metern geht es an der Piazza Venezia nach
links, um Il Vittoriano herum, einem riesigen Bauwerk zu Ehren von
Vittorio Emanuele II, den ersten König des geeinigten Italiens.
Knallweiß sticht es richtig aus den sonstigen Bauten heraus.
Für Roms Zeitrechnung würde ich es als nagelneu bezeichnen,
es hat ja erst gute 100 Jahre auf dem Buckel.
Viel älter ist der Circus Maximus, ungefähr 2.500 Jahre,
er hat aber schon bessere Tage gesehen. Nach 1,5 km passieren wir
ihn, von den früheren Tribünenanlagen ist außer
ein paar Steinresten nichts mehr zu sehen. Schwer vorstellbar, dass
auf diesem Areal bis zu 250.000 Menschen bei den Wagenrennen zugesehen
haben sollen. Die Steinaufbauten wurden im Verlauf der Jahrhunderte
für andere Gebäude abgetragen und verwendet. Nach dem
Circo Massimo führt uns die Via Ostiense Richtung Meer, wir
haben jetzt den Wind mehr oder weniger im Rücken, was für
mich und mein Langarmshirt bedeutet, dass mir bereits jetzt richtig
warm wird und ich mir die Frage stelle, die richtige Bekleidungswahl
getroffen zu haben.
Ca. bei km 3 erreichen wir die Aurelianischen Mauern und ganz unerwartet
eine 36 Meter hohe Pyramide, die direkt neben dem Stadttor Porta
San Paolo liegt. Gaius Cestius hatte unter Augustus in Ägypten
als Offizier gedient und war offenbar davon so fasziniert, dass
er sich selbst ein solches Grabmal bauen ließ, man munkelt
aber auch, dass es Kleopatra war, die alle in ihren Bann gezogen
hat Heute ist sie, wie der angrenzende Protestantische Friedhof,
ein Treffpunkt der streunenden römischen Katzen, die dort auch
regelmäßig ihr Futter erhalten. Im Friedhof liegen einige
Berühmte begraben, daher wird er gut besucht, dort wird um
einen kleinen Obolus gebeten für die Tiere. Man sieht es ihnen
auch an, alle stehen gut im Futter, davon hab ich mich selbst überzeugt.
Ich werde im Verlauf meines Berichtes auch noch von einer Miezenjagd
erzählen.
Die erste Verpflegungsstelle und Getränkestation kommt bei
km 5. Hier, sowie auch auf den, alle 5 km folgenden, gibt es Wasser
und Isogetränke, die hier mit Sali/Salts gekennzeichnet sind.
Was mich anfangs mal verleitete nach Salz oder Salztabletten zu
suchen. Für gewöhnlich gibt es die Getränke in Bechern,
aber immer wieder sind auch Tische mit den praktischen kleinen Wasserflaschen
bestückt, die man längere Zeit mit sich führen kann.
Zur Stärkung gibt es immer Bananen, Äpfel, Orangen, Kekse
und kleine Zuckerpäckchen. Da dachte ich auch erst, es ist
Salz und wollte es schon in mein Wasser schütten.
Die nächsten Kilometer führen durch römische Wohngebiete
und sind recht unspektakulär, aber eine kleinere Aufheiterung
gibt’s für mich dann doch noch. Für uns ist die
rechte Fahrbahnseite einer Straße abgesperrt, auf der gegen
überliegenden Seite rollt uns normal der Autoverkehr entgegen.
Der Verkehr in unsere Laufrichtung ist somit für ein paar Stunden
blockiert. Einen Radler schert das überhaupt nicht, er widersetzt
sich einfach den Absperrungen und strampelt den Autos auf ihrer
Fahrspur entgegen. Da hat er aber die Rechnung nicht mit der Polizistin
gemacht, die diesen Abschnitt hier regelt. Sie pfeift ihn derart
zusammen, dass er sein Unterfangen schnell wieder bleiben lässt.
Heute haben nur wir Marathonis einen Freifahrtschein.
Zum ersten Mal überqueren wir den Tiber bei km 7, damit verbunden
ist auch ein gleichzeitiger Richtungswechsel, da wir den südlichsten
Punkt der Strecke hier erreicht haben. Das bedeutet aber auch: Gegenwind.
Die gefühlte Temperatur geht da gleich um einige Grad runter
und ich bin jetzt doch wieder froh, etwas Langärmliges an zu
haben.
Der Dschungel ist mitten in Rom
An die 15 km werden wir im Tagesverlauf noch am Tiber zurücklegen,
ich schau mal so runter ans Ufer, ob was herum kreucht und fleucht.
Warum diese Vorsicht? Der Dschungel ist mitten in Rom. Eine unbeugsame
Art von Schildkröte hat sich im Tiber festgesetzt. Vor 30 Jahren
importierten Liebhaber einige Exemplare der Rotwangen Schmuckschildkröte
vom Mississippi nach Italien. Die Pärchen hielten es nicht
lange in den Aquarien aus, sie vermehrten sich schnell und bevölkerten
die Ziergärten der Stadt. Da die süßen ca. 5 cm
großen Kröten schnell bis zu 30 cm anwuchsen, wurden
sie Vielen lästig. So wurden sie dann einfach im Tiber entsorgt.
Vertreiben ließen sie sich von dort nicht mehr, da sie kaum
natürliche Feinde haben und im Fluss alles Lebensnotwendige
finden. 10.000 Exemplare sollen inzwischen im Fluss leben und an
seinen Ufern rumkriechen. Ausgewachsen erreichen sie die Größe
einer Frisbeescheibe und sie sind „Fleischfresser“.
Sie stürzen sich hungrig auf "alles, was sich bewegt“,
vielleicht ja auch auf Marathonläufer?.
Inzwischen sollen auch Leguane und andere Echsen von ihren Besitzern
ausgesetzt worden sein. Kein Angst, wirklich in Gefahr sind wir
hier oben nicht, die Uferstraßen sind mit hohen engmaschigen
Drahtzäunen und später mit Mauerwerken abgesichert, so
besteht wohl keine Gefahr für uns. Vielleicht würde es
aber auch dem einen oder anderen eine schnellere Laufzeit einbringen.
Etwas später laufe ich auf Joe auf, sein Laufstil sieht mir
hier nicht mehr ganz so flüssig aus, was er mir auch bestätigt,
ein paar Kilometer weiter muss der dann leider aussteigen.
Diesen Streckenabschnitt würde ich eher als unscheinbar bezeichnen.
Nach 10 km wechseln wir wieder die Tiberseite, was sich für’s
Auge wirklich sehr positiv auswirkt.
Ab km 12 sind wir wieder direkt an der wunderschönen Uferpromenade
und einen Kilometer weiter liegt unten im Fluss die Tiberinsel.
Um die richtig zu sehen, muss man sich aber ziemlich weit links
der Straße halten, weil wir sehr viel höher als das Flussbett
laufen. Sie ähnelt in ihrer Form einem Schiff, in der Antike
sah sie durch entsprechend geformte Bauten aus, als sei sie eine
römische Galeere, die den Tiber passiert. Ein Obelisk, der
sich früher in der Mitte der Insel befand, unterstrich als
Mast diese Ähnlichkeit.
Bei km 15 steht auf der gegenüberliegenden Uferseite
das Castel Sant' Angelo, oder zu deutsch, die Engelsburg. Das ursprüngliche
Mausoleum von Kaiser Hadrian war fast zweitausend Jahre Festung
und Schloss. Heute ist sie ein Museum. Über die Ponte Cavour
nähern wir uns dem Vatikan. Um ein paar Ecken führt der
Weg auf die Via della Conciliazione die schnurstracks auf den Petersdom
zuführt. Wir laufen direkt auf den Petersplatz zu und stören
gerade eine Messe, die dort stattfindet. In San Pietro rein dürfen
wir aber nicht, selbst wenn wir wollten, kurze Hosen sind nämlich
verboten.
Die nächsten Kilometer führen vom Tiber weg in die nördlichen
Außenbezirke von Rom. Ich kann mich wieder mehr auf’s
Laufen konzentrieren als auf’s Fotografieren. Gefühlsmäßig
steigt für mich die Strecke hier etwas an, vielleicht liegt’s
aber auch am kalten Wind, der einem hier ins Gesicht bläst.
Moda di Signora
Kurz vor der Halbmarathonmarke sind wir wieder zurück am Tiber,
ein Stückchen weiter fällt mir eine ganz in pink gekleidete
Läuferin auf: „Frau trägt Röckchen“.
Vage habe ich in Erinnerung, heute schon mehrere in diesem neuen
Laufoutfit gesehen zu haben. Ich finde es wirklich hübsch anzusehen,
mal wieder was Neues, und zücke meine Kamera.
Nach 25 km passieren wir das über 70 Jahre alte Foro Italico,
ein Relikt aus der faschistischen Zeit. Der Komplex besteht aus
mehreren Sportanlagen und weiteren monumentalen Gebäuden. Das
Gelände dient bis heute Sport und Politik, es beherbergt das
Olympiastadion, ein Schwimmstadion und Tennisanlagen. Unter anderem
fanden hier die Olympische Sommerspiele 1960 und die Fußball-Weltmeisterschaft
1990 statt. Die Gebäude sind alle in auffälligen Rot gehalten.
Ein paar Minuten später erspähe ich wieder eine Röckchenträgerin,
diesmal in adrettem Schwarz mit weißer Umrandung. Ich muss
etwas Tempo aufnehmen, damit ich sie von vorne ablichten kann. Ich
nehme mir jetzt bewusst vor, auf die Minis zu achten und mache mich
auf Miezenjagd. Da haben sich die Laufklamottendesigner doch wirklich
was ganz Tolles einfallen lassen, also mir gefällt’s.
Den nördlichsten Punkt des Kurses erreicht man etwa bei km
28. Erst geht es noch an der vierspurigen Via del Foro Italico entlang.
Für uns hat man zwei Fahrspuren gesperrt, darum müssen
sich die Autos jetzt eine Fahrbahnseite teilen. Ob die heißblütigen
Italiener wohl alle Verständnis dafür aufbringen und uns
nicht verfluchen? Nach ein oder zwei Kilometern geht’s aber
endlich wieder runter, verbunden mit einem Richtungswechsel nach
Süden. Jetzt wird es auch richtig angenehm warm, weil wir den
Wind wieder im Rücken haben.
An der Großen Moschee, die angeblich die größte
in Europa ist, geht es einige Meter mit mehreren Kurven leicht bergab.
Meine geschärften Augen können ein blaues Röckchen
ausmachen, wieder muss ich mehrmals das Tempo anziehen um ein vernünftiges
Bild zu bekommen, gerade als ich wieder abdrücken will, wird
sie von der 4:15-er Pacergruppe verschluckt, aber ein richtiger
Paparazzi legt sich natürlich mehrmals auf die Lauer und so
bekomme ich noch einige Fotos von ihr. Karin läuft hier auch
in einer der drei 4:15-Pacergruppen und ist heute in Bestform und
drauf und dran ihre Bestzeit zu brechen, gesehen hab ich sie aber
nicht.
Das Beste kommt zum Schluß
Wir nähern uns langsam der Altstadt. Hier dürfen wir des
Öfteren auf dem berühmt-berüchtigten römischen
Kopfsteinpflaster laufen. Es sind schon mal einige Abschnitte dabei,
die ziemlich uneben sind und etwas Aufmerksamkeit erfordern. Einen
Tunnel dürfen wir auch durchqueren. Den Läufern scheint
das Spaß zu machen, hier kommt richtig Stimmung auf. Der verstärkte
Hall verleitet einige, in Jubelorgien aus zu brechen.
Das Beste kommt in Rom zum Schluss. Ab km 35 beginnt eine Sightseeingtour
vom Feinsten. Eigentlich ist es ein Zieleinlauf über 7 km und
den sollte man wahrlich genießen. Zuerst erreicht man meinen
persönlichen Höhepunkt, die Piazza Navona. Auf diesem
wunderschönen Platz herrscht ein munteres Treiben und eine
tolle Stimmung. Hier tummeln sich neben vielen Zuschauern auch Künstler,
Artisten, Händler und Wahrsagerinnen. In den Straßencafés
herrscht Hochbetrieb und sogar eine Band spielt hier auf, die erste
die ich heute wirklich wahrnehme. Mein Blick streift vom herrlichen
Neptun- bis zum kolossalen Vierströmebrunnen mit dem Obelisk.
Die ovale Form der Piazza Navona entspricht dem Rand eines Stadions.
Julius Cäsar errichtete es an dieser Stelle als eher provisorisches
Stadion für athletische Wettkämpfe. Kaiser Domitian baute
es 85 n.Chr. monumental aus und so bot es über 30.000 Zuschauern
Platz. Die Außenseite war im Erdgeschoss mit Arkaden aus Travertinpilastern
umgeben, es konnte sogar für Wasserspiele überflutet werden.
Die Barockzeit brachte dann große Umwälzungen. Papst
Innozenz X. ließ sich hier um 1650 seinen Familienpalast und
die Hauskirche bauen. Noch heute folgen Paläste, Kirchen und
Wohnhäuser um den Platz herum den Begrenzungen der früheren
Sportstätten.
Wir streifen die Piazza Venezia und wechseln wieder die Richtung
nach Norden um der Via del Corso zu folgen. Kerzengerade führt
der Weg durch die Altstadt über zwei Kilometer bis zur Piazza
del Popolo. Den dort stehenden Obelisk und das dahinter liegende
Porta del Popolo kann ich wie mit Kimme und Korn schon von weitem
ins Visier nehmen. Es war in der Antike das Tor, durch das man Rom
betrat, wenn man von Norden in die Stadt reiste. Generationen von
Kaufleuten, Künstlern und Staatsmännern, feindliche Armeen
und Ströme von Pilgern gelangten hier in die Stadt.
Wir umkreisen den Platz und laufen etwas weiter östlich in
entgegengesetzter Richtung zurück, 37,5 km liegen hier hinter
uns. An der Spanischen Treppe und am Fontana di Trevi vorbei geht
es wieder zur Piazza Venezia und Il Vittoriano. Margot legt am berühmten
Trevi-Brunnen noch einen längeren Stopp ein, weil Siggi hier
steht und sie nicht rechtzeitig auf’s Bild bekommt, darum
muss noch mal ein neues Bild arrangiert werden. Ah, ja… Hans
steht zu dem Zeitpunkt auch schon dort, er ist schon fast die ganze
Woche in Rom und hat schon alles gesehen, darum konnte er heute
schneller laufen und ist schon mit einer super Zeit durch’s
Ziel.
Noch einmal sehen wir den Circo Massimo und schon ist die Schlussrunde
um das Kolloseum erreicht. Gott sei Dank oder leider, das kommt
natürlich auf jeden selber an. Die, die noch ein paar Kräfte
übrig haben, werden es bedauern, diesen einmaligen Marathon
schon beenden zu müssen. Mehr für’s Auge wird einem
wohl bei keinem anderen Citymarathon geboten. |