29.4.2023 Marathon am Lech – Alpen Trail
Autor: Bernie Manhard
 
 
ber23
 

Zum 5. Mal findet heuer der Marathon am Lech statt, so können wir ein erstes kleines Jubiläum feiern. Wer hätte das zur Erstausgabe im Mai 2020 schon gedacht. Aus der Not geboren, um unserem liebsten Hobby auch während der Corona-Pandemie nachgehen zu können. Mit einem kleinen Teilnehmerstamm war er nur zur Überbrückung gedacht. Der Oberbegriff „Marathon am Lech“ blieb bei allen Ausgaben gleich, gewechselt haben aber mehr oder weniger jeweils die Streckenabschnitte. Daher ist auch jeder Marathon am Lech ein Unikat und mit einem eigenen Motto betitelt. Heuer nennt er sich „Alpen Trail“.

Früher bin ich fast alle meine langen Läufe am Lech Richtung Süden, also praktisch Richtung Alpen gelaufen, so kenne ich hier so ziemlich jeden Weg und Trail und muss die Strecke nicht neu erkunden, sondern lediglich die Streckenlänge anpassen. Bei Föhnlage sind die Berge zum Greifen nah. Sieht man sich das Höhenprofil an, wird man feststellen, es geht auch kontinuierlich bergauf bis zum Wendepunkt bei km 14, wenn’s auch nur knapp 50 Höhenmeter sind. Von der bayerischen Grenze ab ist der Lech von Stauwehren und Wasserkraftwerken gezähmt, davon liegen auch diverse Staufstufen und Lechwehre auf unserer Strecke. Vom Beginn seines Laufes bei Lech am Arlberg und durch Tirol sucht der Lech noch unbehelligt seinen natürlichen Lauf und ist eine der letzten Wildflusslandschaften in ganz Europa. Wir wollen aber nicht klagen, auch bei uns gibt es wunderschöne Abschnitte, die geradezu zum Laufen und Entspannen einladen.

Die üblichen Verdächtigen werden wieder kontaktiert, dazu noch ein paar neue aus dem Augsburger Umland. Das Interesse ist auch positiv, ohne aber an das Maximum, das diesmal auf 20 Teilnehmer festgelegt ist, zu gelangen. Ein paar melden sich wieder ab, davon leider auch verletzungsbedingt die komplette Stuttgart-Fraktion. Dafür gibt es aber wieder neue Interessenten, so stehen letztendlich 8 Läufer, dazu unsere beiden Neulinge Yvonne und Melli am Start. Der Marathon-Kalender ist wieder prall gefüllt, so gibt es einige die bereits ihre Termine für prominentere Events vergeben haben. Lobend sind hier Dieter, Simon und Frank zu erwähnen, denen es nichts ausmacht an zwei hintereinander folgenden Wochenenden Marathon bzw. Ultra zu laufen und auch noch teilweise morgen bei den Bayerischen Meisterschaften im Halbmarathon durch den Siebentischwald antreten. Greppi ist derzeit im Krankenstand und wird auch nur eine Teilstrecke zurücklegen können.

Kommen wir zum einzigen negativen Punkt, zumindest für mich, leider bin ich nur sporadisch lauffähig und kann so 8 Monate nach meinem Meniskusriss, immer noch nicht wirklich laufen und daher auch nicht als Läufer heute teilnehmen. Des einen Leid, ist der anderen Freud, so kann ich dafür bei km 24 allen Teilnehmer:innen eine Getränkestelle anbieten. Im „wilden Süden“ gibt es – mal abgesehen vom Kiosk am Mandichosee, zu Beginn der Strecke – keine Möglichkeit sich extern zu versorgen.

Bewährt hat sich der Startpunkt am Weitmannsee, hier gibt es einen riesigen Parkplatz und sogar eine öffentliche Toilette am Restaurant Seestern. Pünktlich um 10 Uhr wird gestartet. Vom Start geht es an der Ostseite des Weitmannsee entlang, nach 4 km wird der Lech erreicht und wenig später die Verbindungsstraße nach Königsbrunn gequert. Am Mandichosee kann ich in kurzen Abständen erste Fotos von allen machen, noch sind die Abstände nicht so groß. Und natürlich wird beim Marathon am Lech auch nicht „auf Teufel komm raus“ gelaufen, es ist ja mehr ein Lauf zum Genießen.

Entstanden ist der Lech durch den Lechgletscher, der das Gebiet zwischen dem heutigen Lech und der Iller bedeckte. Er entspringt nahe dem Formarinsee im österreichischen Vorarlberg, führt durch das Lechtal und über den Lechfall in Füssen weiter nach Augsburg und mündet bei Rain schließlich in die Donau. Das Faszinierende dieses „letzten Wilden“ ist vor allem seine Farbe: magisch hellblau-türkis bis jadegrün. Das verdankt der Lech dem hohen Gehalt an Mineralien im Wasser, die der Lech aus seinen Steinen löst. Einen weiteren Zweck erfüllen die Steine in Form von Medaillen für alle Finisher:innen beim Marathon am Lech, in dem Fall von mir persönlich im und am Flussbett gesammelt, anschließend geschliffen, gebohrt, bemalt und mit Mattlack versehen.

Ein bisschen wird der Lech dann auch seiner Bezeichnung "Wildfluss", in seinem „gezähmten“ Abschnitt, gerecht. Zumindest neben dem Gewässer. Eine wunderschöne Kreuzotter quert den Trail und lässt das Adrenalin bei dem einen oder anderen etwas ansteigen. Noch vor ein paar Jahren gab es zwischen den Lechstaustufen 22 und 21 ganz wilde Abschnitte, die mich immer an einen Swamp in Louisiana erinnerten, es wurde aber zuletzt sehr viel an den Wegen gearbeitet und ausgebaut, so ging da einiges verloren. Auch ein Naturschutzgebiet, das zwischen Januar und Mai gar nicht betreten werden durfte, weil geschützte Vögel hier brüteten, sonst dürften wir hier heute gar nicht durch.

Marathon am Lech
MM Reit im Winkl
LechLauf
Wolfgangseelauf
Marathon am Lech SC
Kuhsee Marathon


   
 
 

Nachdem ich meine VP an der Westseite der Staustufe 22 postiert habe, jage ich mit dem Bike der Meute hinterher und schieße von allen Fotos. Mittlerweile hat sich das Feld doch schon viele Kilometer auseinandergezogen, so dass ich einige Mühe aufwenden muss, um bis nach vorne an die Spitze zu gelangen, angeführt von Christoph und Simon. Gerade noch kurz vor Umrundung des idyllischen, türkis strahlenden Auensees kann ich sie einholen und wenig später auch meine Getränkestation (km 24) beziehen. Christoph und Simon ziehen weiter, ich warte natürlich auf die weiteren Teilnehmer:innen, die ich so nach und nach versorgen kann. Bei Charly, Jürgen und Greppi, der jetzt doch bedeutend länger unterwegs ist als vorher eingeplant, dauert es etwas länger, so steige ich nochmals auf’s Rad und fahre ihnen entgegen. Leider verpasse ich dadurch Charly, der scheinbar gerade in dem Moment bei der Auensee-Umrundung ist und nach 28 km seinen Lauftag verkürzt.

Eine etwas größere Schleife, abseits des Lechs, führt durch den Stadtwald bei Königsbrunn. Hier gibt es ein umzäuntes Gebiet, indem derzeit fünf junge goldbraune Przewalski Hengste (sprich: Schewalski) leben. Dahinter steckt seit 2007 ein Projekt, das nicht nur dazu beiträgt, dass der wertvolle Lebensraum der Königsbrunner Heide bestehen bleibt, sondern auch zur Arterhaltung der Wildpferde. Przewalski Pferde stammen ursprünglich aus den weiten Steppen Zentralasiens. Sie sind die letzten echten Wildpferde. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren sie bis auf einige Tiere in Zoos nahezu ausgestorben und es gab kein einziges freilebendes Wildpferd mehr. Von zwölf dieser Zootiere stammen heute weltweit über 2.000 Przewalski Pferde ab und natürlich auch die fünf Hengste hier.

Nach passieren des Wildpferdgeheges geht es über drei Kilometer auf direktem Weg durch den Siebentischwald zurück an den Lech. Noch einmal nach Süden führt der Kurs für weitere 2,5 km zurück bis zur Lechstaustufe 23 und nach einer letzten Überquerung der Meringer Straße, am Lech entlang bis zum Ziel am Weitmannsee.

Christoph gibt im Schlussabschnitt nochmal ordentlich Gas und kann Simon noch ein paar Minuten abnehmen und als Sieger ins Ziel laufen. Leider verpasse ich mit Greppi und Charly, die ich mittlerweile aufgesammelt habe, den Zieleinlauf von Christoph um wenige Minuten. Aber bei Simons Ankunft und allen weiteren Finisher:innen sind wir vor Ort und ich kann sie mit ihren verdienten Medaillen dekorieren. Gratulation an alle Jungs und Mädels.

Bei optimalem Wetter geht ein herrlicher Tag am Lech zu Ende. Vielleicht bietet sich ja im Herbst noch ein „ST – Second Trial“ für Greppi, Charly und mich, um auch noch in den Finishergenuss des 5. Marathon am Lech zu gelangen. Im Kopf haben wir das auf alle Fälle. Sowie auch die Planung der 6. Auflage, wo die Strecke so gut wie fix ist, da will ich dann auch unbedingt wieder mit am Start sein.  

 
   
 
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