Die
Voranmeldung zum Gebirgsmarathon geht schnell vonstatten. Anruf
bei Oliver Hiemer. Name, Verein und Jahrgang übermitteln und
fertig ist das Prozedere. Bezahlt wird dann vor Ort. Will man nähere
und sichere Information über den Lauf erfahren, ist der Kontakt
per Telefon das Beste was man machen kann. Ja, da möchte ich
nicht lange um den heißen Brei reden, die Aktualität
der Website ist nicht die Stärke des Teams um Willi und Oli
Hiemer, mit den modernen Medien stehen sie etwas auf Kriegsfuß.
Bis auf seine Telefonnummer ist eigentlich nichts mehr up to date.
Aber was 20 Mal geklappt hat, wird auch bei der 21. Austragung gut
werden, denke ich mir. Vor vier Wochen beim Marathon in Oberstaufen
bin ich den westlichen Teil der Nagelfluhkette gelaufen, heute freue
ich mich auf den Östlichen.
Der Weg ins Allgäu ist in den letzten Monaten deutlich komfortabler
geworden. Im vergangenen September war es endlich soweit, die neue
B19 ab der A7-Ausfahrt Waltenhofen bis Immenstadt, durchgehend vierspurig
wurde dem Verkehr übergeben. Damit sparen sich alle, einschließlich
mir, die heute Morgen in aller Frühe anreisen wieder ein paar
wertvolle Minuten. Den größeren Vorteil wird uns die
neue Straße aber noch bei der Heimfahrt bringen. Wer in den
letzten Jahren hier schon mal im Samstag- oder Sonntagnachmittäglichen
Ausflugs-Stau gestanden ist, wird mir da beipflichten.
Eine Stunde vor dem Start um 7 Uhr treffe ich am Parkplatz der Mittag-Bergbahn
ein. Gleich daneben ist das Lifthäuschen und unten in der Garage
ist der Anmeldebereich untergebracht. Vor dem Tor ist ein Absperrband
gespannt, das ist unser Startplatz. Wir sind also bei einem Marathon
der kurzen Wege. Wer gestern, so wie ich noch kurzfristig angerufen
hat bei Uli Hiemer, der hat sich 5 € gespart, gilt nicht als
Nachmelder und muss heute 30 € Startgeld berappen und dafür
gibt es vorab erstmal nur die Startnummer.
Die ist aber nicht bei jedem gleich …die Nummern natürlich
sowieso nicht, ist ja klar. Es geht um die Aufschrift der Veranstaltung,
bei meiner steht z.B. 18. Gebirgsmarathon drauf, beim nächsten
ist es der 20. oder bei manchen auch ohne Veranstaltungszahl. Das
ist jetzt natürlich nichts für Startnummernsammler- oder
fetischisten, aber wir sind schließlich in Schwaben und da
ist man sparsam.
Warum hat der Veranstalter überhaupt noch die alten Nummern?
Vor der Siegerehrung gibt es eine Tombola mit vielen Preisen, woran
jeder teilnimmt der seine Nummer in eine Kiste wirft. Da natürlich
jeder was gewinnen will, bekommen die Hiemer’s ihre alten
Nummern wieder zurück und wenn sie noch in gutem Zustand sind
werden sie wieder verwendet. So ist das bei dieser kleinen familiären
und urigen Veranstaltung. Mich stört’s nicht, ich werde
meine im Ziel auch abgeben, weil es nach dem Lauf wieder eine Verlosung
gibt.
So nebenbei erfahre ich aber auch, dass im Gegensatz zu den letzten
Läufen das Ziel nicht mehr an der Mittelstation der Bergbahn
ist, sondern nach ganz oben auf die Bergstation verlegt wurde. Der
Grund dafür waren wohl einige fehlende Kilometer in den Vorjahren,
jetzt soll das mit der Marathon-Distanz besser passen. Auf dem Parkplatz
packt Urgestein und Erfinder des Laufes Willi Hiemer sein altes
Megaphon aus und begrüßt uns in Immenstadt. Da die Parkplätze
hier direkt am Startbereich knapp sind und natürlich jeder
direkt vor der Bahn stehen will, weißt er uns als erstes darauf
hin: „Wer nicht ordnungsgemäß parkt, kriegt eine
Ohrfeige“. Am Ende seiner Rede wünscht er noch dem „Sieger
den Sieg“ und dem „Verlierer die Achtung“.
Bei bedecktem Himmel – aber regenfrei – und angenehmen
12 Grad wird pünktlich um 8 Uhr von Willi Hiemer per Megaphon
gestartet. Vom Fleck weg geht es gleich leicht bergauf, nach wenigen
Metern erreichen wir den überdachten Holzsteg über den
Steigbach. Nach der Brücke biegen wir links in den Wald des
Steigbachtals ein. Auf dem nachfolgenden Kilometer gibt es zahlreiche
Gumpen, Wasserfälle und Felsformationen zu bestaunen.
Nach zwei Kilometern passieren wir die ehemalige Alpe Almagmach,
sie ist Baujahr 1800, wurde später in eine Berggaststätte
umgewandelt und in ihrem weiteren Verlauf auch als Hotel mit 30
Zimmern geführt. Seit einiger Zeit aber ruht der Betrieb. Wer
das nötige Kleingeld hat, kann die Immobilie erwerben, der
Kaufpreis beträgt schlappe 1.300.000 €. Der Name Almagmach
geht zurück bis ins 18. Jahrhundert und bedeutet verheißungsvoll
All-Gemein-Gemach.
Kurz danach wechselt unser Laufuntergrund von Kies auf Teer, hier
bekommen wir gleich einen ersten Vorgeschmack auf die steilen Abschnitte
die uns noch bevorstehen. Wie viel Grad wird die Steigung haben?
Ich weiß es nicht, auf alle Fälle sausteil. Am Ende der
Teerstraße verlassen wir den Wald und am Himmel ist ein erstes
großes blaues Loch auszumachen. Der Wetterbericht hat tolles
Wetter versprochen für heute, man kann jetzt schon absehen,
dass das heute so eintreffen wird.
Kurz nach dem Waldrand, gute 5 km sind absolviert, sind einige Pfeile
am Boden und Wegmarkierungen an Tafeln angebracht. Rechts ab weist
ein Schild Gebirgsmarathon und dem folge ich, etwas komisch finde
ich schon dass alle anderen aber gerade aus weiterlaufen, denke
aber das werden die 14 km-Läufer sein, deren Strecke sich hier
von unserer trennt. Aber unsicher bin ich mir schon und drehe mich
immer wieder um, aber keiner folgt mir. Ca. 500 Meter weiter kommt
mir der Reporterkollege von LaufReport.de entgegen, der die Spitze
der „Kurzstreckler“ fotografiert hat. Er kann mich aufklären
dass ich schon auf unserer Rückwegstrecke und somit auf dem
falschen Dampfer bin. Im Umkehrschwung mache ich mich auf dem Rückweg,
wo mir noch eine weitere Läuferin entgegen kommt, die dem gleichen
Irrtum aufgesessen ist. Der Zusatzkilometer, in wenigstens relativ
flachen Gelände wird’s nicht rausreißen heute.
Den ersten Verpflegungspunkt erreicht man nach 6 km an der Alpe
Mittelberg. Uns werden Wasser, warmer Tee, Müsliriegel und
Bananen angeboten. Im Anschluss verlassen wir befestigte Wege und
begeben uns direkt ins Gelände. Die massiven und ergiebigen
Regenfälle der letzten Tage haben dem Boden schwer zugesetzt,
nur sehr schwierig kann ich mich trockenen Fußes über
die Wiesen tasten. Richtige Schlamm- und Wasserlöcher gilt
es zu überwinden, manchmal nehme ich lieber einen kleinen Umweg
in Kauf. Ich bin froh heute die richtige Schuhwahl getroffen zu
haben, indem ich meine stabilsten und auch wasserresistentesten
Trailschuhe gewählt habe.
An Rande des Wahnsinns
Unterhalb des Stuiben-Gipfels ist für uns der Eintritt in die
den Naturpark Nagelfluhkette. Das letzte Stück den Gipfel ganz
hinauf müssen wir aber nicht erklimmen, trotzdem zählt
er für uns als der erste Gipfel, wir hatten dafür schließlich
auch fast 10 km Anlaufweg. Mit genauen Kilometern kann ich jetzt
leider nicht mehr dienen, ich bin mir nicht sicher ob mein Sensor
zur Entfernungsmessung noch richtig arbeitet. Mir kommt’s
nicht so vor, bei extremen Steigungen hat er so seine Problemchen.
Kilometerschilder gibt es auf der kompletten Strecke auch nicht,
man weiß halt zur Orientierung dass beim Wendepunkt am Hochgrat
nicht ganz die Hälfte absolviert ist.
Den nächsten Gipfel haben wir von hier schon im Visier, den
1.737 m hohen Sedererstuiben. Etwas unterhalb der Spitze ziehen
wir im Schlamm an ihm vorbei. No. 2 ist abgehakt. An einem Weidezaun
abwärts bewegen wir uns Richtung Buralpkopf. Der anfängliche
Trampelpfad geht in einen Wiesentrail über. Je weiter es runter
geht, umso weniger bleibt am Zaun entlang Spielraum zum steil abfallenden
Abgrund. Ganz wohl ist mir hier nicht, wir sind hier ganz schön
am Rande des Wahnsinns. Hinter mir höre ich Gejammere: „Aua,
da ist ja Strom drauf“, jeder drückt sich hier lieber
am Weidezaun entlang, als am Verderben. Ja, das ist schon ein richtiger
Abenteuerspielplatz bereits auf dem ersten Kilometer der Nagelfluhkette.
Plötzlich höre ich Hans, einen meiner Wegbegleiter rufen:
„Hier sind wir doch noch nie gelaufen, wir müssen viel
weiter nach links“. Willi bestätigt seinen Verdacht,
er ist hier ein Urgestein und hat den Lauf schon 19. Mal bewältigt.
Ich habe beim Abstieg den Einstieg über den Zaun verpasst und
mich so bereits zum zweiten Mal verlaufen und alle sind dem Esel
gefolgt. Hinter mir sind noch mehrere Läufer auf mich reingefallen.
Beschilderung ist natürlich auch Mangelware, genauer gesagt
gab es gar keine. Die Laufstrecke hier oben ist die Gratwanderung
auf der Nagelfluhkette und nicht extra für den Marathon ausgeschildert.
Ich bin froh diesen Harakiri-Weg verlassen zu können und nach
ein paar Metern treffen wir auch wieder auf den regulären Trampelpfad.
Steil führt er uns über eine glitschig nasse Kuhweide
nach unten.
Aber bald geht der Weg wieder nach oben, es gibt nur auf oder ab.
Nach einem kurzen vielleicht 10 Meter langen ungesicherten Balanceakt
müssen wir wenig später noch einen mit Stahlseilen gesicherten,
bestimmt 50 – 70 m langen zweiten Grad aus „Hergottsbeton“
überwinden. So nennen die Allgäuer ihr Nagelfluhgestein.
Die Aussicht, die steile Wand hinab ist atemberaubend, hier ist
Trittsicherheit gefragt. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass
es Menschen gibt, die diese Überquerung verweigern würden.
Für zarte Gemüter und nicht schwindelfreie ist dieser
Run definitiv nichts. Ein bisschen mulmig ist mir hier auch, das
gebe ich gerne zu, ich möchte das wirklich nicht verharmlosen.
Wer hier einen Fehltritt macht für den gilt nur noch: „Servus
Bayern“ – „Habe die Ehre Österreich“.
Immer wieder phantastische Ausblicke auf die vor mir liegende Nagelfluhkette
und Fernblicke bis in die Österreicher und Schweizer Alpen
vertreiben schnell alle unangenehmen Gedanken, das Panorama ist
wirklich unglaublich beeindruckend und schön. Das Gipfelkreuz
des Buralpkopf, der an sich eigentlich kein richtig markanter Gipfel
sondern eher ein breiter Rücken ist, wird wenig später,
nur wenige Meter unterhalb passiert.
Über den Gündleskopf geht es wieder steil bergab zur Gündlesscharte.
Viele Starter sind hier mit Stöcken bewaffnet, bei den schmierigen
Verhältnissen bestimmt nicht verkehrt, aber man muss mit den
Dingern natürlich auch umgehen können. Den letzten Abschnitt
habe ich überwiegend gemeinsam mit Hans und Willi zurückgelegt.
Bergab ist Willi eine Macht, auch bei diesem extrem steilen Abstieg
nimmt er einfach die Stöcke unter die Arme und stürzt
sich den Abhang hinab. Mir wäre angst und bange. Er wird aber
schon wissen was er macht nach 19 Teilnahmen, denke ich mir.
In der Senke der Gündlesscharte ist für uns die zweite
Verpflegungsstelle aufgebaut, ich würde mal schätzen,
dass etwa 14 km hinter uns liegen. Nach einer ausgiebigen Stärkung
kommt mir hier schon der Führende entgegen. Die ihm nachfolgenden
kann ich bei meinem 250 Höhenmeter langen Aufstieg auf dem
brutal steilen und rutschigen Hang zum Gipfel des Rindalphorn beobachten.
Mit welchem Risiko sich diese Burschen hier runterstürzen ist
schon unglaublich beeindruckend. Das letzte kurze Stück nach
rechts auf’s Gipfelkreuz wird uns wieder erlassen, für
uns geht’s links weiter.
Hier gibt es kein Entrinnen
Ab Rindalphorn wird unsere Wegstrecke etwas weniger rustikal, bis
zum Hochgrat ist der Weg vom Alpenverein mit vielen Stufen ausgebaut.
Wahrscheinlich weil hier auch besonders viele Wanderer von der nicht
mehr allzu weit entfernten Hochgratbahn unterwegs sind. Es gibt
sogar einige Abschnitte die im Laufschritt ohne extreme Oberschenkelbelastung
bewältigt werden können und ich würde sie aus Läufersicht
als den angenehmsten Teil bezeichnen. In der Brunnenau-Scharte ist
aber vorerst wieder Schluss mit lustig, es geht wieder aufwärts
dem Hochgratgipfel entgegen. Vorher geht es aber noch durch ein
richtiges Schlammloch, es gibt hier kein Entrinnen, so verzweifelt
ich nach einer Umgehung Ausschau halte. Wenn’s denn sein muss,
Augen zu und durch. Bis zum Knöchel stehe ich in der Suhle.
Immer mehr Wanderer bevölkern jetzt um die Mittagszeit die
Strecke, aber es gibt kaum Probleme, irgendwie kommen wir schon
aneinander vorbei. Vielleicht sind auch einige der Wandersgesellen
auf einem der Fernwanderwege E4 oder E5 unterwegs, beide führen
über die Nagelfluh-Gratwanderung.
Der Weg des E4 verläuft derzeit von Tarifa an der Südspitze
Spaniens über die Pyrenäen, Frankreich und der Schweiz.
Im alpinen Grenzgebiet zwischen Deutschland und Österreich
werden zwei Schwierigkeitsvarianten angeboten. Die deutsche Voralpenvariante
führt hier über den Grat. Anschließend quert der
Weg noch Ungarn und führt bis zur rumänischen Grenze,
wo die Wegmarkierung vorläufig endet. Vorgesehen ist aber den
Weg bis nach Zypern fortzusetzen und er würde dann über
10.000 km lang sein. Müsste man da nicht über Wasser gehen
können? ...da kenne ich eigentlich nur einen der das mal geschafft
haben soll. Der E5 führt von der Atlantikküste Frankreichs
in die Bretagne und anschließend über die Alpen nach
Verona und ist 3.200 km lang.
Unser höchster Punkt für heute ist am Gipfelkreuz des
Hochgrat bei 1833 m erreicht. 80 rustikale Höhenmeter abwärts
mit viel Gegenverkehr sind bis zu unserem Wendepunkt an der Hochgratbahn
noch zurückzulegen und unsere gefühlte Halbzeit ist erreicht.
1968 ist hier in Gipfelnähe beim Überflug ein F104G Starfighter
verunglückt. Wie gut dass die Hochgratbahn erst 1973 in Betrieb
genommen wurde. Nach einer ausgiebigen Brotzeit mit Müsliriegel
und Powergel, dazu noch Cola mache ich mich auf den Rückweg,
zur Halbzeit zeigt mein Zeiteisen genau 3:30 Std. an.
Meine Muskulatur ist aber schon hart am Limit, eine solche Dauerbelastung
für die Oberschenkel ist für einen Flachländer wie
mich natürlich schwer zu trainieren. Prompt, eine halbe Stunde
später passiert’s, zum ersten Mal bekomme ich während
eines Marathons einen Krampf, oder zumindest ist es der Ansatz dazu.
An der Oberschenkelinnenseite habe ich im meinem ganzen Leben noch
nichts gespürt, eigentlich wusste ich gar nicht dass es ich
hier überhaupt Muskeln habe. Ich lege sofort einen Stopp ein
und versuche es mit Lockerungsübungen. Dazu habe ich noch eine
eigene Trinkflasche dabei mit einer Prise Salz im Wasser. Das ist
jetzt ein gute Gelegenheit, mir dies zuzuführen, vielleicht
hilft es ja etwas. Und siehe da, nach zwei Minuten geht es wieder,
noch zieht es ganz leicht, aber mit der Zeit legt sich auch das.
Glück gehabt.
I will survive
Auf dem Weg zum Gipfelkreuz des Rindalphorn werde ich von
einer ganzen Meute, auf einer gegenüberliegenden Erhebung sitzend,
zurückgepfiffen: „Rechts runter“ rufen sie mir
zu. Ach ja, fällt mir wieder ein, da müssen wir ja gar
nicht rauf weil es eine Sackgasse ist. So bleibt mir mein dritter
Verläufer erspart. Dann nehme ich den diffizilen Abstieg, bei
dem mir am Herweg die Läuferspitze entgegen kam in Angriff.
Mit Händen und Füßen arbeite ich mich in den gefühlt,
fast senkrecht abwärts führenden schlammigen Rinnen nach
unten. Immer noch das faszinierende Bild vor Augen wie hier die
Spitze runtergeturnt ist. Am hohen Grasbestand halte ich mich des
Öfteren mit den Fingern ein um nicht abzurutschen. Durch den
Kopf geht mir hier das Lied von Gloria Gaynor: „I will survive“,
zwar nicht im Sinne des Überlebens, so gefährlich ist
es nun auch wieder nicht, eher unverletzt die Strecke zu überstehen.
Ich hatte heute schon so viele Situationen, bei denen ich auf dieser
selektiven Strecke mit den Füßen fast umgeknickt oder
weggerutscht wäre. Die vorangegangenen Regenfälle haben
natürlich ein Wesentliches dazu beigetragen.
Kurz darauf komme ich wieder an die Versorgungsstelle, sie ist immer
noch gut bestückt. Cola ist besonders begehrt. Ein Wort noch
zu den VP-Stellen. Insgesamt gibt es 7 Stück, mit denen, die
wir doppelt passieren. Die Temperaturen sind heute sehr angenehm,
max. ca. 20 Grad aber mit viel Sonne, dafür sind sie auch ausreichend.
Empfehlen kann man aber auf alle Fälle das mitführen einer
eigenen Trinkflasche oder Trinkrucksack, was ein Großteil
auch beherzigt.
Der Rückweg imponiert mir optisch sogar noch mehr als der Hinweg.
Immer wieder kann ich neue Bildreize ausmachen, wie die bizarren
abgestorbenen Baumreste oder wieder neue beeindruckende Perspektiven
der Steilflanken der Nagelfluhkette. Fotos habe ich bewusst nur
überwiegend immer nach vorne gemacht um nicht alles doppelt
zu knipsen. Die schmalen zu übersteigenden Felsgrate kommen
mir seltsamerweise jetzt gar nicht mehr so gefährlich vor.
Der Mensch gewöhnt sich wohl schnell an besondere Herausforderungen.
Von einem sollte man aber eher Abstand nehmen, dies hier als Berglauf
zu bezeichnen, mal abgesehen von An- und Ablauf. Ich würde
es eher als Mittelding zwischen Bergsteigen und hoch anspruchsvollem
Trail bezeichnen. Geeignet ist die Veranstaltung wirklich nur für
Leute die eine Vorliebe für alpines Terrain haben.
Ab Sederer geht es für Acht oder Neun Kilometer immer nur abwärts.
Endlich wieder richtiges Laufen. Auf einem Stufenweg mit immer wieder
folgenden kleinen Abflussgräben, bei denen einen größerer
Sprung von Nöten ist, verlasse ich die Höhen. Die nächste
knifflige Aufgabe wartet am Ende des Stufenweges: eine Abzweigung.
Ein Läufer steht schon seit geraumer Zeit da und wartet wohl
auf Auskunft. „Wo geht’s hin“, fragt er mich.
Ich meine links und setzte meinen Weg fort. Heute folgen alle mir,
aber diesmal liege ich richtig, nach kurzer Zeit bin ich mir sicher,
mich an den Abschnitt zu erinnern. Wenig später kommt dann
auch nach langer Zeit wieder einmal ein Gebirgsmarathonschild.
Nach erneuter Verpflegung an der Mittelbergalpe treffe ich wieder
am Kreuzungsbereich meines ersten Fauxpas ein. Diesmal weiß
ich aber wo’s lang geht. Nach einer kurzen Wiesenüberquerung,
die mit Holzbohlen ausgelegt ist um nicht nasse Füße
zu bekommen, führt mich ein gut zu laufender Wirtschaftsweg
durch den Wald ins Tal. Hier läuft’s mir im wahrsten
Sinne des Wortes wirklich gut. Ja, es ist sogar eine richtige Wohltat
nach über 6 Stunden Kletterpartie. Aber es geht nicht ganz
bis zur Talstation runter, einige hundert Meter vorher ist eine
Abzweigung, wo nochmals Wasser und Cola angeboten werden. Wir müssen
von hier wieder rauf.
500 hm und ca. 4 km sind nochmals bis zur Bergstation unterhalb
des Mittaggipfel zu erklimmen. Soll ich noch erwähnen wie?
Ja, steil natürlich wieder, aber wenigstens bis zur Mittelstation
auf einer Teer- und später auf einer gepflegten Naturstraße.
Bei den letzten Austragungen war das Ziel immer an der Mittelstation,
heuer hat man es auf die Spitze(n) getrieben. Oben ist dann unser
Gipfel No. 13, die vorherigen mussten ja doppelt bezwungen werden.
Das Höhenprofil nach Softwareauswertung sieht dann auch aus
wie die Krone des Bergkönigs.
Als ich im Ziel eintreffe, ist schon die Verlosung in vollem Gange.
Schnell die Startnummer runter und in die Kiste. Wenig später
werde ich dann auch schon gezogen. Mein Gewinn passt bestens zur
Veranstaltung: ein Paar Outdoor-Socken von einem namhaften Hersteller,
bestens geeignet für eine Wanderung über die Nagelfluhkette.
Jeder Finisher erhält bei der Siegerehrung ein Veranstaltungsshirt
und eine Medaille. Wer es eilig hat, der bekommt alles natürlich
schon vorher ausgehändigt.
Was gibt’s noch zur Höhen und Distanzmessung zu sagen?
Meine Softwareauswertung ergibt 2950 Höhenmeter aufwärts
und 2300 hm abwärts. Kann irgendein Marathon mehr bieten? Vielleicht
einer im Himalaya. Ob die Marathondistanz auch erreicht oder durch
die Verlängerung jetzt sogar überschritten wurde kann
ich leider nicht überprüfen. Hier hat meine Laufuhr oder
genauer gesagt mein Laufsensor am Schuh vollkommen versagt, immerhin
das Flaggschiff des größten deutschen Herstellers. Es
werden nur 26 km angezeigt, die Schrittlänge nach oben kann
der Sensor offenbar nicht mehr richtig umrechnen. Im Übrigen
nicht nur bei mir, sondern auch bei Willi, mit dem ich mich noch
unterhalte und der dasselbe Modell besitzt, ist es so. Da waren
die GPS-Leute bestimmt besser dran. Was bleibt ist ein Marathon mit besonderem Erlebnischarakter, geprägt
durch einen steten Wechsel von Auf und Ab, gepaart mit faszinierenden
Ausblicken an einem außergewöhnlich schönen Flecken
Erde. Aber nicht für Jedermann zu empfehlen, hier sind die
Alpin-Freunde gefragt. |