Im Juni letzten Jahres verbrachte ich ein verlängertes Wochenende mit Silke in Bad Staffelstein. Wir erwanderten in fünf Tagen den als Gottesgarten bekannten Landstrich am Obermain und besichtigten natürlich auch das Kloster Banz, sowie die Basilika Vierzehnheiligen. Auch den Staffelberg erklommen wir gemeinsam und waren begeistert von der großartigen Landschaft. Als ich dann noch erfuhr, dass es hier auch einen Landschaftsmarathon gibt, war mir sofort klar, dass ich dort schnellstmöglich an den Start gehen will.
Am Wochenende war es dann endlich so weit. Zusammen mit Bernie und Jan machten wir uns schon am Samstag auf den Weg nach Bad Staffelstein und bezogen ein Zimmer in einer kleinen Pension. Schon hier bekamen wir einen kleinen Vorgeschmack auf die typisch offene Art der Oberfranken. Denn Frühstück gibt's in der Pension ab halb Neun wurde uns erklärt. Da zu diesem Zeitpunkt der Startschuss für den Obermain-Marathon fallen würde, was das für uns eher ungünstig. Aber kein Problem. Der junge Mann telefonierte kurz mit seiner Chefin und schon war klar, dass für uns rechtzeitig aufgedeckt wird.
Gleich danach machten wir uns auf den Weg zur Adam-Riese-Halle, wo die Startnummernausgabe stattfinden sollte. Aufgrund meiner Ortskenntnisse aus dem Vorjahr, hatte ich mir jedoch keine großen Gedanken gemacht, wo diese zu finden sei, vermutete sie jedoch in Richtung Bahnhof und so spazierten wir los und konnten schon mal die schöne Altstadt von Bad Staffelstein genießen. Erste Hinweisschilder auf den Marathon konnten wir dabei ebenfalls entdecken, allerdings fehlte der Hinweis auf die Adam-Riese-Halle. So standen wir plötzlich in einem Schulhof und eine Dame fragte uns gleich, wohin denn unser Weg führen soll. Als wir ihr erklärten, dass wir die Marathonmesse suchen, erklärte sie uns, dass wir zwar nahe dran sind, aber dass der Pausenhof eingezäunt ist und dass wir da nicht wieder rauskommen sollten. Ich vermutete mal, wir hatten es hier mit der Rektorin der Schule zu tun, denn sie kannte eine prima Abkürzung. Kurzerhand sperrte sie das Schulhaus auf und geleitete uns zum Hinterausgang. Und schon waren wir da.
Vor uns lag die Adam-Riese-Halle. Adam Ries, wie er eigentlich hieß, dürfte wohl der bekannteste Sprössling Bad Staffelsteins sein. Der Rechenmeister wurde hier 1492 geboren und machte durch sein Werk „Rechnung auff Linihen und Feder“ auf sich aufmerksam. Es war, wie zu dieser Zeit noch untypisch in Deutsch und nicht auf Latein verfasst worden und wurde bis ins 17. Jahrhundert gut 120-mal aufgelegt. Sein Name dürfte aus der Redewendung „nach Adam Riese“, wohl jedermann bekannt sein. Im Eingangsbereich der Adam-Riese-Halle finden wir eine kleine Marathonmesse, während in der Halle selbst die Startnummernausgabe stattfindet. Die haben wir schnell und problemlos hinter uns gebracht. Ein Blick auf die Uhr zeigt uns, dass wir auf den hier angebotenen Kaffee und Kuchen verzichten wollen, es ist eher Zeit für ein Abendessen. Einen gemütlichen Italiener hatten wir schon auf dem Hinweg ausgemacht und so gingen wir wenig später frisch gestärkt und voller Vorfreude auf den Marathontag zurück in die Pension.
Am nächsten Morgen machten wir uns dann auf den Weg in die Bischof-von-Dinkel-Straße, wo pünktlich um halb Neun der Startschuss für die bereits 14. Auflage des Obermain-Marathons erfolgen sollte. Das Wetter war perfekt. Strahlend blauer Himmel und Temperaturen um die 7 Grad. Im Laufe des Tages sollten es noch über zwanzig Grad warm werden, so gab es über die Kleiderwahl keine Diskussion. Nach dem langen zähen Winter konnte man endlich wieder in kurzen Klamotten laufen. Am Start konnten wir auch noch den ein oder anderen Bekannten treffen und begrüßen, bevor es endlich losging. Rund 300 Marathonis waren gemeldet und so war am Start einiges los.
Flankiert wurden wir auf den ersten paar hundert Metern von zahlreichen Zuschauern unter denen sich auch bereits die Halbmarathonis befanden, die kurz nach uns auf die Strecke geschickt wurden. Jetzt galt es sich erst einmal warm zu laufen. Die Strecke schlängelte sich durch Bad Staffelstein, wo wir unweit des Bahnhofs durch die dortige Unterführung in die Natur entlassen wurden. Unser erstes Ziel hieß Unnersdorf, das wir nach 2 Kilometern erreichen sollten. Mein Blick glitt aber immer wieder nach rechts. Auf einer Anhöhe liegt das Kloster Banz, das erste Highlight des Marathons. Als wir Unnersdorf erreicht hatten und erstmals den Main überquerten, war ich bereits gut warmgelaufen. Das war jetzt auch gut so, denn am Ortsende bogen wir nach rechts ab und vor uns lag der Banzer Wald.
Zunächst folgten wir noch ein paar Wanderwegen und dann lag der erste Anstieg vor uns. Auf den nächsten 1,5 Kilometer waren rund 300 Höhenmeter hoch zum „Roten Marter“ zu bezwingen. Hier zog sich das Feld nun deutlich auseinander. Am Ende des Anstiegs erreichten wir einen Klettergarten, den wir passierten und kurz danach hatten wir die erste Verpflegungsstation erreicht. Vor uns lag nun das Kloster Banz. Hier ließ ich nun schon mal ein paar Minuten liegen. Zu schön war die Aussicht um einfach weiterzulaufen. Das Kloster Banz gilt als das schönste Barockkloster Frankens. Es wurde um 1700 in mehreren Bauabschnitten nach Plänen von Johann Leonhard Dientzenhofer errichtet. Die beiden Türme der katholischen Kirche St. Dionysius und St. Petrus sind schon von weitem zu erkennen. Die Geschichte des Klosters Banz ist lang und würde den Rahmen des Laufberichts sprengen. Jedenfalls dient sie heute als Tagesstätte und wird durch die Hans-Seidel-Stiftung genutzt. In der Anlage befinden sich zudem eine große Petrefaktensammlung und eine Orientalische Sammlung, die noch aus Zeiten Herzog Maximilians von Bayern stammt.
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