4.3.2018 Neckarufer Marathon Stuttgart  
Autor: Bernie Manhard    
     
 
ber18

Wintermarathon Haspelmoor A
Haspelmoor B
Thermen-Marathon A
Thermen-Marathon B
Neckarufer Marathon A
Neckarufer Marathon B
6h von Kelheim
Obermain Marathon A
Obermain Marathon B
Schurwald Marathon
Dreiburgenland Mara.
Bleilochultra
Leipzig Marathon

Innsbruck Alpine Trail
Trollinger Marathon
Bizau Ultra
MegaMarsch München
U.Trail Lamer Winkel
Strathearn Marathon
Stilfserjoch Marathon
Landkreislauf Augsburg
Gletschermarathon
Primiero Dolomiti Mara.
Gletscher Trailrun
Mountainman
Allgäu Panorama Mara.
Bavarian Challenge 100
Karwendelmarsch
Sri Chinmoy 6-Std-Lauf
Arberland Ultra Trail
Einstein Marathon Ulm
Moskau Marathon
Brauereienmarathon A
Brauereienmarathon B
München Marathon
Alb Marathon
Megamarsch Stuttgart
Maratona di Palermo
Xmas Marathon

 

Reißend und gefährlich wild floss der Neckar einstmals dahin, wodurch er auch seinen Namen erhielt. Dieser ist keltischen Ursprungs und bedeutet „heftiger, böser, schneller Fluss“. Mit Beginn der landwirtschaftlichen Nutzung und Industrialisierung wurde der Fluss Stück für Stück gezähmt. Sein Flussbett wurde massiv begradigt, an manchen Stellen durch völlig neue Kanäle geleitet und von 27 Schleusen gestaut. Trotz der massiven Eingriffe gehört das Neckarufer zu den schönsten Landschaften Baden-Württembergs. Von der Quelle im Schwenninger Moos bis zur Rheinmündung in Mannheim überwindet er 367 km und fließt ausschließlich durch BW.

Seit kurzem gibt es Bestrebungen, dass der Neckar im Raum Stuttgart an Aufenthaltsqualität gewinnen und die Stadt am Fluss erlebbar werden soll. Dazu hat der Oberbürgermeister von Stuttgart einen Masterplan für die Entwicklung des Neckars vorgelegt. Mehr als 20 Projekte sind Teil dieser Aktionen, die bis ins Jahr 2035 geplant sind.

Schneller als der Bürgermeister war Michael Weber, Ehrenmitglied des 100-Marathon Clubs und in Stuttgart zuhause, er ermöglicht heuer bereits zum offiziell 3. Mal einer Gruppe Marathonis sich am Ufer des Neckars auszutoben. Michaels Helferteam wird jedes Jahr größer, so können peu à peu mehr am Erlebnis teilhaben. Im Herbst 2015 wurde erstmal getestet und bei der offiziellen Premiere 2016 konnten 35 Läufer und Läuferinnen teilnehmen. Im Vorjahr waren es schon gut 80 Freaks und für heuer sieht es noch besser aus: das Teilnehmerfeld weist immerhin schon fast 140 Personen aus, letztendlich werden etwas mehr als 100 am Start sein.

Greppi, Charly und ich waren im Vorjahr zum ersten Mal dabei und uns gefiel die Strecke und Ausrichtung der Veranstaltung auf Anhieb, so mussten wir nicht lange überlegen, den Neckarufer Marathon zu wiederholen. Die relativ wenigen Plätze sind begehrt, so ist es ratsam, nicht lange zu überlegen und die Anmeldung frühzeitig vorzunehmen. Wer zu spät dran ist, kommt auf die Warteliste, wo heuer fast alle komplett noch aufrücken konnten. Mit bescheidenen 15 € ist man dabei, dafür gibt es exzellente Streckenverpflegung, eine Zeitmessung mit Chip am Schuh und auch eine schöne Medaille im Ziel. Heuer wird auch noch eine offizielle Halbmarathonzeit gemessen. Michaels Service ist wieder vorbildlich, mehrmals bekommen wir Mails mit den letzten Infos, wie z.B. einer Baustelle, die bei der Anreise auf einer bestimmten Route für einen Umweg sorgen könnte.

Start und Ziel liegen beim Wassersportzentrum am Max-Eyth-See in Stuttgart-Hofen direkt am Fluss. Etwa einen Kilometer vom Startplatz gibt es einen großen Parkplatz, der zur Startzeit praktisch noch leer ist und so für entspanntes Anreisen ohne lange Parkplatzsuche sorgt. Frostige 0 Grad zeigt uns das Thermometer noch um 8 Uhr an, aber im Laufe des Tages soll der Frühling mit 13 Grad und viel Sonne vorbeischauen. Die unterschiedlichen Temperaturen sorgen bei mir normalerweise immer für Kopfzerbrechen bei der Kleiderwahl. Beim Neckarufer Marathon passieren wir etwa grob alle 10 km den Start- und Zieldurchlauf. Wir können hier unsere Tasche mit Wechselklamotten deponieren und natürlich so auch immer wieder ablegen wenn es uns zu warm wird. Also optimal, ich muss mich nicht vom Start weg entscheiden, was ich bis ins Ziel trage. Zuerst müssen Greppi, Charly und ich aber erst mal die vielen Lauffreunde und Bekannten begrüßen, gefühlsmäßig kennt man fast jeden zweiten.

Nachdem Michael seine Startpistole geladen hat, schickt er uns mit leichter Verspätung um 9.02 Uhr auf die Strecke. Einige der (noch geplanten) Strände und Aktionen des Masterplans werden wir heute passieren. Die ersten 400 m geht es noch etwas eng, direkt an den Anlagen des Wassersportzentrums entlang. Nach unterqueren der Hofener Brücke befinden wir uns auf den Neckarradweg.

Rechts von uns liegt hinter dem Damm, recht unscheinbar, das alte Fährhaus von Hofen. Von hier legte bis 1934 in regelmäßigen Abständen eine kleine Fähre ab, um Menschen, Tiere und Material auf das gegenüberliegende Ufer nach Mühlhausen zu bringen. Eine Umgestaltung rund um das noch gut erhaltene Fährhaus soll seine Geschichte wieder sichtbar macht. Laut Masterplan dauert es aber noch etwas, ab 2022 soll es in Angriff genommen werden.

Die ersten Kilometer auf dem Radweg befinden sich um diese Uhrzeit noch im Schatten, so sind immer wieder Abschnitte noch leicht vereist und spiegelglatt. Da heißt es auf der Hut zu sein. Den Vier-Burgen-Steg erreichen wir nach einem Kilometer, etwa 8 km später werden wir hier von der gegenüberliegen Seite wieder herüber wechseln. Nach 3 km passieren wir die Fellbacher Landungsbrücke. Die Brücke ist eigentlich ein Kunstwerk, sie ragt nur ein paar Meter in das Wasser hinein und hört dann einfach auf. Man darf aber ausdrücklich hinauf, sie soll für den Besucher neue Ausblicke auf das hier renaturierte Flussufer schaffen. Sie ist Teil eines älteren Masterplans von 2007, für einen Landschaftspark Neckar. Am Uferweg gegenüber können schon die schnelleren Läufer beobachtet werden.

An der Schleuse Aldingen (km 5) wechseln wir die Neckarseite, über die Staustufe geht’s hinüber. Durch die Schiffsschleuse manövriert gerade ein größerer Pott. In Stuttgart wurde der Neckar ab den 1930er-Jahren kanalisiert und zur Bundeswasserstraße ausgebaut. Heute fließt er in einer für die Schifffahrt ausgelegten Fahrrinne aus Beton. Für uns ist hier die erste gut sortierte Verpflegungsstelle aufgebaut. Wer ein Stück Kuchen für ein zweites Frühstück bevorzugt, kann sich bedienen. Von einem Helfer wird die Startnummer nummeriert, damit alles seine Ordnung hat und keiner auf dumme Gedanken kommt.

Ohne größere Höhepunkte geht es auf einem Radweg wieder zurück, die Ausblicke auf den Neckar sind aber sehr schön. Wir laufen auf dieser Seite bereits in der Sonne, was es noch angenehmer macht. Am Vier-Burgen-Steg wechseln wir wieder die Seite. Nach 10 km passieren wir wieder unseren Startplatz. Meine erste Schicht Wärmebekleidung verschwindet in der Tasche.

 
 
 
Anschließend durchlaufen wir das weitläufige Gebiet des Max-Eyth-Sees. Der See ist eines der beliebtesten Naherholungsgebiete von Stuttgart mit einem kleinen, künstlich angelegten Sandstrand. Schwimmen ist im See aber nicht mehr gestattet. Die naturbelassene Uferlandschaft des unter Landschaftsschutz gestellten Sees ist Lebensraum für viele seltene Tiere und Pflanzen. Im nordwestlichen Teil des Sees sind drei Vogelschutzinseln als Europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen, welche Graugänse, Teich- und Blesshühner, Kormorane, Graureiher und Schwäne beheimaten. Auf den Wiesen und an Ufernähe tummelt sich jede Menge Federvieh. Mir hat es besonders ein schwarzer Schwan angetan, der fast unsere Laufstrecke kreuzt.

Wir laufen ein Stück in die parkähnliche Anlage um auf unsere Kilometer zu kommen, bis zu einem Wendepunkt, der ebenfalls von einem Helfer überwacht wird. Wenig später sind wir am Max-Eyth-Steg, wir wechseln wieder auf die andere Seite des Neckars. Seiner Architektur wegen wird die 1989 eingeweihte Hängebrücke gerne auch „Golden Gatele“ genannt. Die filigrane Brücke mit seinen zwei Masten macht schon richtig was her und passt sich auch wunderbar in die Landschaft. Scharf links geht es an deren Ende für uns runter auf die Austraße und unterhalb steilabfallender Weinberge weiter. Auch wenn uns jetzt bereits ein richtiges Frühlingslüftchen umweht, eine vollkommen vereiste Wasserkaskade von den Weinbergen herunter, bringen nochmals die zurückliegenden eisigen Tage mit den sibirischen Temperaturen in Erinnerung. Mit Eisprinzessin Kati ergibt das einen tollen Schnappschuss.

Nach knapp 16 km erreichen wir die Wilhelmsbrücke. Der eher unscheinbaren Brücke sieht man es heute nicht mehr an, aber als der namengebende König von Württemberg ihren steinernen Vorgänger 1835 bis 1839 errichten ließ, war sie ein richtiges Prunkstück. Zweimal ist sie aber zerstört worden, das erste Mal 1929 im Zuge der Kanalisierung des Neckars, das zweite Mal am 21. April 1945 beim Einmarsch alliierter Truppen.

Wir setzten über nach Bad Cannstatt. An der Uferpromenade und auf dem Rad- und Fußweg durch Bad Cannstatt ist mittlerweile einiges los. Andauernd werden wir durch Klingeltöne der Radfahrer erinnert, rechts zu laufen. Am sogenannten Hechtkopf (km 18) wird es wieder etwas ruhiger. Hier liegt wieder ein Objekt des Masterplans. Man will eine ökologisch wie visuell aufgewertete Anlage schaffen, von der sich beste Ausblicke neckarabwärts und zu den Weinbergen bieten. Das Genehmigungsverfahren läuft, die Umsetzung ist für 2019 vorgesehen. Da gibt es aber einiges zu tun, so wie sich das im Moment darstellt.

Die berühmten Stuttgarter Weinberge „Cannstatter Zuckerle“ erreichen wir wenig später. Sie sind eine der besten Weinlagen in Württemberg. Der Name stammt vom Zuckerberg, der sich entlang des Neckars zwischen Bad Cannstatt und Hofen erstreckt. Kennzeichnend für das Zuckerle sind die zahlreichen von Mauern gestützten Terrassen, die sich direkt vom Neckar aus steil erheben. Der Bau der Natursteinterrassen wurde im 11. Jahrhundert begonnen. Der Fuß- und Radweg unterhalb der Weinberge an der Hofener Straße ist nicht gerade üppig, immer wieder müssen wir Platz für Radler machen. Natürlich laufen wir auch zu zweit nebeneinander.

In den Auwiesen soll ein Ökosystem unter Wasser mit Flachwasserzonen entstehen. Dafür plant man eine Verbindung mit dem Neckar. Uns führt ein Tunnel unter der Aubrücke (km 20) hindurch. Und schon sind wir wieder auf dem Gelände des Max-Eyth-See und wenig später am Startplatz zurück. Heuer werden zwei identische Halbmarathonrunden gelaufen und nicht mehr zwei Runden mit unterschiedlichen Längen wie noch im Vorjahr.

Das Wetter ist herrlich. Mir ist richtig warm geworden, ich wechsle auf ein dünnes Shirt und weiter geht’s zur zweiten Runde. Nach etwa 400 Metern fällt mir auf, dass ich keine Startnummer umhabe. Oh shit, das Startnummernband habe ich beim Shirtwechsel liegen lassen. Ich überlege kurz, ohne Nummer weiterzulaufen, mache dann aber doch kehrt und handle mir so fast einen Zusatzkilometer ein. Aber der Adrenalinschub pusht mich doch gehörig. Da ich bisher gemeinsam mit Kathi, Axel und Greppi unterwegs war, versuche ich sie jetzt wieder einzuholen. Bei einem Zeitlimit von 6:30 Std. waren wir heute nicht gerade im ambitionierten Wettkampfmodus unterwegs, so schaffe ich es mit einem ordentlichen Tempo, die Gruppe an der VP Schleuse Aldingen wieder zu erreichen. Die Herausforderung hat mir jetzt sogar richtig Spaß gemacht. Aber anschließend geht es wieder ruhiger weiter. Im höheren Alter muss man ja nix mehr übertreiben.

Im weiteren Verlauf wird es für uns noch etwas zähflüssiger, wir haben nicht mehr so den „Drive“ bei unserem Trainingsmarathon, gehen es lieber noch etwas gemütlicher an. An der Versorgungsstation vor der Wilhelmsbrücke legen wir eine kleine Pause ein. Conny schließt auf uns auf, Jörg hat Brunnenbier an Bord seines Begleitradls und so genießen wir den Lauf. Einfach herrlich. Wir bleiben locker bis ins Ziel. Dort gibt’s im Tausch gegen den Leihchip im Schuh eine schöne Medaille. Die Verpflegung ist auch hier wieder super. Alkoholfreier Gerstensaft wird auch angeboten. Was wollen wir heute eigentlich noch mehr?

Mir hat der Neckarufer Marathon wieder ausnehmend viel Spaß bereitet. Bestens geeignet um früh im Jahr einen Marathon mal nur so zu Trainingszwecken zu laufen, wofür sich das großzügige Zeitlimit geradezu anbietet. Michael hat mit seinen Helfern wieder alles bestens organisiert und alles dafür getan, dass sich die Läufer wohlfühlen. Ich bin sicher bei der nächsten Auflage wieder dabei, vielleicht gibt’s ja dann schon wieder Fortschritte vom Masterplan zu entdecken.
   
 

Charly
Greppi
Bernie

4:47:10
5:27:12
5:27:26
 
 
...
Laufbericht 2019 go Er wächst und gedeiht | Andreas Greppmeir

Laufbericht 2018 Besser geht's kaum | Andreas Greppmeir

Laufbericht 2017 Und es gibt ihn doch! | Andreas Greppmeir
...
 
HOME  | TERMINE | TRAINING | NEWS | MEDAILLEN |  LINKS |  RUNNER | KONTAKT