Zum dritten Mal gehe ich beim Einstein-Marathon in Ulm an den Start. Es ist mein dritter Marathon in nur drei Wochen. Ich hoffe das geht gut. Dabei fiel die Entscheidung in Ulm zu laufen doch relativ spät. Fast zu spät. Erst am Samstagabend entschließe ich mich für den Start in Ulm und vereinbare mit Kati Schramm einen Treffpunkt. Alles scheint klar zu sein. Ich überfliege noch kurz die Homepage des Einstein-Marathons, damit ich mir sicher sein kann, dass sich gegenüber den letzten Jahren nichts geändert hat. Dem ist so, aber plötzlich lese ich etwas, das ich kaum glauben kann. Eine Nachmeldung ist nur am Samstag bis 19:00 Uhr möglich, am Sonntag geht nichts mehr.
So war das aber jetzt nicht geplant, ich ging davon aus, dass man, wie bei den meisten Marathons auch am Sonntag bis eine Stunde vor dem Start nachmelden kann. Jetzt kommt bei mir leichte Panik auf, ich habe mich entschieden zu laufen und will nun auch laufen. Ich kontaktiere Kati, die ja aus Baden-Württemberg kommt und frage, ob sie jemand kennt, der am Samstag auf der Messe ist. Ich frage auch bei anderen Teilnehmern an, die mir bekannt sind. Doch es sieht einfach nicht gut aus. Da kommt mir eine Idee. Ich rufe einfach beim Veranstalter an. Doch da geht nur der Anrufbeantworter ran. Mist. Also eine eMail und ein Kontaktversuch über facebook. Ich erkläre meine Situation und bitte um einen Startplatz. Schließlich kommt die erlösende eMail. Ich soll mich schon um 7:00 Uhr in der Messehalle einfinden, eine halbe Stunde vor der offiziellen Eröffnung. Man wird mir ausnahmsweise eine Nachmeldung ermöglichen. Ich bin erleichtert. Ulm, ich bin dabei!
Da ich pünktlich sein will, wird es wohl nichts mit meinem veranschlagten Zeitplan. Alles verschiebt sich eine Stunde nach vorne. Der Wecker haut mich unbarmherzig um 5:00 Uhr aus dem Bett. Gefrühstückt wird im Auto. Zwei Semmeln und zwei Becher Kaffee habe ich an Bord und die Anfahrt verläuft reibungslos. Es ist noch kein Verkehr auf der A 8 und auch einen Parkplatz bekomme ich problemlos vor der Messe. Ich gehe mit zahlreichen Helfern des Einstein-Marathons gemeinsam in die große Messehalle, wo die Vorbereitungen gerade erst beginnen. Die Helfer sind leicht an ihren roten Jacken zu erkennen, weshalb mir wohl auch gleich angeboten wird, dass ich mich an der Kaffeetheke bedienen soll. Ich trage noch meine rote Trainingsjacke vom Kissinger SC, da es draußen doch noch sehr kühl ist. Man hält mich wohl auf den ersten Blick für einen Helfer und ich nutze das Missverständnis unverschämter Weise auch gleich noch aus.
Mit einem Becher Kaffee mache mich auf zu einem der Verantwortlichen, der gerade seinen Computer hochfährt. Ich musste mich auch nur noch wenige Minuten gedulden und schon hatte ich meine Startnummer in der Hand. Prima, es hat perfekt geklappt. Manchmal lohnt es sich halt doch hartnäckig zu bleiben. Ich hole mir auch gleich noch meinen Starterbeutel, der mit Prospekten und allerlei Gimmicks vollgepackt ist. Damit verkrümle ich mich erst mal wieder in mein Auto. Es ist ja noch ewig Zeit. Ich studiere die Prospekte und bereite mich schließlich langsam aber sicher auf den Start zum Einstein-Marathon vor. Kurz nach acht Uhr bin ich wieder in der Messe, treffe Vroni aus dem Allgäu, die heute nur zum Fotografieren gekommen ist und schließlich auch auf Kati. Auch Birgit und Norbert Fender sind da. So wird die Zeit bis zum Start doch wieder recht kurzweilig und bald ist es dann auch so weit.
Pünktlich um 9:10 Uhr fällt der Startschuss, doch bis ich ins Laufen komme, wird noch etwas Zeit vergehen. Rund 4.300 Halbmarathonis und 600 Marathonis, sowie ein paar Walker, die ebenfalls 21 Kilometer unter die Füße nehmen, wollen auf die Strecke gelassen werden. Es wird in mehreren Intervallen gestartet und da ich nach meinen zwei Läufen in den letzten beiden Wochen sicherheitshalber erst mal gemäßigt anlaufen will, gehe ich in den hinteren Startblock. Aber schließlich überlaufe ich auch die Matte für die Zeitmessung und begebe mich auf die erste lange Gerade in Richtung Talfingen.
Die Straße ist breit und nimmt die Masse an Läufern locker auf. Man kann schon nach wenigen hundert Meter ganz locker sein eigenes Tempo laufen. Gut manchmal blockieren ein paar Lauftreffs, die in einer größeren Gruppe den Halbmarathon gemeinsam laufen wollen die Strecke etwas. Doch das nehme ich alles locker und freu mich über deren Begeisterung für das Laufen. Da nimmt man beim Überholen gerne mal den einen oder anderen Extrameter in Kauf. Doch als ich nach beinahe einem Kilometer eine Gruppe Walkerinnen überholen muss, was nicht gerade leichtfällt, da sie beinahe die gesamte Fahrbahnbreite in Beschlag nehmen, werde ich doch leicht säuerlich. Sie wurden durch den Startsprecher mehrfach aufgefordert sich hinter den Läufern aufzustellen, doch das scheint diese Stockenten nicht sonderlich interessiert zu haben. Ich lasse mich zu einem etwas unfreundlichen Kommentar hinreißen und fordere sie auf, wenigstens am Straßenrand hintereinander zu gehen, bis das Läuferfeld an ihnen vorbei ist. Ich verdränge diese Begegnung sofort wieder aus meinen Erinnerungen, denn ich bin heute hier um Spaß zu haben.
So wandert mein Blick auch mehrmals zur Donau hinüber. Die ersten vier Kilometer laufen wir direkt an der Donau entlang. Sie liegt bei leicht frischen Temperaturen noch leicht im Nebel und gibt ein wunderbares Bild ab. Zum Warmlaufen sind die Bedingungen erst mal ideal. Wir haben noch etwas unter 10 Grad, doch es soll heute auch noch über 20 Grad warm werden. Ich bin ja schon froh, dass es keine 30 Grad mehr werden und horche erstmals in meinen Körper. Gibt es irgendwelche Warnsignale. Der dritte Lauf in drei Wochen, das kenne ich noch nicht. Aber es scheint soweit alles in Ordnung zu sein. O.k., die rechte Wade ist etwas hart, aber das Gefühl hatte ich so kurz nach dem Start schon des Öfteren und das wird sich wohl auch wieder lösen. Nach vier Kilometern überqueren wir die Donau, logischerweise auf einer Brücke und kommen bald in Burlafingen an.
Weiter geht`s nach Pfuhl, worauf ich mich wirklich jetzt schon freue. Dort ist nicht nur schon die zweite Verpflegungsstation bei Kilometer 7 erreicht, nein, in Pfuhl sind wir Läufer immer ganz herzlich willkommen. Ich habe es gerade gegoogelt: Pfuhl hat etwa 10.000 Einwohner und ich würde mal schätzen, dass annähernd ein Drittel von ihnen an der Strecke steht. Auch die örtliche Blaskapelle gibt sich die Ehre. Trotzdem lasse ich Pfuhl schnell hinter mir und genieße im Anschluss erst einmal wieder die Ruhe. Es geht raus auf`s Land, wir laufen zwischen einem Golfplatz, Maisfeldern und kleinen Wäldern immer in der Nähe der Donau. Das Läuferfeld schlängelt sich vor und hinter mir durch den leichten Nebel. Wir haben annähernd die 10 Kilometer erreicht und ich bin richtig warmgelaufen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das heute tatsächlich was werden könnte, bleibe vom Tempo her dennoch verhalten.
Inzwischen bin ich in Neu-Ulm angekommen. Ich befinde mich also immer noch auf der bayerischen Seite, doch bald geht es richtig los beim Einstein-Marathon. Wir überqueren wieder die Donau und kommen zurück nach Ulm. Die letzten 10 Kilometer werden die Halbmarathonis hier noch mal so richtig gepuscht. Bands an wirklich jeder Ecke und das größtenteils auf hohem Niveau. Ich vernehme Klassiker von „The Who“ und „Deep Purple“, um sie finden sich logischerweise auch Unmengen von Zuschauern ein. Tolle Musik und eine tolle Laufveranstaltung wird den Zuschauern hier geboten. Manchmal finde ich es schade, dass die Klänge an der nächsten Ecke schon wieder verklingen. Apropos Ecken, ich laufe ja wie bereits erwähnt schon zum dritten Mal in Ulm, aber die Stecke war immer neu. Wir haben immer nur kurze Geraden vor uns, bevor es um die nächste Ecke geht und manchmal frage ich mich wirklich, wie der Streckenplaner das alles so hinbekommt.
Hier und da kommt es zu Begegnungen mit den schnelleren, aber auch mit den langsameren Läufern. Dass da nie ein Knoten drin ist, ist schon fast eine Meisterleistung. Demensprechend kann ich die Strecke auch nicht wirklich nachvollziehen. Fakt ist, dass wir kreuz und quer durch die Ulmer Innenstadt laufen, von bester Musik begleitet. Es ist einfach nur toll. Einmal laufen wir sogar kurz durch ein Einkaufszentrum. Wirklich lustig. Bei meiner ersten Teilnahme kann ich mich noch daran erinnern, dass wir kurz vor Ende durch das Foyer eines Kinos liefen. Die Ulmer lassen sich wirklich was einfallen. Dass es an sämtlichen Sehenswürdigkeiten von Ulm vorbeigeht, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Das Ulmer Münster bekommen wir allerdings nur ab und an zu sehen, ist auch o.k. so, es ist ja unser Ziel und soll der Höhepunkt des Laufes werden. |