Im August 2007, also exakt in dem Jahr als ich mit dem Laufen begann und entschloss im darauffolgenden Jahr meinen ersten Marathon zu laufen, fand die erste Austragung des Allgäu Panorama Marathons rund um Sonthofen statt. Damals war mir der Lauf natürlich noch unbekannt und eine Teilnahme wäre für mich utopisch gewesen. Der APM, wie er kurz genannt wird, hat also in diesem Jahr sein 10-jähriges Jubiläum und hat nichts an seiner Attraktivität verloren. In der Jubiläumsschrift, die den Startunterlagen beigelegt ist, sind die treuesten Teilnehmer aufgelistet. Darunter befindet sich mit sieben Starts auch mein Name. Also erst mal Zeit die Jahre Revue passieren zu lassen.
Am 23. August 2009 machte ich mich das erste Mal auf den Weg ins Allgäu. Ich hatte mich für den Halbmarathon angemeldet und wollte diesen als Vorbereitungslauf für den München Marathon, meine Marathonpremiere, nutzten. Der Halbmarathon ist eigentlich flach. Nur ein Anstieg mit 195 Höhenmetern bremst die Läufer etwas ein. Mit 1:48:27 Stunden lief ich damals für meine Verhältnisse doch eine sehr gute Zeit und war begeistert. Am 22. August 2010 und am 21. August 2011 lief ich noch zweimal den Halbmarathon ohne jedoch an meine Bestzeit heranzukommen. Am 19. August 2012 war es dann an der Zeit endlich mal den APM zu laufen. Mit seinen 1500 Höhenmetern war und ist das für mich wirklich eine Herausforderung. Ich kann mich auch noch an die 36 Grad an diesem Tag erinnern, was den Lauf wirklich unvergesslich macht. Mit 6:40:31 Stunden kam ich damals in Ziel und war völlig platt, aber unglaublich stolz.
Nach einem Jahr Pause wollte ich mich am 24.08.2014 an der Königsdisziplin dem Allgäu Panorama Ultra Trail, kurz APUT, versuchen. Mit seinen 69 Kilometer und 3200 Höhenmetern und diversen Cut-Offs eine wahre Herausforderung. Ich kam bis Oberstdorf bei Kilometer 49 Kilometer und stieg dann aus, da ich ziemlich platt war. Ich bekam dennoch, wie alle Teilnehmer, die hier ausstiegen, die Marathon-Medaille überreicht. Ich taufte den Lauf schließlich APUT-Short-Cut, hatte also auch einen Ultra gefinished. Letztes Jahr, am 23. August 2015 wollte ich mich dann nochmals beim APUT versuchen. Leider hatte ich eine Viruserkrankung, die ich mir aus Ägypten mitgebacht hatte und die mich zwei Wochen lang malträtierte völlig unterschätzt, so dass ich schon bei Kilometer 33 entkräftet aufgeben musste. Der Stachel über dieses DNF saß bei mir tief und so wollte ich mich in diesem Jahr mit Sonthofen wieder versöhnen. Um auf Nummer sicher zu gehen, entschied ich mich für die Teilnahme am APM und so ging`s für mich letzten Sonntag zum siebten Mal nach Sonthofen.
Zusammen mit Charly und Jan machte ich mich also in den frühen Morgenstunden auf den Weg nach Sonthofen. Nach den verregneten Tagen der letzten Woche sollte aber rechtzeitig zum APM wieder die Sonne scheinen. Bis zu 29 Grad waren angekündigt und es sollte wieder eine Hitzeschlacht werden. Wir trafen pünktlich in Sonthofen ein, wo Charly und Jan noch nachmelden mussten. Ich hatte dies schon frühzeitig erledigt. An der Anmeldung traf ich gleich auf Axel Reusch, den Veranstalter des APM, der mich mit den Worten: „Es ist doch Wahnsinn. 10 Jahre APM und jedes Jahr Top Wetter!“ Dabei grinste er wie ein Honigkuchenpferd. Axel ist auch nach zehn Jahren APM noch nicht müde und auf seine Organisation ist steht`s Verlass. In die Startertüte hat er in diesem Jahr auch etwas ganz Besonderes packen lassen. Nachdem es in den letzten Jahren meist Rucksäcke und Taschen mit dem APM-Logo gab, ließ er uns in diesem Jahr ein Handtuch mit aufgestickten Jubiläums-Logo zukommen.
Um sechs Uhr waren ja bereits die Teilnehmer des Ultras gestartet. Die Teilnehmerzahlen können sich auch in diesem Jahr wieder sehen lassen. Exakt 200 Läufer hatten sich auf den Weg gemacht. 362 sollten es beim Marathon und 502 beim Halbmarathon sein. So war, als wir um kurz vor acht Uhr im Startbereich vor dem Allgäu-Outlet standen, einiges los. Die meisten Bekannten waren auf dem APUT unterwegs, so dass ich im Getümmel eigentlich nur meinen marathon4you-Kollegen Markus Pitz ausmachen konnte. Wir wechselten ein paar Worte, bevor wir uns auf den Weg in die Startaufstellung machten.
Pünktlich um acht Uhr wurden wir bei strahlendem Sonnenschein auf die Strecke gelassen. Für mich war klar, dass ich den Cut-Off bei Grasgehren bei Kilometer 19 frühzeitig erreichen will, damit ich hinterher genießen kann. Nach sieben Stunden war Zielschluss. So lief ich die ersten beiden zwei Kilometer raus aus Sonthofen zügig an und hielt mich immer im Schatten von Jan. Charly zog erst Mal davon. Nachdem wir den Sonthofer Baggersee passiert hatten, lag der erste lange Anstieg vor uns und das noch dichte Marathonfeld schlängelte sich gehender Weise den Berg hoch. Nach 3,4 Kilometern hatten wir auch schon die erste Verpflegungsstation bei Hüttenberg erreicht und ich griff gleich ordentlich zu, sollten doch auf den kommenden Kilometern noch einige Höhenmeter zu überwinden sein und die Sonne verwöhnte uns auch schon mit Temperaturen von etwa 20 Grad.
Weiter ging es stetig bergan und ich fühlte mich wirklich gut. Auch Jan schien gut drauf zu sein und war schon bald entschwunden, so dass ich von nun an für mich alleine unterwegs war. So konnte ich mein Tempo selbst wählen, was auch ein Vorteil ist und ich kam gut voran. Die zweite Verpflegungsstelle erreichte ich bei Kilometer 9. Die Weltcup-Hütte Ofterschwang bietet einen grandiosen Ausblick über das Allgäu und ich konnte es bei diesem Wetter auch richtig genießen. Dass ich Charly plötzlich rund einhundert Meter vor mir entdeckte, wunderte mich dann doch etwas. War ich etwa zu schnell unterwegs oder hatte Charly Probleme? Kurz kam mir der Gedanke, dass ich ja auf Charly auflaufen könnte, zügelte mich jedoch und ermahnte mich, bei meinem eigenen Tempo zu bleiben. Es lagen schließlich noch einige Kilo- und Höhenmeter vor uns. Ich teilte mir die nächsten Kilometer schließlich mit einer Läuferin, die erstaunlich warm angezogen war. Lange Laufhose, langes Oberteil und Handschuhe, schienen mir bei diesen Temperaturen etwas übertrieben. Schließlich erklärte sie mir, dass sie an einer Sonnenallergie leide und ihr nichts Anderes übrigbleibe, als so zu laufen. So hätte sich jedoch inzwischen daran gewöhnt und auch bei höheren Temperaturen keine Probleme.
Kurz vor dem Weiherkopf, wo ich doch auf Charly auflief, trennten sich unsere Wege. Charly erklärte mir, dass es total fertig sei und keinen Bock mehr habe. Er dachte sogar über`s Aufhören nach. Ich gab ihm zu verstehen, dass dies keine Option sei, da doch der Cut-Off in Grasgehren schon bald erreicht ist und wir damit das Schwierigste hinter uns hätten. Für die restlichen 23 Kilometer blieben uns über vier Stunden Zeit, das ist zu schaffen. So liefen wir auch nach 2:45 Stunden gemeinsam in Grasgehren ein. Eine halbe Stunde unterhalb des Cut-Offs. Das war absolut in Ordnung und ich gönnte mir an der einzigen Station mit Vollverpflegung ein Butterbrot und reichlich Flüssigkeit. Immer noch fühlte ich mich gut, obwohl die Temperaturen nun schon über 25 Grad lagen. |