7.5.2016 Lichtenstein Trail-Marathon
Autor: Bernie Manhard
 
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Im Vorjahr feierte der LSR oder genauer das Lichtenstein Sky Race mit einem Halbmarathon, einem Camp und Revierguide seine Premiere. Veranstalter des Trail-Spektakels ist das TRAIL Magazin in persona von Herausgeber und Chefredakteur Denis Wischniewski, der hier im schwäbischen Lichtenstein geboren wurde und das etwa 10 km von Reutlingen entfernt liegt.

Drei Tage wird gefeiert und gelaufen. Beim Revierguide zeigen lokale Trail-Runner den Teilnehmern die besten Tracks der Gegend und das sogar gratis. Jeder kann teilnehmen, wer Lust auf die schönsten Pfade der Schwäbischen Alb hat. Die anspruchsvollen Strecken sollen auch beweisen dass man nicht unbedingt in die Alpen muss, um viele Höhenmeter zu sammeln und auf krassen Trails zu tigern. Für 2016 wird der LSR noch um einen Marathon mit 43 km und etwa 1800 Höhenmetern erweitert. Somit ist das auch für Greppi, Charly und mehr noch für mich äußerst interessant. Das Höhenprofil und die Streckenanforderungen sehen recht herausfordernd aus, sofern man in der Lage ist, das GPX-File am PC zu öffnen …was nicht jedem gelingt.

Eines hat der Trailmarathon Lichtenstein mit dem Bergmarathon in Liechtenstein – was man leicht verwechseln kann – gemeinsam: Ein stattliches Schloss. Genau an diesem führt auch die Strecke des Trails vorbei. Los geht’s mit dem Revierguide am Donnerstag und Freitag mit den geführten Läufen der lokalen Guides auf Strecken von 10–12 Kilometer und 25–30 Kilometer. Wir sind da noch nicht vor Ort, bekommen aber bereits einige Informationen und Eindrücke vom Geschehen auf Facebook mit. Eine überraschende Info über eine vorgeschriebene Pflichtausrüstung ist da auch mit dabei, sowas sollte eigentlich bereits vorab in einer Ausschreibung mit Streckenkarte und Höhenprofil – das jeder lesen kann – auch auf einer guten Veranstalter-Website zu finden sein. Dem ist aber leider nicht so.

Eine weitere kurzfristige Änderung betrifft die Streckenlänge, der Naturschutz hat gesprochen und die Heidelerche wird vor Schlimmerem bewahrt. Da sie in einem bestimmten Gebiet brütet, werden wir drum rum laufen, was uns ein paar zusätzliche Kilometer einbringt. In Zahlen ausgedrückt sollen das etwa 24 km beim HM und 50 km beim Marathon sein, wodurch dieser dann zu einem ausgewachsenen Ultra wird. Das erfahren wir aber auch nur so nebenbei durch Greppi’s „Spion“ über FB, der beim offiziellen Racebriefing am Freitagabend bereits im Camp ist.

Vor dem Start wird das nicht mehr groß thematisiert und nur mehr ganz belanglos und so nebenbei von Dennis persönlich kurz angesprochen. Wahrscheinlich davon ausgehend dass das bereits eh schon alle wissen. Das wird aber kaum so sein, was die noch unerwarteten über 100 Nachmeldungen beweisen, die mit Sicherheit auch nicht beim Briefing am Vorabend vor Ort waren. Daran gibt’s in Zukunft, für das eigentlich höchst professionelle Trail-Magazin-Team, mit Sicherheit noch etwas zu feilen. Inklusive einer Namensänderung, denn Sky Race darf das Dingens hier nicht mehr genannt werden. So steigen wir wieder runter vom Himmel und erklimmen nur die Höhen der Schwäbischen Alb.

Um 10.00 Uhr erfolgt der Start zum Trail-Marathon im Ortszentrum Lichtenstein-Unterhausen, eine halbe Stunde später folgen die Halbmarathonis. Die Temperaturen sind angenehm, wenngleich Greppi und Charly schon etwas am Jammern sind. Für mich passt das optimal, die hervorgesagten 20 Grad + sind meine Lieblingstemperatur, daher bereitet mir das keine Sorgen.

Nach einer kurzen Ortsdurchquerung geht’s bereits ordentlich zur Sache und wir dürfen die anspruchsvollen Anstiege der Schwäbischen Alb am eigenen Leibe spüren, so können wir bei km 7,5 bereits etwa 400 Höhenmeter abhaken. Dann geht’s in einem Rutsch fast komplett wieder den Berg runter, wo Charly und ich bereits von den Führenden des HMs überholt werden. Charly ist den Fliehkräften beim Downhill einmal nicht ganz gewachsen, was mit einem unfreiwilligen Ganzkörper-Bodenkontakt endet. So habe ich einige Action vor meiner Linse.

Ein paar Kilometer weiter und wieder oben auf den Anhöhen, erreichen wir nach 15 Kilometern die erste Verpflegungsstelle genau vor Schloss Lichtenstein, das auf einer Höhe von 817 m oberhalb Honau liegt. Als das Märchenschloss von Baden-Württemberg wird es gerne bezeichnet und es sieht wirklich geil aus, man könnte fast sagen: wie neu, finde ich. Kein Wunder, die jetzigen Gebäude sind eigentlich auch noch gar nicht „so alt“. Angeregt durch den Roman "Lichtenstein" von Wilhelm Hauff entstand das neugotische Schloss zwischen 1840 – 1842 nach den Ideen von Graf Wilhelm von Württemberg auf mittelalterlichen Fundamenten einer früheren Burg. 2009 wurde hier der Märchenfilm Dornröschen der Brüder Grimm gedreht.

Am wirklich gut bestückten VP eröffnet mir Charly, dass er auf den HM verkürzen wird und erst einmal auf Greppi wartet. Als der sich bei seiner Ankunft auch gleich begeistert zeigt, da er das für sich auch schon länger beschlossen hat, stehe ich vor einer schwierigen Entscheidung: Es ihnen gleich zu tun oder weiterzulaufen. Bei einer Fortsetzung der Ultrastrecke müssten sie mindestens dreieinhalb Stunden auf mich im Ziel warten. Obwohl ich nach den 65 Kilometern von Innsbruck heute auch nicht wirklich lockere Beine habe, ist eine Rennverkürzung bei dem herrlichen Wetter irgendwie auch nicht so mein Ding. Ich will mich an Ort und Stelle noch nicht entscheiden und mach mich erstmal alleine vom Acker bis zur Streckentrennung, die ins Ziel der HM-Strecke führt. Auf verwunschenen Pfaden, über welche ja dann wohl auch schon die sieben Zwerge marschierten, geht es erstmal wieder abwärts. Bis ich meine Entscheidung treffen muss, habe ich noch einige Kilometer Zeit.

Gut gelaunt vor dem Start Schon gehts los Der erste Aufstieg
Greppi muss abreissen lassen Tolle Aussicht
Elegant rollt sich Charly über den Stamm Bodenkontakt Das Schloss in Sichtweite
Ein echtes Märchenschloss Wirklich eine geile Hütte
 

Kein Märchen, aber irgendwie doch magisch angezogen treibt es mich an der Gabelung bei km 20 auf die Ultra-Strecke. Ich war mir wirklich die ganze Zeit unsicher was ich tun soll, aber mein Kopf lenkt meine Beine automatisch nach rechts und weiter geht’s für mich, auch wenn der Schweinehund an der Leine schon gerne nach links gezogen wäre. Wenig später erreiche ich in Holzelfingen die zweite VP, die beim Rückweg der folgenden 20-Kilometer-Runde erneut angelaufen wird. Die nächsten drei Kilometer sind ein Begegnungsabschnitt, der beim Rückweg dieser Schleife entgegengesetzt noch einmal gelaufen wird. Ich habe Glück, die beiden Führenden kommen mir schon entgegen.

Herrliche Trails am Rand des Alptraufs und traumhafte Ausblicke hinunter nach Pfullingen bestätigen mich schnell in meiner Entscheidung mit der Langstrecke die richtige Wahl getroffen zu haben. Drei Kilometer weiter bin ich wieder unten im Tal, einige Kilometer sind hier in der Sonne zu bewältigen, bevor es den Ursulahochberg rauf geht, wo ich nach weniger frequentierten Kilometern auch wieder einige Mitstreiter überholen kann. Der Urschelberg, wie er auch genannt wird, ist ein Ausliegerberg und dem Albtrauf vorgelagert, ohne jedoch vollständig davon abgetrennt zu sein. Wir umrunden in mittlerer Höhe fast den gesamten Berg auf einem Wanderweg entlang schöner Wiesen, bevor ein derber, supersteiler Anstieg im Wald noch höher bis auf den plateauförmigen Gipfel führt (km 30), wo uns ein Smiley am Baumstamm an- oder vielleicht auch auslacht. Der gesamte Gipfelbereich wird von einer Wiese eingenommen, wo seltene Orchideen- und Enzianarten wachsen.

Über die Mädchenhalde erreiche ich den Mädlesfelsen (km 32), welcher uns einen fantastischen Überblick bis Reutlingen bietet. Zwei spitze Bergkegel erregen meine Aufmerksamkeit. Links ist der fast symmetrische Georgenberg zu sehen, er ist ein vor ca. 17 Mio. Jahren erloschener Vulkankrater.

Noch etwas höher ragt rechts davon die Achalm in die Landschaft (707 m), er ist der Hausberg von Reutlingen. Anders als der Georgenberg ist die Achalm jedoch nicht vulkanischen Ursprungs, sondern besteht aus braunem und weißem Jura und ist ein Zeugenberg, wie die drei Kaiserberge beim Albmarathon oder die noch berühmteren Erhebungen der Traumlandschaft des Monument Valley in den USA.

Nach einer Biergarten-Durchquerung des Ausflugslokals Übersberg ist auch für uns eine Brotzeitstation (km 33) errichtet. Ein Mitläufer hat aufgegeben und wartet bereits auf seinen Abtransport, das kommt für mich nicht in Frage, obgleich ich Charly und Greppi – wahrscheinlich in der Sonne liegend im Ziel – momentan doch etwas beneide.

Nach umrunden des Segelfluggeländes Übersberg geht es wieder in den Wald, wo erst einmal eine längere Gerade auf einem Forstweg zu absolvieren ist, bevor es wieder trailiger wird und ich mich auch prompt gleich verlaufe. Aber nach 100 Metern kehre ich um, da mir das Ganze spanisch vorkommt, weil keine Markierungen mehr zu sehen sind, die im Übrigen ganz hervorragend sind. Auf der kompletten Strecke waren Profi-Streckenmarkierer am Werk, da gibt’s überhaupt nix zu meckern.

Nach 40 Kilometern treffe ich wieder auf die entgegenkommenden Markierungen, somit bin ich auf dem etwa drei Kilometer langen Begegnungsstück und kann jetzt in etwa abschätzen, wie weit es noch bis ins Ziel ist. Nach meiner Hochrechnung wird es jetzt doch verdammt knapp mit der Ultra-Distanz, ich schätze auf eine Zielankunft nach etwa 45 km. Da die DUV (Deutsche Ultramarathon Vereinigung) Ultras erst ab 45 km Länge anerkennt, hoffe ich nun dass sich irgendwo noch ein paar Meter finden lassen oder dass meine Berechnung nicht ganz stimmt.

Einen weiteren kurzen Verläufer genehmige ich mir noch 100 Meter vor dem Zielbogen, wo ich glatt die letzte Abbiegung verpasse. Im Ziel im Sportgelände Berg empfängt mich Denis. Finisher-Shirts in meiner Größe sind leider aus, das kann mal vorkommen. Mit so vielen Nachmeldungen hat man nicht gerechnet, wird aber angeblich nachgeschickt. Insgesamt werden heute 103 Finisher gezählt und es hat gereicht zum Ultra. Bei der DUV wird der Lauf offiziell mit 46 km gewertet.

Ich habe meine Entscheidung zur Langstrecke nicht bereut. Die Strecke war wunderschön mit super Aussichten und auch sehr selektiv und wird jeden Trail-Liebhaber begeistern. Die VPs waren gut bestückt, vor allem Energy-Gels gab es reichhaltig. Einzig die Online-Informationen sind verbesserungswürdig.

An zweiter Position Markus Mingo Steil gehts auf den Ursulahochberg
Der Smiley lacht uns aus Georgenberg, Reutlingen und Achalm
Leider nicht ganz 45 km Denis Einer kam durch
 
Bernie
Charly
Greppi
6:54:18
3:31:39
(HM)
3:31:40
(HM)

 
 
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Laufbericht 2016 2007 Das andere Lichtenstein | Andreas Greppmeir
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