Am Ende der Wiese wartet noch ein kleines Waldstück auf uns, das wir auf tollen Wurzeltrails durchqueren dürfen. Zahlreiche Rinder, die auf einer angrenzenden Weide stehen, sind dank ihrer Glocken im ganzen Wald zu hören und sorgen für die typische alpenländische Geräuschkulisse. Unten angekommen, finden wir uns in der kleinen Ortschaft Trieblings wieder und die Erholungsphase ist auch schon wieder beendet. Die Alpe Schönesreute wird unser nächstes Ziel.
Auch hier wartet ein deftiger Anstieg auf uns, der immer wieder die Sicht auf den Alpsee freigibt. Wurzel- und Treppenpassagen machen richtig Spaß und ich beneide die wenigen 15-Kilometer-Läufer, die sich noch um mich herum befinden, zu keiner Sekunde. Für sie ist der Lauf nämlich in rund vier Kilometern zu Ende.
Auf dem Weg bis nach Hochreute durchlaufen wir ein riesiges Zeltlager. Hier wird richtig Stimmung gemacht, denn neben der Verpflegungsstation finden sich hier auch einige Zuschauer ein, die jeden einzelnen Läufer ausgiebig feiern.
Nach Hochreute bekomme ich wieder Asphalt unter die Trailschuhe. Auf einer Teerstraße geht es nämlich immer abwärts am Alpsee entlang bis zum Trieblinger Weg, wo wir uns von den Kurzstrecklern verabschieden. Der Streckenposten schickt mich nach rechts weg und warnt mich, dass ich gleich durch eine Unterführung laufen muss. Das könnte eng werden, meinte er. Tatsächlich muss ich etwas den Kopf einziehen, um unverletzt auf der anderen Seite wieder herauszukommen.
Nun wird es um mich herum etwas ruhig. Macht nichts. Ich genieße die Ruhe und schalte etwas ab. Wir befinden uns auf der Seepromenade auf Höhe des Strandbades wieder und laufen nun auf einem breiten Wanderweg immer am Alpsee entlang bis nach Ratholz.
Als wir in Ratholz die Bundesstraße unterqueren, sind wir am Fuß der „Alpsee Bergwelt“. Dort gibt es zum Beispiel mit dem Alpsee Coaster die längste Ganzjahres-Rodelbahn, die einen auf einer über 3000 Meter langen Strecke ins Tal rasen lässt. Auch einen Kletterwald gibt es und mit der Oberen Kalle eine weitere Alpe mit einem schönen Biergarten. Schon mehrfach war ich über ein Wochenende dort oben und freue mich auch schon auf meinen Besuch im nächsten Jahr. Unser Weg führt aber heute nicht über die Obere Kalle, sondern zum Aufstieg nach Gschwend. Die nächsten drei Kilometer führen stetig nach oben. Nur selten sind richtig steile Anstiege zu bewältigen, aber das stetige bergauf zehrt auch ordentlich an meinen Kräften. Trotzdem erfreue ich mich am Blick auf den Großen Alpsee und laufe weiter. Mit einigen Mitläufern komme ich ins Gespräch. Obwohl schon etwas platt, teilen alle meine Begeisterung. So soll es ja sein.
Kurz vor Erreichen der Verpflegungsstation bei Kilometer zwanzig schieße ich mein letztes Bild von der Strecke. Nie hätte ich gedacht, dass ich auf einer so kurzen Strecke so viele Fotos machen würde. Jetzt ist der Akku leer und damit Schluss mit Fotografieren. Ich konzentriere mich also voll und ganz auf die letzten fünf Kilometer.
Um es kurz zu machen, die Kurzstreckler haben wirklich etwas verpasst. Traumhafte Trail-Passagen, Wurzelpfade, Brücken, Treppen, Gebirgsbäche und etliche Höhenmeter warten auf uns und bringen die Oberschenkel zum Glühen. Ich kann trotzdem fast nicht genug kriegen.
Wegen der Kurzweil bin ich überrascht, als mir die Laufuhr 24 km anzeigt und ich wieder in Immenstadt bin. Nur noch eine paar hundert Meter sind es noch bis zum Ziel am Viehmarktplatz. Ein grandioser Lauf liegt hinter mir.
Bei Organisator Gerhard Honold oute ich mich als Trailrunning.de-Autor, was ihn sichtlich freut. Etwas Kummer hat er, weil sein Lauf offenbar bei Trailrunnern nicht ganz ernst genommen wird. Sicher, ein extremer Trailrun ist das nicht. Aber der Naturparklauf um den Großen Alpsee ist ein wirklich toller Lauf mit vielen, abwechslungsreichen Trails in einer wunderschönen Landschaft. Wenn man ihn Großer Alpsee Trail nennen würde, wäre das auch angemessen. |