12.5.2012 Rennsteiglauf Supermarathon  
Autor: Bernie Manhard    
 
 
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Hilfe, ich habe keinen Plan.

Das waren meine ersten Gedanken nachdem ich im März verzweifelt versuchte noch eine Unterkunft in Eisenach zu bekommen. Aber alle Quartiere waren vollkommen ausgebucht, alles gerammelt voll. Ich war einfach viel zu spät dran. Prinzipiell sollte man sein Zimmer in Eisenach ja immer rechtzeitig buchen, da am Rennsteig-Wochenende meist gut gebucht ist, das ist mir schon bekannt, aber irgendwo fand ich bisher immer ein Schlupfloch. Heuer kommt aber noch das große Rennsteigjubiläum dazu, zum 40. Mal wird gestartet, das habe ich etwas unterschätzt.

Organisation und Improvisation

Welche Alternativen bieten sich jetzt noch für mich an? Einen groben Notfallplan habe ich im Kopf, aber eigentlich keinen Bock darauf, weil er relativ unkomfortabel ist, meine Pfadfinderzeiten liegen lange Jahre zurück. Aber es bleibt wohl keine andere Wahl. Ich werde mich hier in meinem Bericht mal ausgiebig damit beschäftigen, weil darüber nur wenige Informationen existieren. Ausführlich durchforste ich Internet und eine mir vorliegende gedruckte Ausschreibung des Rennsteiglaufes, ob ich irgendwas darüber genauer nachlesen kann. Ich kann es aber drehen und wenden wie ich will, werde irgendwie nicht so hundertprozentig schlau und werde wohl noch ein paar Rennsteig-Insider dazu kontaktieren müssen.

Erst über den Anmelde-Button komme ich auf der Website zur PDF-Ausschreibung. In der, sowie auch in der gedruckten Version ist über Sammelunterkünfte zu lesen: Vom Veranstalter wird an den Start- und Zielorten eine begrenzte Anzahl von Übernachtungsmöglichkeiten in Gemein-schaftsquartieren zur Verfügung gestellt. Die Einweisung dazu erfolgt bei der Startnummernausgabe. Vorab buchen kann man diese Möglichkeit in Eisenach aber nicht. Für den Zielort Schmiedefeld ist eine Telefonnummer zur Buchung angegeben. Hier kann man sich ein Plätzchen in der Schule reservieren.

Zuerst sollte man sich aber erst mal im Klaren sein, welchen Ablauf man eigentlich bevorzugt, bedingt durch die weit entfernten Standorte der Punkt-zu-Punkt-Strecke. Da gibt es mehrere Möglichkeiten:

1. Man übernachtet in Eisenach und kann den angebotenen kostenpflichtigen Rücktransport per Bus nach dem Zieleinlauf beanspruchen. Hat einen Haken, der letzte Bus zurück, fährt um 19 Uhr. Somit entfällt die Möglichkeit, die legendäre Rennsteigparty im Festzelt in Schmiedefeld zu besuchen.

2. Man deponiert seine Karre am Zielgelände, nimmt den Spättransport am Freitag um 19 Uhr und kann somit die legendäre Kloß- und Finisherparty besuchen. Diesen muss man aber rechtzeitig per E-Mail reservieren. Hierfür benötigt man aber eine Unterkunft in Eisenach. Bei der Startnummernausgabe gibt es die Möglichkeit einen Platz im Eisenacher Elisabethengymnasium vor Ort zu buchen. Für wenige Euro kann man sich dort inklusive Frühstück einquartieren. Ein Schuttle-Dienst vom Marktplatz zur Schule und am Samstag wieder zurück ist ebenso darin enthalten.

3. Man nächtigt in Schmiedefeld in der Schule und nimmt den Bustransfer am Samstag in Anspruch. Hat gleich mehrere Haken. Man muss verdammt früh aufstehen, spätestens um 3:30 Uhr fahren die Busse im Ort ab und ein Besuch der Kloßparty in Eisenach entfällt ebenfalls. In Schmiedefeld wird sie nicht angeboten. Dafür gibt es aber die Party nach dem Lauf und man muss nach dem anstrengenden Rennen nirgends mehr umher gondeln.

Alternativ zur Übernachtung im Sammel-quartier weiß ich aus Erzählungen dass es möglich ist, direkt am Zielgelände zu campen, näher befasst habe ich mich noch nie damit. Ausgiebig durchforste ich wieder Internet. Aber vollkommene Fehlanzeige. Ich löchere Conny mit ein paar E-Mails und hole genauere Auskunft darüber bei ihr ein.

Buchen kann man diese Möglichkeit beim Veranstalter definitiv nicht und es gibt auch offiziell nichts darüber zu lesen. Ob das bewusst nicht breit getreten wird, kann ich nicht beantworten, werde aber versuchen hier Licht ins Dunkel zu bringen. Ich habe mich letztendlich für diese Version entschieden, da ich bei meinen beiden vorherigen Teilnahmen immer den Standort Eisenach bevorzugte, heuer aber zwingend einmal mittendrin und live dabei sein will bei der legendären Finisherparty. Zudem auch noch das Jubiläumsfest am Freitag besuchen will.

Kurzfristig entschließt sich noch Jan mich zu begleiten. Ich muss ihn aber vorwarnen: „Ich habe nichts gebucht und wir werden eventuell improvisieren müssen, ich habe nur Zelt und Schlafsack an Bord, alles Weitere wird sich hoffentlich ergeben.“ „Ok, bin dabei“, Jan ganz spontan. So ist er eben, unproblematisch und anspruchslos, Hauptsache der Spaß kommt nicht zu kurz, mit ihm kann man auch „Pferde stehlen“. Zwiespältig sind meine Gefühle aber trotzdem, wegen fehlender Übernachtungs-Garantie, ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Rechtzeitig machen wir uns auf den Weg und treffen um 16 Uhr in Schmiedefeld ein. Für Auto und Zelt sind je 2 Euro pro Nacht fällig und wir sind drin. Alles klappt wie am Schnürchen, keine Probleme, alle Zweifel sind wie weggeblasen. Die ansteigende Wiese ist bereits gut gefüllt, unterhalb stehen die Wohnmobile, oben die PKWs und Zelte. Wow, mittendrin und live dabei, von unserem Wochenend-Domizil bietet sich ein herrlicher Überblick auf das gesamte Gelände und dem Zieleinlaufkanal. Um 19 Uhr ist diese Möglichkeit heute erschöpft, der Platz ist voll. Also, rechtzeitig da sein, sollte die Devise lauten. „Wenn voll ist, ist voll“ erklärt mir ein Ordner, wer zu spät kommt, hat Pech gehabt, es gibt keine Garantie für diese Plätze.

Eines sollte man auch noch bedenken, wenn man dies in Betracht zieht: Die Parkwiese ist kein wirklicher Campingplatz, das bedeutet: Es gibt außer Dixi-Klos keine sonstigen sanitären Einrichtungen. Daher empfehle ich einen Wasserkanister mitzuführen um sich auch mal waschen zu können. Haben wir natürlich nicht. Bleibt nur ein Pfadfinderwochenende, hat mich doch im Zeltlager als Jugendlicher vor über 40 Jahren auch nicht sonderlich gestört. Zudem gibt es auch keine Duschmöglichkeit, diese wird ausschließlich morgen am Wettkampftag angeboten. Immerhin, einige Wasserhähne im Freien konnte ich unten bei den Fressbuden ausfindig machen, hier könnte man seinen Kanister auffüllen.

Um 17 Uhr ist der Grill bei Conny und Jörg angeheizt, wir sind eingeladen. Es geht nichts über gute Freunde, nochmal herzlich Dank. Fleisch, Nudelsalat, Maiskolben, alles da, dazu wunderbares Sommerwetter und viele gut gelaunte Menschen um einen herum. Einfach herrlich, mittendrin und live dabei. Das Camperleben hat durchaus auch seine Vorzüge, bisher war meine Wahl vorzüglich.

Mit den Assen bei den Massen

Die große Eröffnungsfeier zum 40. Jubiläum unter dem Motto „Mit den Assen bei den Massen“ beginnt um 18 Uhr, viele prominente Sportler sind eingeladen, die in ihrer Karriere Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- oder Europameisterschaften errungen haben. Unter anderen die Skisprunglegenden Helmut Recknagel und Jens Weißflog, dazu aktuelle und ehemalige Biathleten und viele, viele mehr. Mit Interview- und Gesprächsrunden wird die musikalische Unterhaltung aufgelockert. Das Festzelt ist gut gefüllt, aber es wären durchaus noch einige Plätze frei.

Klaus ist auch da, er wird Morgen von der Frauenstrecke berichten …pardon, war nur ein Spaß und auch keineswegs abwertend gemeint und ist auch nicht von mir. Die Laufgründer bezeichneten zu Anfangszeiten den Marathon augenzwinkernd als die Frauenstrecke. „Lass uns mal Joe ärgern“ meint Klaus, der ist doch immer so geil auf seine Promibilder. „Wir machen eine ganze Serie mit dir“. Ok, klar, mittendrin und live dabei. Zuerst ist Jens Weißflog bereit, danach meine Lieblings-Wintersportler: die Biathleten. Mit Andrea Henkel, Frank Luck, Sven Fischer und Christoph Stephan bekomme ich eine schöne Serie zusammen. Frühzeitig verabschiede ich mich von den Feierlichkeiten, die Nacht wird kurz.

Ab nach Eisenach

Gerade im Zelt, bricht das vorhergesagte Unwetter los. Es windet heftig und regnet in Strömen. Von 30 Grad soll es einen Temperatursturz auf 10 Grad oder noch weniger geben. Unser Zelt ist dicht, dank modernster Materialien. Zu Pfadfinderzeiten war das nicht immer so, kann ich mich erinnern. Um Mitternacht ist das Schlimmste überstanden und der Regen hört wieder auf. Oh, Mann wie hart sind doch die Campingmatten, ich schlafe schlecht. Jan hat auch eine schlechte Nacht, hustet wie ein Weltmeister. Aber er ist ein harter Hund, Medikamente braucht er nicht, dafür hat er Honigwodka dabei: „der macht schön warm im Hals“.

2:25 Uhr, mein Handywecker klingelt. Fertig machen, Ankleiden im Auto, habe natürlich auch die Taschenlampe vergessen und schon ist es 3 Uhr. Ungewaschen, ungeschminkt und völlig nüchtern geht’s zum Treffpunkt bei Conny vor dem WoMo. Zu guter Letzt vergesse ich noch, wenigstens eine Cola oder Red Bull einzupacken. Mein Körper hat weder von außen noch von innen einen Tropfen Flüssigkeit gesehen. Vielleicht gibt’s ja was in Eisenach. Fußmarsch zur Bushaltestelle im Ort. Irgendwie unwirklich alles, ziemlich unchristliche Uhrzeit. Man könnte jetzt doch ganz bequem zu Hause bei Mama im Bettchen liegen und schnarchen.

10 Euro sind zu berappen für die Fahrt und der Bus ist wunderbar warm, ich schlafe besser als im Zelt. Ankunft Marktplatz Eisenach 4:45 Uhr. Noch ist nicht besonders viel los. Die Startnummern sind schnell empfangen. Jan muss noch nachmelden, geht auch ruckzuck. In einer Seitenstraße des Marktplatzes ist in einem Innenhof eine Batterie von Dixis aufgebaut, um 5:15 Uhr ist noch nichts los. Wenigstens das wäre erledigt. Zum Trinken kann ich immer noch nichts auftreiben. Auf dem Marktplatz ist ein Festzelt zu Umkleiden umfunktioniert worden, auch sehr praktisch. Kaffee ist aber nirgends aufzutreiben. Auf den Tischen stehen die Trinkflaschen der Sport-kameraden …ich sollte mir eine unter den Nagel reißen. Es muss auch so gehen.

Langsam füllt sich der Marktplatz, das Rennsteiglied läuft in Dauerschleife, man trifft sich. Die üblichen Verdächtigen der Ultraszene sind fast alle da. Zum Jubiläum wird ein neuer Teilnehmerrekord beim Supermarathon erreicht. Im letzten Jahr gab es 2.250 Anmeldungen, heuer wird knapp die 3.000er-Marke verfehlt. Aus 1979 stammte die alte Rekordmarke mit 2.510 Anmeldungen. Ab dem Jahr pendelte die Teilnehmerzahl bis 1989 immer um die 2.000. Es gab aber auch drei schlechte Jahre. Nach der Wende, Ende der 90er, drohte dem Langen Kanten mit nur noch gut 900 Teilnehmern sprichwörtlich die Luft auszugehen.

Das gleiche Problem, aber im wahrsten Sinne des Wortes, ereilt heute den Startbogen auf dem Markplatz kurz vor dem Start um 6 Uhr. Es wird improvisiert, ein Helfer steht in der Mitte und stützt das einstürzende Tor mit den Händen nach oben. Alle kommen gut durch, ein einstürzendes Starttor bringt hier keinen aus der Ruhe. Hektik habe ich auf dem Marktplatz noch nie erlebt. Wer hier am Start ist, weiß schon warum. Auf geht’s zum schönsten Ziel der Welt, das liegt ja bekanntlich in Schmiedefeld.

Camping-Gebühren.
Unser Wochenenddomizil.
Jan ist fleißig beim aufbauen.
Herrlicher Überblick zum Zieleinlauf.
Grilleinladung.
Heike Henkel, Sabrina Buchholz, Juliane Döll.
Jens Weißflog.
Heike Henkel.
Frank Luck.
Der "Fisch" Sven Fischer.
Jörg und Conny sind jedes Jahr dabei.
3 Uhr nachts, Fussmarsch zum Bus.
Abfahrt 3:30 Uhr.
Jan, kurz entschlossen, doch noch am Start.
Auf der Suche nach was Flüssigem.
Der Startbogen knickt ein.
Einfache Problemlösung.
Der Startschuss ist gefallen.
   
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