4.6.2011 Schefflenzer Ultralauf  
Autor: Bernie Manhard   Bericht mit 180 Fotos auf  
 
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Die Schefflenz ist ein kleiner Nebenfluss der Jagst im Norden Baden-Württembergs. Auf ihrem 23,5 Kilometer langen Lauf durchquert sie ein idyllisches und hügeliges Wiesental dessen Hänge beiderseits von Wäldern flankiert sind. Hier ist der Austragungsort des ersten Schefflenzer Ultralaufes.

Vom Veranstalter, der Läufergemeinschaft Schefflenztal werden uns Strecken über die Marathon-, 50 km- und für die, die nie genug kriegen, sogar 100 km-Distanz geboten. Sie müssen den Kurs zweimal durchlaufen. Walker/Nordic Walker können den Marathon in Angriff nehmen. Als besonderes Schmankerl können auch Fahrradbegleiter für alle Distanzen gemeldet werden.

Zentraler Veranstaltungstreffpunkt ist das Sportheim in Waldmühlbach. Mit den Ortsteilen Allfeld, Katzental und Sulzbach gehört sie zur Gemeinde Billigheim. Von Heilbronn ist man hier ca. 30 km entfernt. Aber ein großer Unterschied ist schon bei der Anreise auszumachen, dominieren westlich und um Heilbronn die Weinfelder – wo ich ja vor drei Wochen zum ausgiebigen Weintest, beim Trolli war – ist hier überhaupt nichts mehr davon zu sehen. Alles ist wunderschön ländlich, keine Spur von Hektik und ich fühle mich auch gleich sehr entspannt und wohl. Billigheim kommt mit seinen vier Ortsteilen gerade mal auf 6.400 Einwohner.

Pünktlich erreiche ich am Freitag um 19 Uhr das schnuckelige Vereinsheim des SV Waldmühlbach. Um die Mengen besser einschätzen zu können, wurde von Mitorganisator André Dicken um vorzeitige Anmeldung für die Pasta-Party gebeten. Die Ausgabe der Startunterlagen wird vom 1. Vorsitzenden Bernhard Köbele persönlich vorgenommen. Neben der Startnummer wird auch ein Fläschchen Roter als Präsent überreicht. Das geht doch schon mal sehr gut los.

Auch der Bürgermeister von Billigheim lässt es sich nicht nehmen, beim Debüt anwesend zu sein und eine kleine Ansprache zu halten. Ausdrücklich wird betont, dass die Gemeinde hinter der Idee steht. Alles sehr klein gehalten und fast familiär und klappt auch bisher hervorragend. Wie viel Arbeit hinter der Planung und Organisation eines solchen Events steckt, kann man aus Unterhaltungen mit Beteiligten erfahren.

Anschließend gibt es noch ein kurzes Vorab-Briefing vom Vorstand für die bereits Anwesenden, zum Ablauf des morgigen Tages. Besondere Probleme bereitet die hiesige Dorfjugend, der es Spaß macht die Streckenmarkierungen in die falsche Richtung zu drehen um uns vom Kurs ab zu bringen. Im Untergeschoß des Clubheims sind für die Festivität nach dem Lauf, Bierzeltgarnituren und eine Getränkestation aufgebaut. Eine Band wird morgen auch noch für Musik und Unterhaltung sorgen. Die Organisatoren haben wirklich für alles gesorgt, sogar für das heute Abend statt findende Fußball EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich ist eine Großbildleinwand aufgebaut.

Für Läufer mit weiterem Anfahrtsweg gibt es eine Übernachtungsmöglichkeit in der gleich gegenüberliegenden Sporthalle. Vor dem Bauwerk ist auch ein kleiner Zeltplatz, der ebenfalls genutzt werden könnte, aber da herrscht heute Fehlanzeige. Alles wird hier wie selbstverständlich, gratis vom Veranstalter gestellt. Mit mir haben sich gerade mal 10 Leute eingefunden, die das Angebot annehmen und sich die große Halle großzügig teilen. Einige ziehen aber lieber eine Übernachtung im eigenen PKW vor, um eventuellen nächtlichen Konzerten zu entgehen.

Die Nacht bleibt ruhig, mal abgesehen von einem Stromgenerator, der in regelmäßigen Abständen nervige Töne von sich gibt. Ab 5 Uhr gibt es Frühstück im Vereinsheim, auch der Service ist im Startgeld enthalten. Start für den Hunderter ist um 6 Uhr. Die Luft ist noch schön angenehm, aber prognostiziert sind heute Temperaturen bis an die 30 Grad. Das überschaubare Starterfeld beinhaltet genau 21 Kandidaten, die sich mit diesen Bedingungen heute auseinander setzen wollen.

Zwei Stunden später ist der Rest an der Reihe. 33 Fuffziger, 15 Marathonis und 10 Walker/Nordic Walker. Somit sind heute bei allen Distanzen insgesamt 79 Sportler am Start. Alles klein und überschaubar, aber das macht auch den Reiz dieser Veranstaltung aus. Bernhard Köbele hält wieder seine mir schon bekannte Einweisung. Wer aussteigt, muss sich bei der nächsten VP-Stelle abmelden oder per Handy Bescheid geben. Seine Telefonnummer ist auf der Startnummer notiert. Sollte am Veranstaltungsende jemand fehlen, wird ein Suchtrupp organisiert und der Helikopter wird aufsteigen, mit Wärmebildkamera und allem Pipapo. Pünktlich um 8 Uhr bekommen wir Feuer frei vom Bürgermeister Reinhold Berberich.

Ich nütze heute den Lauf um neues Equipment zu testen. Zum ersten Mal bin ich mit einem größeren Rucksack unterwegs, den ich auch ordentlich bepackt habe. Bei einem meiner nächsten Einsätze in alpinem Gelände ist er vorgeschrieben und ich will mal schauen ob alles, im wahrsten Sinne des Wortes, reibungslos verläuft. Gemeinsam mit Conny werde ich die Runde absolvieren und ihren Jörg vertreten. Der Ärmste hat gerade die Seuche und muss schon zum wiederholten Mal wegen Verletzung passen. Aber er hat sein Bike dabei und wird so auch noch zu einer Trainingseinheit kommen, wenn er uns später hinterher radelt.

Schon vom Start weg können wir uns auf die heutige Topografie einstellen, es geht rauf und runter. 980 Höhenmeter verspricht uns das Höhendiagramm auf der 50 km-Runde. Noch sind die äußeren Umstände als angenehm zu empfinden, zumal wir auch einige Kilometer im Wald unterwegs sind, aber das Quecksilber steigt unerbittlich. Nach 7 Kilometern streifen wir Unterschefflenz, wo auch die erste Getränkestelle aufgebaut ist. Zwei, drei Straßen weiter und schon verlassen wir wieder den Ort.

Auf unserem Überlandlauf durch‘s www (Wiesen, Weizenfelder, Wälder) begegnen wir auffällig vielen wunderschönen, liebevoll errichteten Bildstöcken und auch eine kleine Kapelle mitten im Wald lädt zur Besichtigung ein. Scheint eine sehr katholische Gegend hier zu sein.

Über Katzental gelangen wir an den Ortsrand von Billigheim, wo erneut eine Verpflegungsstation (Km 14) auf uns wartet. Jeder wird notiert, damit ja keiner verloren geht. Weiter geht’s durch Feld und Flur. Besonders schön sind gerade die Weizenfelder, die sich wie Samtteppiche über die Landschaft legen. Ein besonders lauschiges Plätzchen wird uns am VP in Sulzbach geboten, an einem kleinen romantischen Weiher serviert man uns Getränke und kleine Knabbereien. Kurz nach der Ortschaft passieren wir eine Landstraße, ein Schild weist uns darauf hin, hier vorsichtig zu sein, an alles ist gedacht.

Die Sonne brennt mir jetzt schon gehörig auf die Birne, aber unser Weg durch’s Schefflenztal macht trotzdem riesen Spaß. Bauland nennt sich die geologische Bezeichnung für diese Muschelkalk-landschaft. Klimatisch macht sich die im Vergleich zum benachbarten Odenwald geringere Höhenlage durch höhere Temperaturen und geringere Niederschlags-mengen bemerkbar. Aufgrund der Bedingungen wird es umgangssprachlich auch als Badisch Sibirien bezeichnet.

Das nur kleine Läuferfeld hat sich natürlich schon weit auseinandergezogen, so sind Conny und ich meistens ganz alleine auf der Strecke unterwegs, was unserer Freude an der schönen Strecke keinen Abbruch tut. Für Leute die das Remmidemmi bei Stadtmarathons bevorzugen, kann ich aber keine Empfehlung aussprechen. Wir nehmen uns für alle lohnenswerten Objekte und Landschaftseindrücke genügend Zeit um sie aufzusaugen und auch abzulichten. Drei Marathon-Damen, die immer wieder an den Versorgungsstationen oder bei unseren zahlreichen Fotostopps auf uns aufschließen, sind die einzigen Mitstreiter denen wir über einen längeren Abschnitt begegnen.

Eine richtige Verpflegungsoase ist vom Lauftreff Asbach bei Km 24 in einem Waldstück am Rande des Odenwalds aufgebaut. Hier gibt es alles was das Herz eines Ultraläufers gerade begehrt. Bananen, Melonen, Salzgebäck, Hefezopf, Käse-brötchen, ja sogar Essiggurken sind dabei. Sie finden besonders bei Conny reißenden Absatz. Zum erfrischen gibt es Wasser, Iso, Cola, Kaffee und wer will kann sich auch ein Bierchen dazu gönnen. Wir wollen und machen uns einen schönen Mix mit Cola. Als wir uns vom Acker machen, laufen auch wieder unsere Verfolgerinnen, die drei ebenfalls gutgelaunten Damen ein. Abgehakt und gut gestärkt geht es weiter auf den zweiten Teil der Strecke.

Der führt uns in einer 6 km-Schleife noch etwas weiter in den Odenwald hinein. Auf einem Thermometer im Wald, werden uns jetzt um 11 Uhr bereits 33 Grad angezeigt, allerdings in der Sonne. Ein traumhaftes Plätzchen mit einer kleinen, liebevoll dekorierten Hütte und dazugehörigen Teich, lädt wenig später zum verweilen ein. Mehr als ein kurzer Stopp zum begutachten und für ein paar Schnappschüsse sind aber leider nicht drin. Die Spuren am Wegesrand zeugen von der Existenz von Wildschweinen, klärt mich Conny auf. Ich halte meine Kamera schussbereit, aber das Fotoerlebnis wird mir verwehrt. Dafür können wir aber einen schwächelnden jungen Mann samt Fahrradbegleitung schnupfen und so einen Platz gut machen.

Zurück am Waldrand hätte ich mich fast verlaufen, aber auch da haben die Veranstalter vorgesorgt, ein Schild mit der Aufschrift: „STOPP Läufer zurück“, bringt mich sofort wieder in die richtige Spur. Nur wenige Meter entfernt von der letzten Station beenden wir die Odenwaldrunde. Wieder wartet eine kräftige Stärkung auf uns. Mir hat es hier besonders die sehr leckere Bouillon angetan. Beim Verlassen treffen auch wieder die Damen am Stand ein. Bei Km 34 erfolgt die Trennung von der Marathonstrecke, so werden wir ihnen auf der Piste nicht mehr begegnen.

Bald darauf verlassen wir den Wald und begeben uns wieder auf Naturkunde über hügeliges Terrain, aber auch überwiegend in die pralle Sonne. Spargelfelder, Kirschbäume und Tannenzäpfle gibt es zu studieren. Letzteres in flüssiger Form am Getränkestand bei Km 38. Das verlockende Angebot können wir natürlich nicht links liegen lassen. Von Wasser alleine kann der Mensch schließlich auch nicht überleben. Gleich anschließend daran passieren wir wieder Kirschbäume. Ein Test sagt uns, die Früchte sind noch nicht ganz reif. Wir wollen uns lieber nicht den Magen verderben und ziehen schnell weiter.

Nur ein paar hundert Meter nach der VP-Stelle warten drei Kinder, beim Durchlauf durch ihr Gehöft, auf dankbare Abnehmer an ihrem privaten Getränkestand. Das Angebot der lieben Kinder wollen wir nicht ausschlagen. Wir sind aber die ersten, die bei ihnen anhalten, erzählen sie uns. Wenig später ist der südlichste Punkt des Rundkurses bei Km 38 erreicht und zugleich auch der tiefste der ganzen Strecke. Ab hier geht es tendenziell mal mehr, mal weniger, bis ins Ziel bergauf.

Bis Allfeld (Km 42) können wir wieder größere Streckenabschnitte im Wald verbringen, wo uns Jörg auf dem Bike einholt. Er ist von der Distanz und den vielen Steigungen auch ganz schön ins Schwitzen gekommen, so eine lange Strecke hat der mit dem Radl noch nie zurückgelegt.

Im schmucken Allfeld gibt es einige alte Fachwerkhäuser und auch wieder handwerklich sehr schöne Reliquien zu bewundern. Am Ortsrand sehen wir dann zum ersten Mal den Namensgeber unseres Ultras, die Schefflenz. Man muss aber schon genau hinsehen, sie ist wirklich nur ein Flüsschen oder eher ein Bach.

In Billigheim (Km 47) wartet wieder ein Schluck Gerstensaft auf uns und so nebenbei können wir doch tatsächlich noch zwei Plätze im Ranking gut machen. Die beiden kommen doch schon ziemlich auf dem Zahnfleisch daher. Nach dem Ortsdurchlauf gibt es noch einen kräftigen Anstieg. Auf einer Anhöhe kurz vor dem Ortsschild von Waldmühlbach haben wir noch einen herrlichen Blick hinüber auf das Zielgelände.

Aber zuerst geht’s nochmal runter und zum endgültigen Finish wieder einige hundert Meter bergauf. Vor uns können wir noch einen Teilnehmer ausmachen, den schnappen wir uns mit einem Zielsprint. Den Einsatz hätte es aber gar nicht mehr benötigt, er war „nur“ auf der Marathondistanz unterwegs. Vor dem Ziel wartet bereits Jörg mit zwei eisgekühlten Flaschen Kellerbier auf uns. Wir beide haben es heute bei der Hitze richtig gemacht, ein sehr gemütliches Tempo gewählt, die Landschaften genossen und sind so fast entspannt im Ziel angekommen. Nicht allen ist es so gut ergangen.

Für die meisten der 100 km-Läufer wird es später dann noch richtig ungemütlich, der Himmel wird schwarz und kräftige Gewitterschauer kommen vom Himmel.
Klein, aber fein, lautet mein Fazit. Die Organisatoren haben sich alle Mühe gegeben und alles ist perfekt verlaufen. Wer Landschaftsläufe ohne großen Trubel mag der ist hier goldrichtig. Ob es aber überhaupt nochmals eine zweite Auflage gibt, steht noch in den Sternen.

Das Vereinsheim des SV Waldmühlbach.
Olaf bringt die Spaghetti.
Mein Schlafplatz in der Sporthalle.
Rucksacktest war angesagt.
Der Vorstand macht die Einweisung.
Es geht los.
Schöne Marterl gab's zu sehen.
In der Kapelle waren wir auch.
Schöne Kornfelder.
Conny schenkt unser "erstes" Bier ein.
Leckere Essiggurken.
Eine nette Hütte mitten im Odenwald.
Frisches Tannenzäpfle...
...und danach gleich Kirschen.
Jörg ist noch nie so weit geradelt.
Erfrischung tut gut.
Ziellinie.
Jörg hat schon Kellerbier kalt gestellt.
Tagesausbeute.
 
Bernie
6:34:00

 
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