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Der
London Marathon war sicher einer meiner Traumziele, gehört er
doch neben Berlin, Boston, New York und Chicago zu den 5 Marathon
Majors. Allerdings ist es gar nicht so einfach einen Startplatz für
diesen Lauf zu bekommen. Kann man Boston zumindest noch sicher starten,
wenn man die geforderte Qualifikationszeit vorweisen kann, so ist
in London diese Möglichkeit nur Staatsbürgern des vereinigten
Königreichs vorbehalten. Klar man kann auch versuchen über
die Verlosung einen Startplatz zu ergattern, allerdings ist das Kontingent
recht begrenzt, da die meisten Startplätze an Charities und Reisebüros
vergeben werden. Sammelt man ausreichend Spenden, so kann man für
seinen Wohlfahrtsverband starten. Ein sehr aufwändiger und komplizierter
Prozess. Der Weg über das Reisebüro ist natürlich immer
möglich, aber nicht gerade preiswert. Zum Glück lebte Kumpel
Georg längere Zeit in London und so konnten wir uns über
die Zeit für die Startergruppe „Good for Age“ qualifizieren.
Mein Flug ging am Freitag von München nach Wien und von dort
nach London. Am Airport Heathrow angekommen ist es recht einfach mit
der U-Bahn, die von den Londonern nur „Tube“ genannt wird,
in die City zu kommen. Am besten besorgt man sich gleich die sogenannte
„Oyster-Card“. Mit ihr kann man Bus und Tube bargeldlos
benutzen und bei Bedarf einfach das Kartenkonto wieder an den Haltestellen
aufladen.
Der London Marathon war mein 65. Marathon und er sollte ein ganz besonderer
Lauf für mich werden ...und ja, das wurde er auch, aber dazu
später mehr.
Am Samstag ging es mit der Dockland Railway (DLR) zur Messehalle EXCEL,
einer in den Außenbezirken als Hochbahn fahrende Linie der Underground.
Die Haltestelle für die Messe ist Custom House und ein Tip: Immer
die DLR Richtung Beckton nehmen.
Die Startnummernausgabe ist top organisiert. Jeder Läufer muss
mit seinem registration form und seinem Personalausweis die Nummer
abholen und auch vor Ort persönlich dafür unterschreiben.
Die Messe selbst ist sehr großzügig und die Atmosphäre
an diesem Samstag ist sehr familiär und das trotz der großen
Läufermassen. 2010 ist die 30. Auflage des London Marathons,
der erstmalig von der Firma Virgin Money gesponsert wird. Das Unternehmen
gehört zur berühmten Virgin-Group von Sir Richard Branson,
zu der Fluggesellschaften, Platten-Labels, Mobilfunkanbieter, Fitness-Clubs,
Radio-Stationen, ein Formel-Eins-Team und vieles mehr gehört.
Richard Branson ließ es sich nicht nehmen, am Morgen einen Rundgang
über die Messe zu machen und einige der Teilnehmer in der Warteschlange
persönlich zu begrüßen. Er lief am Sonntag auch erstmalig
einen Marathon und erreichte dabei eine Zeit von knapp 5 Stunden.
Da der ganze Event im Zeichen diverser Charity Organisationen steht,
startet auch Virgin mit einem Team aus diversen Spitzensportlern und
Prominenten, um ebenfalls Spenden zu sammeln. Nach der Pressekonferenz
wollte dann auch Natalie Imbruglia, die bekannte australische Pop
Sängerin und Tekla Loroupe, 1999 Weltrekord und Siegerin des
Berlin Marathons, unbedingt ein Foto mit mir. Ich ließ mich
nicht lange bitte und erfüllte den beiden Damen Ihren Wunsch
;-).
Am Sonntag geht es dann mit dem Zug zum Start. Mögliche Einstiegsbahnhöfe
sind Charing Cross, Waterloo East und London Bridge. Am besten nimmt
man den Bahnhof Charing Cross, da hier die Züge noch relativ
leer sind. Die Startnummer ist am Marathon Sonntag auch als Zug- und
Underground Fahrkarte gültig. Hier könnte sich Berlin auch
mal ein Beispiel nehmen. Es gibt drei Zielbahnhöfe für die
jeweiligen Startkorridore. Die Startbereiche sind farblich getrennt
und es ist wirklich sehr einfach sich vor Ort zu Recht zu finden.
Wir haben einen exklusiven Startbereich für die „good for
age“ Läufer. Dort gibt es Kaffee, Tee und Iso Getränke
und auch ein separater LKW für die Kleidersäcke ist vorhanden.
Der Wetterbericht für London war perfekt: Regenwahrscheinlichkeit
5%, kaum Wind und zwischen 10-18 Grad. Aber es war eben nur eine Vorhersage.
Schon vor dem Start öffnete der Himmel seine Schleusen und alle
Läufer flüchteten in die aufgestellten Zelte. Der Regen
brachte leider auch die Kälte und so ging es bei gerade mal 5
Grad in die Startaufstellung. Ich hatte leider schon seit einer Woche
eine Entzündung an der Schienbeinkante und wenn es nicht gerade
London gewesen wäre, hätte ich sicher auf einen Start verzichtet.
Die Schwellung am Bein machte mir leider schon am Start Probleme und
bereits nach 400 Metern überlegte ich umzudrehen und auszusteigen.
Aber die tolle Stimmung an der Strecke ließ mich bis zum HM
durchhalten, aber der Reihe nach.
Der Start in Greenwich führt durch einige Londoner Vororte, die
Stimmung ist fantastisch. Überall stehen Zuschauer dicht gedrängt
und da der Start aus drei verschiedenen Korridoren erfolgt, die erst
bei Meile 3 zusammengeführt werden, entzerrt sich das Feld der
33.000 Starter recht gut. Erst bei Meile 12 geht es dann über
die Tower Bridge ins Zentrum von London. Hier ist die Stimmung auf
dem Höhepunkt. Leider musste ich an der HM-Marke zum ersten Mal
den Medical Service aufsuchen. Ein Eispack auf das Schienbein, das
inzwischen noch dicker war und weiter bis …leider nur KM 24.
Dort zum zweiten Mal zum Arzt und Aufgabe. Zum ersten Mal im 65.Marathon
ein DNF (did not finish).
Aber wie sollte ich denn den Bericht zu Ende schreiben. Ich ging also
bei Meile 22 wieder auf die Strecke und lief die letzten 8 KM wieder
zum Ziel. Das war auch gut so, denn dabei fasste ich den Entschluss,
dass ich wieder komme – gesund – und dann London finishen
werde und nicht London mich. Die letzten 8 KM gehen durch Londons
City vorbei an Westminster Abbey und dann kurz vor dem Ziel bei KM
40 am Big Ben und am Buckingham Palace vorbei auf eine schier endlos
erscheinende letzte Meile.
Fazit: London ist zu Recht einer der Top 5 Marathons und wer die Chance
hat hier zu laufen, der sollte das unbedingt tun. Perfekte Organisation,
hilfsbereite Mitarbeiter und zum Teil fanatische Zuschauer. Einziges
Problem ist der Startplatz, in diesem Jahr waren von den 33.000 Startern
nur lediglich 1500 Teilnehmer aus dem Ausland. |
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Wer kennt sie
nicht, die berühmten
Doppeldecker? |
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Nur 1.500 Ausländer
bekommen einen der
begehrten Startplätze. |
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Pasta scheint
bei den Briten nicht so beliebt
zu sein. |
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Sir Richard Branson
ließ es sich nicht nehmen,
selbst mitzulaufen. |
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Natalie Imbrulia
war ganz scharf darauf sich
mit Magic fotografieren zu lassen... |
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...und dann machte
sich auch noch die frühere
Siegerin und zweimalige Weltrekordhalterin
Tekla Loroupe an ihn ran. |
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Anmarsch zum Startgelände. |
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Eingangsbereich
unserer Gruppe. |
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Mein 8 km Fußmarsch
ins Ziel wurde
wenigstens noch mit einer Medaille belohnt. |
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