24.7.2010, Karwendel Berglauf
Autor: Bernie Manhard
 
 
 
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Fragt man Berglauf-Experten, sind die sich schnell einig, dass der Karwendel-Berglauf zu den härtesten Bergläufen Deutschlands zählt. „Was die Streif für die Skifahrer, das ist der Karwendellauf für die Bergläufer“, meint gar Kurt König, früherer Weltklasse-Bergläufer und heute Orga-Chef. Auf 10,6 km sind knapp 1.400 Meter Höhenunterschied zu bewältigen. Gestartet wird in Mittenwald, das Ziel liegt auf der Karwendelspitze auf 2.291 Seehöhe. Beste Voraussetzungen also für Mario und mich noch ein paar harte Trainings-Höhenmeter zu sammeln. Mario’s Ziel ist den Jungfrau Marathon unter 5 Stunden zu bewältigen und meines der Ultra Trail in Sonthofen und da heißt es bestens gerüstet zu sein.

Nachdem es am Samstag den ganzen Tag geregnet hat, präsentiert sich der Himmel in Augsburg am frühen Morgen fast wolkenlos. Unterwegs nehme ich mit Mario Kontakt auf und der packt gleich den Hammer aus: „Wir laufen nicht auf den Karwendel, sondern es gibt eine Alternativstrecke, gestern Abend wurde es noch auf der Website gepostet“. Sch..., aber doch einigermaßen verständlich, sofort erinnert man sich wieder an die fürchterlichen Bilder der Zugspitzlauf-Katastrophe von vor zwei Jahren.

Extrem schlechte Sichtverhältnisse, Temperaturen um den Gefrierpunkt, Schnee im Zielbereich und glitschige Bergpfade ließen den Organisatoren in Absprache mit der Bergwacht keine andere Wahl als aus Sicherheitsgründen den Lauf auf die Karwendelspitze abzusagen und statt dessen auf eine Ausweichstrecke auszuweichen. Heute hat sich der Regen zwar größtenteils verabschiedet aber je weiter ich mich den Bergen nähere umso mehr zieht es sich wieder zu. Die hohen Gipfel sind allesamt von Wolken umhüllt, selbst wenn sie uns rauf gelassen hätten, wäre die Sicht im oberen Teil gleich null.

Wenige Meter neben der mit wunderschönen Fresken bemalten Kirche St. Peter und Paul in der Altstadt von Mittenwald steht der Startbogen und ist auch der Empfang der Startunterlagen eingerichtet. Die Parkplatzsituation in der Altstadt ist etwas schwierig, weil es da nur ganz wenige Parkplätze gibt, man parkt am besten gleich am Bahnhof und geht die ca. 500 Meter zu Fuß in die Ortsmitte. Am Startplatz werden uns Information zum neuen Tagesablauf vom Organisationsleiter per Micro übermittelt.

Die neue Strecke wird uns auf den Hohen Kranzberg auf 1.391 m führen, der vom Ort aus gesehen genau gegenüber des Karwendelmassivs liegt. Vor 10 Jahren wurden auf den Kranzberg schon mal Qualifikationsläufe für die Berglauf-Weltmeisterschaften durchgeführt. Mit der Streckenverlegung gibt es auch noch eine neue Startzeit, statt 9.50 Uhr wird jetzt erst um 10.10 Uhr gestartet. Nach seinem Interview können Mario und ich auch noch Ex-Berglauf-Weltmeister Helmut Schiessl abfangen und mit ihm ratschen, er ist heute der Top-Favorit, aber der Renndirektor am Micro meint dass auch zwei ganz starke Italiener im Feld sind.

Von Helmut Schiessl erfahren wir von zwei deftigen Rampen auf der Piste, sonst ist die Alternativstrecke aber sehr gut zu laufen. Die Infos helfen uns natürlich schon ein Stück weiter, so wissen wir jetzt wenigstens einigermaßen was uns erwartet. Ich will natürlich auch von ihm wissen, ob er auch mal gehen muss oder wie er es so hält an Steilstücken. Manchmal führt kein Weg daran vorbei meint er, aber er versucht es meist mit ganz langsamen Laufen, in einem Geschwindigkeitsbereich von etwa 5 km/h

Ich will heute auch versuchen so viel wie möglich bergauf zu laufen, anders als beim Marathon wo man sich in meiner Leistungsklasse genau überlegen muss, ob man lieber Körner spart und ins Marschieren übergeht oder ob man es ausreizen will, aber es meistens hinterher bereut. Heute ist’s ja weniger als ein Viertele vom Marathon, daher sollen die Oberschenkel schon etwas traktiert werden.

Nur wenige Meter durch’s Dorf müssen mir und meinen 310 Mitläufern reichen, um auf Temperatur zu kommen. Schon am Ortsrand, neben dem Kreuzberglift geht es bergauf, aber alles im verträglichen Rahmen. Nach anderthalb Kilometer wird es wieder flacher und sogar einige leichte Gefälle sind dabei. Die erste Rampe die uns Helmut Schiessl versprochen hat erreichen wir nach etwa mehr als 3 Kilometern. Auf einem schmalen Pfad zieht sich die Strecke über einen Kilometer in Serpentinen im Wald nach oben, hier darf zwischendrin auch mal gegangen werden, wir wollen es ja nicht übertreiben. Am Ende der Rampe erwartet uns eine matschige Engstelle, ich komme mit einem halben nassen Fuß davon, aber Mario hinter mir ist nicht so reaktionsschnell und taucht voll in ein Schlammloch ein. Für ihn rentiert sich jetzt wenigstens zu Hause eine ausgiebige Laufschuhreinigung.

Auf einem Abwärtsstück nach der Berggaststätte St. Anton überqueren wir die wunderschönen, saftig grünen Buckelwiesen. Entstanden sind sie in der Eiszeit, als Mittenwald von einem 1.000 Meter hohen Gletscher bedeckt war. Dieser Gletscher hat unzählige Steine aus dem heutigen Italien, der Schweiz und Österreich hierher geschoben. Als er sich langsam zurückzog, hat er eine Art Buckelpiste hinterlassen. Feuchtigkeit hat den Untergrund unterschiedlich stark ausgespült, so dass die Mulden zwischen den Buckeln noch tiefer wurden. Sind wirklich toll anzusehen aber noch schöner ist durch sie zu laufen, da kommt so richtig Freude auf.

Kurz nach km 6 ist die einzige Wasserstation des Laufes aufgebaut, ein Becher kann nicht schaden, nachdem es jetzt auch spürbar wärmer geworden ist. Nach anfangs dichter Bewölkung, gibt’s schon einige blaue Lücken am Himmel. Kurz darauf passieren wir etwas oberhalb den 1.136 m hoch gelegenen Wildensee, der eigentlich nur eine flache Schmelz- und Regenwassermulde ist, weil er keinen Zufluss hat. Darum ist er auch der wärmste See in der ganzen Gegend.

Nach 7,5 km kommt die zweite Rampe, bis zum Gipfelhaus des Kranzbergs auf 1.391 m geht es jetzt mehr oder weniger immer steil nach oben. Der größte Teil der Strecke wird im Wald auf einem Singletrail absolviert. Ich würde gerne noch mehr Laufeinlagen einstreuen, aber das Überholen ist auf diesen schmalen Waldwegen oft sehr schwierig und ich will es auch nicht herausfordern und einen Absturz riskieren. Aber immer wenn sich die Gelegenheit ergibt, packe ich sie beim Schopf, so kann ich mich von Mario noch etwas absetzen. Die letzten 250 Meter führen uns aus dem Wald heraus und am Hang entlang noch mal sehr steil hinauf. An der Gipfelhütte wird die Zeit genommen.

Die Softwareauswertung ergibt 655 Höhenmeter positiv und 170 negativ auf einer Streckenlänge von knapp 10 km. Die Strecke bot uns zwar nicht die spektakulären hochalpinen Höhepunkte des Original Karwendellaufs, aber dadurch dass ein Großteil der Strecke laufend zu bewältigen war, bestimmt einen hervorragenden Trainingseffekt. Die schönen landschaftlichen Eindrücke über das Isartal, Mittenwald und nicht zu vergessen die wunderschönen Buckelwiesen machten den Lauf allemal zu einem adäquaten Ersatz. Obwohl jetzt schon die Sonne scheint, ist der Gipfel auf der gegenüberliegenden Karwendelspitze immer noch in den Wolken. Die Aussicht von hier ist also allemal auch noch besser.

Zum Bergrestaurant Kranzberghaus etwas unterhalb des Gipfels hat man unsere Wechselkleidung transportiert, vom dort müssen wir noch eine kleine Wanderung bis zur Bergstation des Kranzberglift zurücklegen um wieder ins Tal zu gelangen. Von dort befördert uns der über vierzig Jahre alte Sessellift gemütlich ins Tal hinunter. Viele nehmen aber auch den direkten Wanderweg runter zu Fuß auf sich. In der Sporthalle im Zentrum von Mittenwald kann sich jeder Teilnehmer noch ein hochwertiges Funktionsshirt abholen. Zur Stärkung bekommen wir auch noch einen Teller Nudeln und ein Flasche Bier nach Wahl: scharf oder bleifrei.

Helmut Schiessl hat es nicht auf’s Siegertreppchen ganz nach oben geschafft, für ihn blieb nur der zweite Platz übrig, hinter Gerd Frick aus Südtirol mit einer Zeit von 42:44.

 
Direkt neben St. Peter und Paul war der Start.
Mit Helmut Schiessl konnten wir uns etwas
unterhalten.
Das Einlaufen war nur kurz.
Nach dem ersten Anstieg kamen auch kurze
Flachpassagen.
Alles war dabei, von Kapellen bis Gebirgsbächen.
Die erste Rampe.
In das Schlammloch ist Mario voll eingetaucht.
Die Buckelwiesen aus der Eiszeit.
Tolle Strecke.
Einige Hindernisse gab es zu meistern.
Das Schlussstück hatte es nochmal in sich.
Uns hat es Spaß gemacht.
Das wäre unser ursprüngliches Ziel gewesen.
 
 
 
     
Bernie
Mario
1:09:10
1:09:47
 
   
     
 
Höhenprofil: 655 hm pos. 170 hm neg.
     
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