7.8.2010 Immenstädter Gebirgsmarathon
Viele zusätzliche Bilder auf
Autor: Bernie Manhard    
 

Familiär – Spektakulär – Strapaziös

 
 
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Die Voranmeldung zum Gebirgsmarathon geht schnell vonstatten. Anruf bei Oliver Hiemer. Name, Verein und Jahrgang übermitteln und fertig ist das Prozedere. Bezahlt wird dann vor Ort. Will man nähere und sichere Information über den Lauf erfahren, ist der Kontakt per Telefon das Beste was man machen kann. Ja, da möchte ich nicht lange um den heißen Brei reden, die Aktualität der Website ist nicht die Stärke des Teams um Willi und Oli Hiemer, mit den modernen Medien stehen sie etwas auf Kriegsfuß. Bis auf seine Telefonnummer ist eigentlich nichts mehr up to date. Aber was 20 Mal geklappt hat, wird auch bei der 21. Austragung gut werden, denke ich mir. Vor vier Wochen beim Marathon in Oberstaufen bin ich den westlichen Teil der Nagelfluhkette gelaufen, heute freue ich mich auf den Östlichen.

Der Weg ins Allgäu ist in den letzten Monaten deutlich komfortabler geworden. Im vergangenen September war es endlich soweit, die neue B19 ab der A7-Ausfahrt Waltenhofen bis Immenstadt, durchgehend vierspurig wurde dem Verkehr übergeben. Damit sparen sich alle, einschließlich mir, die heute Morgen in aller Frühe anreisen wieder ein paar wertvolle Minuten. Den größeren Vorteil wird uns die neue Straße aber noch bei der Heimfahrt bringen. Wer in den letzten Jahren hier schon mal im Samstag- oder Sonntagnachmittäglichen Ausflugs-Stau gestanden ist, wird mir da beipflichten.

Eine Stunde vor dem Start um 7 Uhr treffe ich am Parkplatz der Mittag-Bergbahn ein. Gleich daneben ist das Lifthäuschen und unten in der Garage ist der Anmeldebereich untergebracht. Vor dem Tor ist ein Absperrband gespannt, das ist unser Startplatz. Wir sind also bei einem Marathon der kurzen Wege. Wer gestern, so wie ich noch kurzfristig angerufen hat bei Uli Hiemer, der hat sich 5 € gespart, gilt nicht als Nachmelder und muss heute 30 € Startgeld berappen und dafür gibt es vorab erstmal nur die Startnummer.

Die ist aber nicht bei jedem gleich …die Nummern natürlich sowieso nicht, ist ja klar. Es geht um die Aufschrift der Veranstaltung, bei meiner steht z.B. 18. Gebirgsmarathon drauf, beim nächsten ist es der 20. oder bei manchen auch ohne Veranstaltungszahl. Das ist jetzt natürlich nichts für Startnummernsammler- oder fetischisten, aber wir sind schließlich in Schwaben und da ist man sparsam.

Warum hat der Veranstalter überhaupt noch die alten Nummern? Vor der Siegerehrung gibt es eine Tombola mit vielen Preisen, woran jeder teilnimmt der seine Nummer in eine Kiste wirft. Da natürlich jeder was gewinnen will, bekommen die Hiemer’s ihre alten Nummern wieder zurück und wenn sie noch in gutem Zustand sind werden sie wieder verwendet. So ist das bei dieser kleinen familiären und urigen Veranstaltung. Mich stört’s nicht, ich werde meine im Ziel auch abgeben, weil es nach dem Lauf wieder eine Verlosung gibt.

So nebenbei erfahre ich aber auch, dass im Gegensatz zu den letzten Läufen das Ziel nicht mehr an der Mittelstation der Bergbahn ist, sondern nach ganz oben auf die Bergstation verlegt wurde. Der Grund dafür waren wohl einige fehlende Kilometer in den Vorjahren, jetzt soll das mit der Marathon-Distanz besser passen. Auf dem Parkplatz packt Urgestein und Erfinder des Laufes Willi Hiemer sein altes Megaphon aus und begrüßt uns in Immenstadt. Da die Parkplätze hier direkt am Startbereich knapp sind und natürlich jeder direkt vor der Bahn stehen will, weißt er uns als erstes darauf hin: „Wer nicht ordnungsgemäß parkt, kriegt eine Ohrfeige“. Am Ende seiner Rede wünscht er noch dem „Sieger den Sieg“ und dem „Verlierer die Achtung“.

Bei bedecktem Himmel – aber regenfrei – und angenehmen 12 Grad wird pünktlich um 8 Uhr von Willi Hiemer per Megaphon gestartet. Vom Fleck weg geht es gleich leicht bergauf, nach wenigen Metern erreichen wir den überdachten Holzsteg über den Steigbach. Nach der Brücke biegen wir links in den Wald des Steigbachtals ein. Auf dem nachfolgenden Kilometer gibt es zahlreiche Gumpen, Wasserfälle und Felsformationen zu bestaunen.

Nach zwei Kilometern passieren wir die ehemalige Alpe Almagmach, sie ist Baujahr 1800, wurde später in eine Berggaststätte umgewandelt und in ihrem weiteren Verlauf auch als Hotel mit 30 Zimmern geführt. Seit einiger Zeit aber ruht der Betrieb. Wer das nötige Kleingeld hat, kann die Immobilie erwerben, der Kaufpreis beträgt schlappe 1.300.000 €. Der Name Almagmach geht zurück bis ins 18. Jahrhundert und bedeutet verheißungsvoll All-Gemein-Gemach.

Kurz danach wechselt unser Laufuntergrund von Kies auf Teer, hier bekommen wir gleich einen ersten Vorgeschmack auf die steilen Abschnitte die uns noch bevorstehen. Wie viel Grad wird die Steigung haben? Ich weiß es nicht, auf alle Fälle sausteil. Am Ende der Teerstraße verlassen wir den Wald und am Himmel ist ein erstes großes blaues Loch auszumachen. Der Wetterbericht hat tolles Wetter versprochen für heute, man kann jetzt schon absehen, dass das heute so eintreffen wird.

Kurz nach dem Waldrand, gute 5 km sind absolviert, sind einige Pfeile am Boden und Wegmarkierungen an Tafeln angebracht. Rechts ab weist ein Schild Gebirgsmarathon und dem folge ich, etwas komisch finde ich schon dass alle anderen aber gerade aus weiterlaufen, denke aber das werden die 14 km-Läufer sein, deren Strecke sich hier von unserer trennt. Aber unsicher bin ich mir schon und drehe mich immer wieder um, aber keiner folgt mir. Ca. 500 Meter weiter kommt mir der Reporterkollege von LaufReport.de entgegen, der die Spitze der „Kurzstreckler“ fotografiert hat. Er kann mich aufklären dass ich schon auf unserer Rückwegstrecke und somit auf dem falschen Dampfer bin. Im Umkehrschwung mache ich mich auf dem Rückweg, wo mir noch eine weitere Läuferin entgegen kommt, die dem gleichen Irrtum aufgesessen ist. Der Zusatzkilometer, in wenigstens relativ flachen Gelände wird’s nicht rausreißen heute.

Den ersten Verpflegungspunkt erreicht man nach 6 km an der Alpe Mittelberg. Uns werden Wasser, warmer Tee, Müsliriegel und Bananen angeboten. Im Anschluss verlassen wir befestigte Wege und begeben uns direkt ins Gelände. Die massiven und ergiebigen Regenfälle der letzten Tage haben dem Boden schwer zugesetzt, nur sehr schwierig kann ich mich trockenen Fußes über die Wiesen tasten. Richtige Schlamm- und Wasserlöcher gilt es zu überwinden, manchmal nehme ich lieber einen kleinen Umweg in Kauf. Ich bin froh heute die richtige Schuhwahl getroffen zu haben, indem ich meine stabilsten und auch wasserresistentesten Trailschuhe gewählt habe.

An Rande des Wahnsinns

Unterhalb des Stuiben-Gipfels ist für uns der Eintritt in die den Naturpark Nagelfluhkette. Das letzte Stück den Gipfel ganz hinauf müssen wir aber nicht erklimmen, trotzdem zählt er für uns als der erste Gipfel, wir hatten dafür schließlich auch fast 10 km Anlaufweg. Mit genauen Kilometern kann ich jetzt leider nicht mehr dienen, ich bin mir nicht sicher ob mein Sensor zur Entfernungsmessung noch richtig arbeitet. Mir kommt’s nicht so vor, bei extremen Steigungen hat er so seine Problemchen. Kilometerschilder gibt es auf der kompletten Strecke auch nicht, man weiß halt zur Orientierung dass beim Wendepunkt am Hochgrat nicht ganz die Hälfte absolviert ist.

Den nächsten Gipfel haben wir von hier schon im Visier, den 1.737 m hohen Sedererstuiben. Etwas unterhalb der Spitze ziehen wir im Schlamm an ihm vorbei. No. 2 ist abgehakt. An einem Weidezaun abwärts bewegen wir uns Richtung Buralpkopf. Der anfängliche Trampelpfad geht in einen Wiesentrail über. Je weiter es runter geht, umso weniger bleibt am Zaun entlang Spielraum zum steil abfallenden Abgrund. Ganz wohl ist mir hier nicht, wir sind hier ganz schön am Rande des Wahnsinns. Hinter mir höre ich Gejammere: „Aua, da ist ja Strom drauf“, jeder drückt sich hier lieber am Weidezaun entlang, als am Verderben. Ja, das ist schon ein richtiger Abenteuerspielplatz bereits auf dem ersten Kilometer der Nagelfluhkette.

Plötzlich höre ich Hans, einen meiner Wegbegleiter rufen: „Hier sind wir doch noch nie gelaufen, wir müssen viel weiter nach links“. Willi bestätigt seinen Verdacht, er ist hier ein Urgestein und hat den Lauf schon 19. Mal bewältigt. Ich habe beim Abstieg den Einstieg über den Zaun verpasst und mich so bereits zum zweiten Mal verlaufen und alle sind dem Esel gefolgt. Hinter mir sind noch mehrere Läufer auf mich reingefallen. Beschilderung ist natürlich auch Mangelware, genauer gesagt gab es gar keine. Die Laufstrecke hier oben ist die Gratwanderung auf der Nagelfluhkette und nicht extra für den Marathon ausgeschildert. Ich bin froh diesen Harakiri-Weg verlassen zu können und nach ein paar Metern treffen wir auch wieder auf den regulären Trampelpfad. Steil führt er uns über eine glitschig nasse Kuhweide nach unten.

Aber bald geht der Weg wieder nach oben, es gibt nur auf oder ab. Nach einem kurzen vielleicht 10 Meter langen ungesicherten Balanceakt müssen wir wenig später noch einen mit Stahlseilen gesicherten, bestimmt 50 – 70 m langen zweiten Grad aus „Hergottsbeton“ überwinden. So nennen die Allgäuer ihr Nagelfluhgestein. Die Aussicht, die steile Wand hinab ist atemberaubend, hier ist Trittsicherheit gefragt. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es Menschen gibt, die diese Überquerung verweigern würden. Für zarte Gemüter und nicht schwindelfreie ist dieser Run definitiv nichts. Ein bisschen mulmig ist mir hier auch, das gebe ich gerne zu, ich möchte das wirklich nicht verharmlosen. Wer hier einen Fehltritt macht für den gilt nur noch: „Servus Bayern“ – „Habe die Ehre Österreich“.

Immer wieder phantastische Ausblicke auf die vor mir liegende Nagelfluhkette und Fernblicke bis in die Österreicher und Schweizer Alpen vertreiben schnell alle unangenehmen Gedanken, das Panorama ist wirklich unglaublich beeindruckend und schön. Das Gipfelkreuz des Buralpkopf, der an sich eigentlich kein richtig markanter Gipfel sondern eher ein breiter Rücken ist, wird wenig später, nur wenige Meter unterhalb passiert.

Über den Gündleskopf geht es wieder steil bergab zur Gündlesscharte. Viele Starter sind hier mit Stöcken bewaffnet, bei den schmierigen Verhältnissen bestimmt nicht verkehrt, aber man muss mit den Dingern natürlich auch umgehen können. Den letzten Abschnitt habe ich überwiegend gemeinsam mit Hans und Willi zurückgelegt. Bergab ist Willi eine Macht, auch bei diesem extrem steilen Abstieg nimmt er einfach die Stöcke unter die Arme und stürzt sich den Abhang hinab. Mir wäre angst und bange. Er wird aber schon wissen was er macht nach 19 Teilnahmen, denke ich mir.

In der Senke der Gündlesscharte ist für uns die zweite Verpflegungsstelle aufgebaut, ich würde mal schätzen, dass etwa 14 km hinter uns liegen. Nach einer ausgiebigen Stärkung kommt mir hier schon der Führende entgegen. Die ihm nachfolgenden kann ich bei meinem 250 Höhenmeter langen Aufstieg auf dem brutal steilen und rutschigen Hang zum Gipfel des Rindalphorn beobachten. Mit welchem Risiko sich diese Burschen hier runterstürzen ist schon unglaublich beeindruckend. Das letzte kurze Stück nach rechts auf’s Gipfelkreuz wird uns wieder erlassen, für uns geht’s links weiter.

Hier gibt es kein Entrinnen

Ab Rindalphorn wird unsere Wegstrecke etwas weniger rustikal, bis zum Hochgrat ist der Weg vom Alpenverein mit vielen Stufen ausgebaut. Wahrscheinlich weil hier auch besonders viele Wanderer von der nicht mehr allzu weit entfernten Hochgratbahn unterwegs sind. Es gibt sogar einige Abschnitte die im Laufschritt ohne extreme Oberschenkelbelastung bewältigt werden können und ich würde sie aus Läufersicht als den angenehmsten Teil bezeichnen. In der Brunnenau-Scharte ist aber vorerst wieder Schluss mit lustig, es geht wieder aufwärts dem Hochgratgipfel entgegen. Vorher geht es aber noch durch ein richtiges Schlammloch, es gibt hier kein Entrinnen, so verzweifelt ich nach einer Umgehung Ausschau halte. Wenn’s denn sein muss, Augen zu und durch. Bis zum Knöchel stehe ich in der Suhle.

Immer mehr Wanderer bevölkern jetzt um die Mittagszeit die Strecke, aber es gibt kaum Probleme, irgendwie kommen wir schon aneinander vorbei. Vielleicht sind auch einige der Wandersgesellen auf einem der Fernwanderwege E4 oder E5 unterwegs, beide führen über die Nagelfluh-Gratwanderung.

Der Weg des E4 verläuft derzeit von Tarifa an der Südspitze Spaniens über die Pyrenäen, Frankreich und der Schweiz. Im alpinen Grenzgebiet zwischen Deutschland und Österreich werden zwei Schwierigkeitsvarianten angeboten. Die deutsche Voralpenvariante führt hier über den Grat. Anschließend quert der Weg noch Ungarn und führt bis zur rumänischen Grenze, wo die Wegmarkierung vorläufig endet. Vorgesehen ist aber den Weg bis nach Zypern fortzusetzen und er würde dann über 10.000 km lang sein. Müsste man da nicht über Wasser gehen können? ...da kenne ich eigentlich nur einen der das mal geschafft haben soll. Der E5 führt von der Atlantikküste Frankreichs in die Bretagne und anschließend über die Alpen nach Verona und ist 3.200 km lang.

Unser höchster Punkt für heute ist am Gipfelkreuz des Hochgrat bei 1833 m erreicht. 80 rustikale Höhenmeter abwärts mit viel Gegenverkehr sind bis zu unserem Wendepunkt an der Hochgratbahn noch zurückzulegen und unsere gefühlte Halbzeit ist erreicht. 1968 ist hier in Gipfelnähe beim Überflug ein F104G Starfighter verunglückt. Wie gut dass die Hochgratbahn erst 1973 in Betrieb genommen wurde. Nach einer ausgiebigen Brotzeit mit Müsliriegel und Powergel, dazu noch Cola mache ich mich auf den Rückweg, zur Halbzeit zeigt mein Zeiteisen genau 3:30 Std. an.

Meine Muskulatur ist aber schon hart am Limit, eine solche Dauerbelastung für die Oberschenkel ist für einen Flachländer wie mich natürlich schwer zu trainieren. Prompt, eine halbe Stunde später passiert’s, zum ersten Mal bekomme ich während eines Marathons einen Krampf, oder zumindest ist es der Ansatz dazu. An der Oberschenkelinnenseite habe ich im meinem ganzen Leben noch nichts gespürt, eigentlich wusste ich gar nicht dass es ich hier überhaupt Muskeln habe. Ich lege sofort einen Stopp ein und versuche es mit Lockerungsübungen. Dazu habe ich noch eine eigene Trinkflasche dabei mit einer Prise Salz im Wasser. Das ist jetzt ein gute Gelegenheit, mir dies zuzuführen, vielleicht hilft es ja etwas. Und siehe da, nach zwei Minuten geht es wieder, noch zieht es ganz leicht, aber mit der Zeit legt sich auch das. Glück gehabt.

I will survive

Auf dem Weg zum Gipfelkreuz des Rindalphorn werde ich von einer ganzen Meute, auf einer gegenüberliegenden Erhebung sitzend, zurückgepfiffen: „Rechts runter“ rufen sie mir zu. Ach ja, fällt mir wieder ein, da müssen wir ja gar nicht rauf weil es eine Sackgasse ist. So bleibt mir mein dritter Verläufer erspart. Dann nehme ich den diffizilen Abstieg, bei dem mir am Herweg die Läuferspitze entgegen kam in Angriff.

Mit Händen und Füßen arbeite ich mich in den gefühlt, fast senkrecht abwärts führenden schlammigen Rinnen nach unten. Immer noch das faszinierende Bild vor Augen wie hier die Spitze runtergeturnt ist. Am hohen Grasbestand halte ich mich des Öfteren mit den Fingern ein um nicht abzurutschen. Durch den Kopf geht mir hier das Lied von Gloria Gaynor: „I will survive“, zwar nicht im Sinne des Überlebens, so gefährlich ist es nun auch wieder nicht, eher unverletzt die Strecke zu überstehen. Ich hatte heute schon so viele Situationen, bei denen ich auf dieser selektiven Strecke mit den Füßen fast umgeknickt oder weggerutscht wäre. Die vorangegangenen Regenfälle haben natürlich ein Wesentliches dazu beigetragen.

Kurz darauf komme ich wieder an die Versorgungsstelle, sie ist immer noch gut bestückt. Cola ist besonders begehrt. Ein Wort noch zu den VP-Stellen. Insgesamt gibt es 7 Stück, mit denen, die wir doppelt passieren. Die Temperaturen sind heute sehr angenehm, max. ca. 20 Grad aber mit viel Sonne, dafür sind sie auch ausreichend. Empfehlen kann man aber auf alle Fälle das mitführen einer eigenen Trinkflasche oder Trinkrucksack, was ein Großteil auch beherzigt.

Der Rückweg imponiert mir optisch sogar noch mehr als der Hinweg. Immer wieder kann ich neue Bildreize ausmachen, wie die bizarren abgestorbenen Baumreste oder wieder neue beeindruckende Perspektiven der Steilflanken der Nagelfluhkette. Fotos habe ich bewusst nur überwiegend immer nach vorne gemacht um nicht alles doppelt zu knipsen. Die schmalen zu übersteigenden Felsgrate kommen mir seltsamerweise jetzt gar nicht mehr so gefährlich vor. Der Mensch gewöhnt sich wohl schnell an besondere Herausforderungen. Von einem sollte man aber eher Abstand nehmen, dies hier als Berglauf zu bezeichnen, mal abgesehen von An- und Ablauf. Ich würde es eher als Mittelding zwischen Bergsteigen und hoch anspruchsvollem Trail bezeichnen. Geeignet ist die Veranstaltung wirklich nur für Leute die eine Vorliebe für alpines Terrain haben.

Ab Sederer geht es für Acht oder Neun Kilometer immer nur abwärts. Endlich wieder richtiges Laufen. Auf einem Stufenweg mit immer wieder folgenden kleinen Abflussgräben, bei denen einen größerer Sprung von Nöten ist, verlasse ich die Höhen. Die nächste knifflige Aufgabe wartet am Ende des Stufenweges: eine Abzweigung. Ein Läufer steht schon seit geraumer Zeit da und wartet wohl auf Auskunft. „Wo geht’s hin“, fragt er mich. Ich meine links und setzte meinen Weg fort. Heute folgen alle mir, aber diesmal liege ich richtig, nach kurzer Zeit bin ich mir sicher, mich an den Abschnitt zu erinnern. Wenig später kommt dann auch nach langer Zeit wieder einmal ein Gebirgsmarathonschild.

Nach erneuter Verpflegung an der Mittelbergalpe treffe ich wieder am Kreuzungsbereich meines ersten Fauxpas ein. Diesmal weiß ich aber wo’s lang geht. Nach einer kurzen Wiesenüberquerung, die mit Holzbohlen ausgelegt ist um nicht nasse Füße zu bekommen, führt mich ein gut zu laufender Wirtschaftsweg durch den Wald ins Tal. Hier läuft’s mir im wahrsten Sinne des Wortes wirklich gut. Ja, es ist sogar eine richtige Wohltat nach über 6 Stunden Kletterpartie. Aber es geht nicht ganz bis zur Talstation runter, einige hundert Meter vorher ist eine Abzweigung, wo nochmals Wasser und Cola angeboten werden. Wir müssen von hier wieder rauf.

500 hm und ca. 4 km sind nochmals bis zur Bergstation unterhalb des Mittaggipfel zu erklimmen. Soll ich noch erwähnen wie? Ja, steil natürlich wieder, aber wenigstens bis zur Mittelstation auf einer Teer- und später auf einer gepflegten Naturstraße. Bei den letzten Austragungen war das Ziel immer an der Mittelstation, heuer hat man es auf die Spitze(n) getrieben. Oben ist dann unser Gipfel No. 13, die vorherigen mussten ja doppelt bezwungen werden. Das Höhenprofil nach Softwareauswertung sieht dann auch aus wie die Krone des Bergkönigs.

Als ich im Ziel eintreffe, ist schon die Verlosung in vollem Gange. Schnell die Startnummer runter und in die Kiste. Wenig später werde ich dann auch schon gezogen. Mein Gewinn passt bestens zur Veranstaltung: ein Paar Outdoor-Socken von einem namhaften Hersteller, bestens geeignet für eine Wanderung über die Nagelfluhkette. Jeder Finisher erhält bei der Siegerehrung ein Veranstaltungsshirt und eine Medaille. Wer es eilig hat, der bekommt alles natürlich schon vorher ausgehändigt.

Was gibt’s noch zur Höhen und Distanzmessung zu sagen? Meine Softwareauswertung ergibt 2950 Höhenmeter aufwärts und 2300 hm abwärts. Kann irgendein Marathon mehr bieten? Vielleicht einer im Himalaya. Ob die Marathondistanz auch erreicht oder durch die Verlängerung jetzt sogar überschritten wurde kann ich leider nicht überprüfen. Hier hat meine Laufuhr oder genauer gesagt mein Laufsensor am Schuh vollkommen versagt, immerhin das Flaggschiff des größten deutschen Herstellers. Es werden nur 26 km angezeigt, die Schrittlänge nach oben kann der Sensor offenbar nicht mehr richtig umrechnen. Im Übrigen nicht nur bei mir, sondern auch bei Willi, mit dem ich mich noch unterhalte und der dasselbe Modell besitzt, ist es so. Da waren die GPS-Leute bestimmt besser dran.

Was bleibt ist ein Marathon mit besonderem Erlebnischarakter, geprägt durch einen steten Wechsel von Auf und Ab, gepaart mit faszinierenden Ausblicken an einem außergewöhnlich schönen Flecken Erde. Aber nicht für Jedermann zu empfehlen, hier sind die Alpin-Freunde gefragt.

Willi Hiemer bei der Begrüßung per Megaphon.
In der Garage gibt es die Startnummer.
Dann geht's los, bald kommt die überdachte
Holzbrücke.
Gleich wird's richtig steil.
Vorbei an Gumpen und Wassefällen.
Alpe Almagmach ist für lumpige 1.400.000 €
zu erwerben.
Das Schild wurde mir zum Verhängnis.
Der LaufReport.de-Reporter hat mich gerettet.
Die erste Brotzeit gab's an der Alpe Mittelberg.
Richtig matschig ging's weiter.
Blick auf den Sederer...
...und etwas unterhalb des Gipfels stapft man
im Sumpf vorbei.
Der Buralpkopf kommt aber schon in Sicht.
Hier unten links am Eck wäre der Einstieg in die
richtige Strecke gewesen, ich bin aber gerade
aus am Zaun entlang runter ...am Rande des
Wahnsinns.
Und wie das halt so ist beim Herdentrieb,
alle folgen dem Leithammel, wenn's sein muss
ins Verderben..
Balanceakt über einen ungesicherten Grat..
Wir mussten ganz schön kraxeln.
Rechts geht's ein paar hundert Meter runter.
Gipfelkreuz am Buralpkopf.
Wie die hier runterbrettern ist schon irre.
Das war laufmäßig der schönste Abschnitt,
im Hintergrund der Hochgratgipfel.
Willi macht sich den Weg frei.
Der Wendepunkt ist in Sicht.
Endlich wieder eine verdiente Brotzeitpause.
Dem Sumpf gab es kein Entrinnen.
Die Haflinger machen schon Siesta.
Das ist der grausame Abstieg in die
Gündlesscharte.
An den Gräsern konnte ich mich immer noch
festhalten.
Beim Rückweg erschien mir der Grat nicht mehr
ganz so gefährlich.
Die bizarren Baumreste sind schön anzusehen.
Früher war immer an der Mittelstation das Ziel.
Jetzt "dürfen" wir nach ganz oben.
Endlich im Ziel.
 
Bernie
7:26:13
Das Höhenprofil sieht aus wie die Krone des
Bergkönigs. 2950 hm pos, 2300 hm neg.
 
 
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