Abfahrt
war 6.15 Uhr bei Otto, das bedeutete wieder grausam früh aufstehen,
bereits um 5 Uhr klingelte der Wecker, um ja rechtzeitig zwei Stunden
vor dem Start, wie vorgeschrieben unsere Startunterlagen entgegen
nehmen zu können. Unser Weg führte uns nach Pleinfeld
am Brombachsee. Das fränkische Seenland, welches den Großen
und Kleinen Brombachee, Igelsbachsee, Altmühlsee (den kennen
wir auch vom dortigen, mehrmals gelaufenen HM) und Rothsee beinhaltet,
liegt knapp 50 km von Nürnberg und fast 100 km von Augsburg
entfernt an der B2.
Der Stausee dient vor allem der Wasserregulierung für das angeblich
regenarme Nordbayern (bei uns im Süden regnet es scheinbar
mehr), dem Hochwasserschutz sowie der Freizeiterholung, wovon auch
wir jetzt gehörig Gebrauch machten. Bauzeit war von 1983 –
1999, rausgekommen ist ein wirklich sehr schönes Naherholungsgebiet
und eine tolle Laufstrecke um den 2 km breiten und 5 km langen See.
Otto hatte sprachlich so seine Mühe mit den "Franggen"
und musste schon genau hinhören beim abholen des Starter-Pakets,
welches auch wirklich reichhaltig bestückt war mit T-Shirt
oder Mütze, Gutschein für die Nudelparty, Trinkflasche,
vorgedruckter Blanko-Urkunde, diversen Proben und im Ziel gab es
für alle noch eine Medaille und wenn nötig eine Massage.
Jan konnte sich auf der Marathonmesse mit einem Paar knallgelber
Asics-Rennschuhe beglücken, schon lange war er auf der Suche
danach, während Gerhard so seine Probleme mit dem anheften
der Startnummer hatte, beim ersten Versuch rissen schon die Löcher
zum einfädeln der Sicherheitsnadeln aus. Mehrmals zog er sein
Shirt aus und an, natürlich zu unserem Vergnügen. Hier
in der Brombachseehalle herrschte noch eine richtig angenehme entspannte
Ruhe, das ist halt der Vorteil wenn man auf dem "Land"
ist. Gerhard's kleine Show-Einlage kam uns da gerade recht, einer
von unseren Pro7-Leuten hat halt immer was zu bieten, sie haben
ja auch das Slogan: "We love to entertain you" im Programm.
So langsam trafen mit Mario und Heiko auch die letzten TT-ler ein.
Um 9 Uhr machten wir uns per Shuttlebus auf den Weg zum Startbereich
an den Damm am Großen Brombachsee. Die letzten Wolken waren
bereits am abziehen, es war aber mit 7 Grad noch relativ frisch,
was uns die Wahl nach der richtigen Laufkleidung etwas erschwerte,
im Verlauf des Tages sollte es dann auch noch bis zu 24 Grad warm
werden. Otto hatte sich vor ein paar Tagen noch kurzfristig für
den Marathon umentschieden, sein Start war bereits um 9.30 Uhr angesetzt.
Punkt 10 Uhr wurden dann auch wir Halbmarathon-Läufer in der
Mitte des Hauptdammes mit einem lauten Knall in Bewegung gesetzt.
Pünktlich zum Beginn waren auch Siggi und Hans mit dem Bike
angedüst, um uns wieder mit tollen Fotos zu versorgen. Vom
Start weg ging’s erstmal einen Kilometer Richtung Allmannsdorf,
um aber die ursprüngliche Strecke von 18 km, die hier bis 2004
gelaufen wurde, auf die HM-Distanz zu strecken, muss jetzt noch
einmal auf einem Feldweg etwas unterhalb des Dammes bis auf die
andere Seite Richtung Pleinfeld zurück gelaufen werden und
dann der komplette Damm, jetzt wieder oben noch einmal absolviert
werden. Ich fand diese Steckenverlängerung, im Gegensatz zu
2005 als man eine ähnliche Passage, nach absolvieren der kompletten
Seenrunde einfügte, optimal gelöst.
Dieser Feldweg war dann auch das einzige Stück, das vom Untergrund
etwas schwieriger zu laufen war, ansonsten lief man größtenteils
auf asphaltierten oder zumindest sehr gut zu laufenden Wegen.
Gerhard und Mario hatten sich einiges vorgenommen, die Bestzeiten
sollten auf alle Fälle fallen und dem entsprechend legten sie
auch los. Mario zog als erster mit seiner berühmten Harakiri-Taktik
(schnell anlaufen und schau’n wie lange es gut geht) davon.
Gerhard ließ dies aber unbeeindruckt und schnappte ihn sich
bereits nach 6 km wieder. Größtenteils verlief die Strecke
hier am Nordufer im Schatten von großen Bäumen und auch
ein erster leichterer Anstieg musste bewältigt werden.
Nachdem Gerhard und Mario die 10 KM HM-Marke passierten, trafen
sie auf Otto, der hier ein erste Schleife um den Igelsbachsee einlegen
musste und im Anschluss auf die schnelleren der Halbmarathonläufer
stieß, weiter ging’s für ihn und die Marathonis
mit zwei weiteren Runden um den Kleinen Brombachsee, während
den "Halben" dies erspart blieb. Nach beenden dieser Schleifen,
lief er jetzt auf die langsameren der HM-Läufer/innen und ersten
Nordic Walker/innen auf, nachdem er sich diesen Drehwurm gelaufen
hatte, meinte er gar nachher, 3 Runden um den Kleinen Brombachsee
hinter sich gebracht zu haben. Dass er sich jetzt durch das Feld
der hinteren HM-ler und NW-ler kämpfen musste, gefiel ihm auch
überhaupt nicht, allzu gerne hätte er sich jetzt der Rambo-Aktion
von Margot bedient, die beim vorwöchentlichen Trainingslauf
im Druidenwald mal kurz eine Nordic Walkerin zur Seite bugsierte,
was natürlich versehentlich passierte, wie ausdrücklich
betont wurde. Vielleicht hat sie ja auch was Ähnliches in Achim
Achilles neuestem Buch: Das Walker-Hasser-Manifest gelesen und gleich
getestet! ;-))
Am Ende des Kleinen Brombachsees erspähte Margot ein kleines
Gehege mit Wildschweinen, was sie mir später natürlich
voller Stolz unterjubelte, dafür hatte ich aber heute keine
Zeit, ich war doch zu diesem Zeitpunkt mit einem für mich sehr
flotten 4:25 Schnitt unterwegs, weshalb mir dieser entgangene Augenschmaus
gar nichts ausmachte. Im weiteren Verlauf an der Südseite des
Sees, brannte die Sonne jetzt doch schon gehörig auf unsere
Häupter, man war froh wenn’s wieder zurück in den
kühlen Wald ging. Das Singlet wäre jetzt doch die bessere
Bekleidung gewesen.
Bei Km 13 (HM) kam dann wieder mal eine flache längere Steigung,
im Anschluß daran konnte man es aber wieder ca. 500 m bergab
laufen lassen. In Ransberg passierten wir die Trimaran-Haltestelle,
der auf dem See gerade seine Runde mit den Ausflüglern drehte.
Heiko kämpfte nach 15 km (HM) mit recht unangenehmen Magenproblemen
und konnte keine Flüssigkeit mehr aufnehmen, woraufhin er sein
Tempo doch deutlich runterschrauben musste. Noch schlimmer erwischte
es Otto, irgendwo um KM 35 (M) knickte ihm der Fuß weg, was
in dann zu einem Halt bei den "Sannis" zwang. Den Rest
der Strecke konnte er nur mehr gehend zurücklegen. Bei Jan
und Karin lief es deutlich besser, sie waren wirklich mit einem
super Speed unterwegs.
Bei Km 18 (HM) endete unsere herrliche Seenumrundung, jetzt hieß
es noch ein Stückchen den Berg hinauf, da musste man am Ende
dieses Laufes schon nochmal gewaltig die Backen aufblasen, aber
dann ging’s wieder ein Stück bergab zum Luftholen bis
zur "Weizentankstelle", dem letzten Getränkestand.
Margot hat den Hopfensaft natürlich zielsicher erspät
und ließ sich einige Schluck des kostbaren isotonischen und
vitaminhaltigen Getränkes sofort schmecken. Anschließend
ging es natürlich gleich besser, das letztes kurze Stück
den Berg hoch.
Die letzten ca. anderthalb Kilometer rollte es anschließend
bis ins Ziel leicht bergab. In Pleinfeld an einer Unterführung
saß eine Trommlergruppe und heizte uns auf den letzten Metern
noch einmal richtig ein. Nach dem Spalter Tor konnte man auch schon
das Ziel erblicken. Zielsprecher Peter Maisenbacher begrüßte
viele Läufer namentlich im Ziel am Marktplatz.
Gerhard mit 1:31:26 und Mario mit 1:34:15 brachten ihre neuen Bestzeiten
ins Ziel und kurz danach konnte auch ich mit 1:36:02 eintrudeln.
Das Duell der beiden in Chicago in 3 Wochen lässt einiges erwarten.
Jan konnte im Ziel auch eine neue HM-Bestmarke aufstellen, trotz
bereits 5 absolvierten Marathons in diesem Jahr. Karin verfehlte
nur knapp ihre Bestzeit, ohne den knackigen Schlussanstieg wäre
das bestimmt auch recht knapp geworden. Nach Analyse mit meiner
Polar-Software war klar erkennbar, dass diese letzten 3 Kilometer
mit dem Anstieg und bergigen Teil doch einen Zeitverlust von ca.
einer Minute nach sich zogen. Margot war selbst nicht ganz zufrieden
mit ihrer Zeit, es reichte aber dennoch für den Altersklassensieg
und einen schönen Steinpokal und die Wildschweine hatte sie
ja auch gesehen. Für ihren Saisonhöhepunkt in NYC bleibt
auch noch ein bisschen länger Zeit um sich zu steigern. Heiko
kämpfte sich trotz aller Probleme bis ins Ziel durch und wurde
auf den letzten Metern noch von Gerhard ein Stück begleitet.
Dann mussten wir lange warten. "Wo ist Otto?", den ähnlichen
Satz von TV-Reporter Bruno Moravetz hatte ich im Ohr, er suchte
Skilangläufer Jochen Behle bei den Olympischen Winterspielen
1980 in Lake Placid, als dieser trotz Zwischenbestzeit nicht im
Bild gezeigt wurde und seine späteren Zwischenzeiten nicht
eingeblendet wurden. Wie abgemacht liefen wir zum Auslaufen noch
einmal runter zum See, um ihn die letzten Kilometer des Marathons
ins Ziel zu begleiten. Irgendwann gaben wir es auf und machten uns
auf den Weg zurück zum Duschen und zur Nudelparty, die uns
sehr gut mundeten. Mit Verspätung trudelte Otto dann doch noch
bandagiert und gehend im Ziel ein. Sein 25. Jubiläums-Marathon
verlief leider nicht ganz wie erwartet. Hoffentlich ist dadurch
sein Start in Chicago nicht gefährdet? Die wunderbare Strecke mit tollem Panorama
kann man wirklich jedem empfehlen, durch die mehr als 100 Höhenmeter
vielleicht nicht unbedingt Bestzeiten prädestiniert aber die
Wege sind wirklich hervorragend zu laufen und schönes Wetter
haben die Franken hier wohl jährlich zum Marathon abonniert.
Dazu ist Pleinfeld für uns Augsburger noch sehr gut zu erreichen,
wir schafften es locker in einer Stunde Fahrtzeit. Einer Wiederholung
sollte eigentlich nichts im Wege stehen. |
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