7. Mai 2006, 10.00 Uhr, Vienna City Marathon
Autor: Bernhard Manhard
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Teil 2 Marathon und Ausklang   Teil 1 Anreise und Wien-Erkundung
   
Marathon-Start

Am Sonntag um 8. 30 war Abfahrt zum Marathon-Start, die U-Bahn war prall gefüllt, wer hier vor der Donaubrücke raus wollte, musste schon ziemlich die Ellbogen einsetzten. Die Reichsbrücke über die Donau und die Donauinsel vor den Hochhäusern der UNO-City war das Startgelände. »Fast wie in New York« könnte man als weit gereister vergleichen. Das Wetter war ideal: etwas kühl, kleine Wolkenlücken, laut Vorhersage sollten es maximal um die 17 Grad werden und es sollte trocken bleiben. Die Kleiderbeutel wurden in LKW's deponiert und der Sprecher forderte uns Läuferinnen und Läufer auf, die markierten Startblöcke einzunehmen. Aber Otto musste 25 min vor Start unbedingt noch einmal ein Dixie aufsuchen. Zusammen mit Jan suchte er das »Örtchen« auf. Noch 10 Minuten zum Start und die beiden waren immer noch nicht zurück, wir wurden langsam ungeduldig. Otto schaffte es dann doch noch, er hatte Jan verloren und fast nicht mehr zum Treffpunkt zurück gefunden. Zu allem Übel waren an den Toiletten noch lange Schlangen, so dass er unverrichteter Dinge wieder zurückkehrte. Glücklicherweise klärte uns Hans (oder war es Gerhard?) schon am Vorabend auf, wie die Profis das machen: einfach laufen lassen, wird halt ein bisserl warm. Gerhard wollte jetzt doch nicht mit mir die »3:29« versuchen zu knacken, so machte ich mich alleine auf, im blauen Startblock nach Martin zu suchen. Was überhaupt kein Problem war, da er mit seinem bayerischen Rautendress und dem Bierhut von der »Wiesn« nicht zu übersehen war. Otto, Tani und Gerhard starteten gemeinsam einen Startblock hinter uns. Hans und Margot waren in anderen Startblöcken eingeteilt, Jan sah ich nicht mehr vor dem Start. Grete Laska, Vize-Bürgermeisterin und Stadträtin für Sport, sprach die Grußworte, dann wurde noch der »Song of Joy« gespielt, da hatte ich schon ein bißchen Gänsehaut, und los gings. Unter dem Riesenjubel der Aktiven und der vielen Zuschauer setzte sich das Läuferfeld in Richtung Praterstern in Bewegung. Bis zur Startlinie benötigten wir noch ungefähr 2 Minuten.
23.961 Läufer in den verschiedenen Bewerben des Vienna City Marathons waren am Start. Für den Marathon waren es 6.825 Teilnehmer aus 87 Nationen, 1.138 davon waren Deutsche, sie stellten wieder das stärkste Ausländerkontingent. Es hatte 12°C am Start, leichten Wind und zeitweise direkte Sonneneinstrahlung.
Nach 2 Km trafen Martin und ich auf eine Gruppe »Pizzabäcker«, die mit einem Pizzablech in der Hand durch die Straßen jonglierten. »Pizza, Pizza« hallt es durch die Straßen und Martin stimmte mit seinem Bierhut gleich mit ein: »Bier, Bier«, da kam gleich Riesenstimmung unter Zuschauern und Läufern auf. Nach ungefähr 2,5 Kilometern gings links auf die Hauptallee. Vor uns sahen wir das 1896/97 errichtete Riesenrad mit den 30 Gondeln, das man 1916 wieder abreißen wollte. Aus Geld- mangel ist es dazu nicht gekommen, und so dreht sich das fast 65 Meter hohe Rad noch heute und ist eines der Wahrzeichen der österreichischen Haupt- stadt. Hier standen viele Menschen und feuerten uns an. Immer wieder wurde Martin heute im Ur-Wienerisch mit »Baiijon, Baiijon«, gemeint war Bayern, angefeuert.
Nach den ersten Kilometern war jetzt teilweise schon richtig warm und schwül, Martin warf seine Handschuhe weg und kämpfte auch damit, das gleiche mit seinem Hut zu machen.
Wir liefen links über den Donaukanal und am Schwedenplatz noch einmal links auf den Franz-Josefs-Kai und kamen so auf den Stuben-Ring. Links konnte man das riesige Gebäude, in dem das Wirtschaftsministerium unterbracht ist sehen und kurz darauf wurden wir am Schubertring erstmals mit klassischer Musik empfangen. Wir kamen zur Oper und sahen jenen historischen Teil, der vom ursprünglichen Bau von 1869 erhalten geblieben ist. Dann liefen wir links in die Operngasse und kamen so auf die Linke Wienzeile. Vereinzelt feuerten uns ein paar Fans an, ansonsten war es ruhig auf diesem Streckenabschnitt. »Schau a Zauberer« konnten wir mal vernehmen, womit Martin gemeint war. Jetzt wissen wir auch, dass in Wien die Zauberer wohl bayerische Kostüme tragen. An der Verpfle- gungsstelle bei Kilometer 15 gab es zu Wasser und Powerade, jetzt auch Bananen. Dann kam einer der Höhepunkte der Strecke: Schloss Schönbrunn der Sommer- sitz von Kaiserin Maria Theresia. Über 6 Millionen Menschen kommen jedes Jahr hier her, um das Schloss und den Park zu besichtigen. 190 der insgesamt 1.441 Räume des Schlosses sind als Wohnungen an Privatpersonen vermietet.
Wir liefen weiter durch die Mariahilfer Straße, kamen am Westbahnhof mit Blick auf unser Hotel vorbei. Martins Eltern stand en auch an der Mariahilfer Straße und konnten so Petra vor dem dehydrieren bewahren, da im hinteren Läuferfeld kaum mehr Wasser für die Läufer zur Verfügung stand. Am Museums-Quartier gings vorbei zum Burg- ring, wo es für die »Halben« rechts ins Ziel auf den Heldenplatz ging. Dort herrscht eine Riesenstimmung und Hochspannung, denn bald sollte hier der Marathonsieger einlaufen.
Nach der Zeitnahme für die Halbdistanz standen weitere Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. Zuerst kam das 1874 – 1883 als Sitz des Reichsrates erbaute Parlamentsgebäude mit der Statue Pallas Athene, der griechischen Göttin der Weis- heit. Gleich darauf folgte rechts das Burgtheater. »Speedy« Hans ging mit der irrsinnigen Halbmarathon-Zwischenzeit von 1:33 durch. Später musste er aber dafür doch noch büßen.

Halbzeit

Wir überquerten den Donaukanal über die Friedensbrücke und kamen auf die Obere und später auf die Untere Donaustraße. Auf der anderen Seite des Donaukanals konnte man den markanten Ziegelbau der 1848 errichteten Roßauer-Kaserne mit den zin- nengekrönten Ecktürmen, die einst bis zu 4.000 Soldaten und an die 400 Pferden Unterkunft bot, sehen.
Bei km 26 trafen wir dann auf »unsere Fangruppe«. Ernst, Hilde und Hans hatten sich hier mit ihrer Fliegersirene vom 2. Weltkrieg aufgebaut, beinahe hätten sie eine handfeste Rauferei ausgelöst, da sich wohl ein Wiener in der Ruhe gestört fühlte.
Bei km 27 waren wir wieder auf der Schüttelstraße, die wir später ein drittes Mal durchliefen. Aus der Gegenrichtung kamen die Läuferinnen und Läufer, die hier ungefähr 11 Kilometer vor uns lagen. Auf der Stecke herrschte Hochbetrieb und die vielen Zuschauer wurden live und übers Radio bestens unterhalten. Nach der Getränkestation bei km 28 konnte ich Martin nicht mehr folgen. Bis hier hat er mich im perfekten »4:55-Schnitt« gezogen. Jetzt musste ich aber doch etwas langsamer machen. Mir war schon jetzt klar, dass ich die 3:29 nicht mehr laufen würde. Kurz darauf kam mir die Österreicherin Susi Pumper entgegen, die mit dem 4. Platz knapp das Stockerl verpasste. Die Zu- schauer jubelten ihr trotzdem begeistert zu!

Im Prater

Bei Kilometer 30 ist man wieder im Prater, dort überquerte man die Hauptallee. Beim Ernst-Happel-Stadion, irgendwie hab ich es gar nicht mehr gesehen, gab es einen Wendepunkt und anschließend lief man gut zwei Kilometer auf der Hauptallee bis zum 1781 bis 1783 erbauten Lusthaus. Wir umrundeten das Lusthaus und liefen auf gleichem Weg zurück. Auf diesem Streckenabschnitt sollte Mozart mit seinen genialen Kompositionen den Läuferinnen und Läufern Beine machen. Aus zahlreichen Lautsprechern ertönte seine Musik. Margot wurde wohl davon richtig beflügelt und steigerte am Ende ihre Bestzeit sensationell um eine halbe Stunde. Kurz darauf kamen mir auf dieser Elend langen Geraden Tani und Gerhard entgegen. Sie saßen mir schon dicht im Nacken.
Die letzten Kilometer wurden jetzt auch noch ziemlich sonnig. Zwischen km 40 und 41 überholte mich Tani, nachdem sie schon Otto, Jan und Gerhard stehen ließ, war jetzt ich an der Reihe. Jetzt hatte sie uns Männer alle »gefressen«. Bei Kilometer 41 kam die Cola-Zone mit Duschmöglichkeit, ich lief durch aber das Wasser kam ziemlich spärlich. Die Zuschauer standen rechts und links geschlossen Spalier und lärmten anständig. Bis zum Ziel herrschte jetzt richtig gute Stimmung. Rechts ging es durch das Burgtor, die Menschen klatschen und jubeln, die Tribünen waren sehr gut besetzt und das Ziel war endlich erreicht. Ich konnte meine Bestzeit noch unterbieten und war sehr zufrieden. »Speedy« Hans war bereits mit der tollen Marathon-Debüt-Zeit von 3:25 im Ziel. Und Martin ist von seiner Pace nicht abgekommen und lief locker in 3:29 ein.

Endlich im Ziel

Dann gab es für alle Finisher die Medaille und man konnte noch ein Zielfoto machen lassen mit Medaille. Hier traf ich auch gleich Tanja (3:35) und Gerhard (3:36), ich war wie bereits in New York, wieder eine Minute hinter ihm. Jeder bekam noch ein «Labe-Sackerl« mit weiteren Getränken und Obst. Dann gingen wir raus auf die Grünanlage, wo ein richtiges Volksfest veranstaltet wurde. Kurze Zeit später kam auch schon Otto (3:46) ins Ziel, er hatte heute mal wieder richtig Gas gegeben und seine Bestzeit nur knapp verfehlt. Danach fiel er uns jedoch hinterm Fliederbusch fast ins »Koma«. Nach einer Stunde kam er langsam wieder zum Leben, wollte aber von Niemanden mehr was wissen. Mit dem Handtuch über dem Kopf, sah er aus wie von der Fremdenlegion. Jan ließ es etwas ruhiger angehen (»Habe zu wenig trainiert«) und kam mit 4:04 entspannt und wie immer lächelnd ins Ziel. Unsere »Heldin« Margot finishte wenig später in 4:27. Später im Hotel zurück begossen wir diese Leistung ausgiebig mit einigen Bierchen.

                 
     
  MARATHONSTART. Vor der Reichsbrücke
war Start, dann über die Donau.
HAUPTALLEE. Von hier konnte man das
Prater-Riesenrad gut sehen.
WIRTSCHAFTSMINISTERIUM. Links von uns lag dieses riesige Gebäude.
VER SACRUM. Das Ausstellungsgebäude
der Künstlervereinigung
"Wiener Secession".
     
  So schaun in Wien
die Zauberer aus.
      Petra's private
Wasserstation.
 
SCHLOSS SCHÖNBRUNN. Der Sommersitz
von Kaiserin Maria Theresia.
PARLAMENT. Mit der Statue der griechischen
Göttin Pallas Athene.
FLIEGERSIRENE. Unsere Fangruppe mit Ernst,
Hans und Hilde ließen die Sirene richtig heulen.
ERNST-HAPPEL-STADION. Hier war noch
ein Wendepunkt bevor es auf die lange
Hauptallee durch den Prater ging.
MARGOT. Wurde von
Mozart richtig beflügelt.
"SPEEDY" HANS.
Gab wie immer
Vollgas.
LUSTHAUS. Wir mußten es umrunden und den gleichen Weg zurück.
ZIEL. Durch das Burgtor ging es zum Zieleinlauf.
Vienna City Marathon    
Stadtlauf Augsburg    
Heidenheim    
Landkreisstaffel    
Gletschermarathon    
Altmühlseelauf    
Kuhsee Triathlon    
Alpseelauf
Altötting HM
Friedberg HM
windsor half marathon
Berlin Marathon
Loch Ness Marathon
München Marathon
Dublin City Marathon
Trentino Half Marathon
Unter-Tage Marathon
Silvesterlauf
ERGEBNISSE
TOMJ-RUNNER. Allerseits gute Laune nach den hervorragenden Leistungen!
Beim "Heurigen"

Am Abend ließen wir uns mit 2 Taxis nach Grinzing zum »Heurigen« chauffieren, dort waren wir auch mit Martin, Petra und Familie verabredet, die hatten nach dem Lauf noch Ihren Sightseeing-Marathon fortzuführen und besichtigten u.a. noch den Prater. Otto war jetzt wieder Top-Fit. »Speedy« Hans war bereits mit dem Zug auf dem Heimweg.
Das Wort »Heuriger« hat eine Doppel- bedeutung und meint sowohl den Wein der letzten Ernte, der im November des folgenden Jahres zum »Alten« wird, als auch den Ort, wo man ihn trinkt. Die Geschichte des Wiener Heurigen geht eigentlich auf den römischen Kaiser Probus zurück, der im Jahre 276 seinen Legionären den Weinanbau in den Provinzen erlaubte. Auch im Mittelalter finden sich zahlreiche Quellen, die sich auf den Wein beziehen, so z.B. ein Schreiber, der seinen Zeitgenossen riet, »nie mehr als sechs Maß (Liter) auf einen Sitz zu trinken, da die Mäßigkeit eine gar gottgefällige Tugend ist«. Wir füllten deswegen unseren Flüssig- keitshaushalt auch ganz ordentlich auf und auch von Jan’s Flasche Honig-Wodka (oder wars Slibovic?) blieb nicht mehr viel übrig. Bevorzugt wurden Speisen wie Schnitzel, Cordon Bleu, Bratkartoffeln und Schmalzbrot verspeist, alles was wir uns in der Marathonvorbereitung wochenlang entsag- ten. Gerhard entpuppte sich auch beim Essen als großer Meister, nichts war mehr vor im sicher und zu allem bestellte er sich Extra-Portionen.
Alles hat einmal ein Ende und so mussten auch wir am nächstem Morgen die Heimreise antreten.

   
  BIERCHEN. Wir tranken im Hotel auf Margot's Bestzeit.  
FIAKER. Martin hängte mit seiner Familie nach
dem Rennen noch eine Sightseeing-Tour an.
 
       
Unsere Zeiten:  
   
         
Hans
3:25:08
Martin
3:29:08
Tanja
3:35:14
Gerhard
3:36:34
 
Bernhard
3:37:45
Otto
3:46:47
Jan
4:04:53
Margot
4:27:30